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Re: "Cyberbar"



> Anlaesslich des Bibliothekarstages in Goettingen ergeht
> hiermit freundlichst die folgende Einladung an alle Listenteilnehmer:
> WANN:     Donnerstag, den 8. Juni 1995, ab 20.00 bis 23.30 Uhr
> WO:       "Cyberbar"
>           im SCENE BUILDING, Goettingen, Groner Str. 6

Ein Erlebnisbericht.

Ich traf um ca. 20:30 ein. In einer Strasse in der Goettinger
Innenstadt in der Groner Str. 6 befindet sich ein verlassenes
Moebelhaus. Die Schaufenster sind leer, aus dem Eingang droehnt
Techno-Musik. Das muss die Hausnummer 6 sein, also hinein. Ein
winziges Schild weist auf die Cyberbar hin, die Treppen fuehren in
den 2. Stock. Die droehnende Musik kam nicht direkt von dort, man
hatte nur einen Lautsprecher im Hausflur angebracht. Glueck gehabt.
Oben angekommen sah ich als erstes das riesige Schild mit
Apple-Werbung, dann den etwas abgedunkelten Raum, ca. 100 qm mit
einer grossen Bar an einer Seite und einer abgesperrten Flaeche auf
der anderen Seite. In dieser Flaeche findet anscheinend tagsueber ein
Verkauf von Scene-Klamotten statt, abends ist der Bereich ungenutzt
aber einsehbar. In der Mitte des zur Verfuegung stehenden Raumes gibt
es aus Stahlblech zusammengeschweisste Rondells, in denen je 4
Mac-Monitore eingelassen sind. Auf einer umlaufenden Konsole liegen
die Tastaturen und Maeuse.

Eine heftige Nutzung war den ganzen Abend selbstverstaendlich.
Nicht nur Teilnehmer des Bibl.Tages, auch die vermutlich oft
erscheinenden Stammgaeste (die Leute mit der Kappe verkehrtherum
auf dem Kopf) waren vertreten. (O-Ton an einem der Terminals:
  "Was sind'n das fuer komische Typen hier?" -
  "Das sind wohl welche von dem Bibliotheken-Dingens!")
Die Atmosphaere war den ganzen Abend entspannt (abgesehen vom Bereich
um den Zapfhahn herum), Gespraeche waren zum Glueck ohne weiteres
moeglich, der Musikpegel hielt sich in ertraeglichen Grenzen. Die
Cyber-Bar hat weniger einen Disco-, noch einen Cafe-Charakter,
eher einen Tick von einer Kneipe mit etwas Spielhoelle.

Was machen denn nun die Leute an den Consolen? Was wird im WWW
recherchiert, welche Server benutzt? Der Renner bei den Stammgaesten
war ein Server, der die Fernkommunikation erlaubt (siehe Netscape -
What's new - Seite). Man gibt einen Satz oder mehrere ein, schickt
ab und liest die Antworten der anderen Teilnehmer aus aller Welt. Das
gab es doch schonmal? "Relay" im Bitnet, vorher und jetzt noch die
Mailbox-Szene, IRC im Internet. Immer wieder, sei es per Modem,
Bitnet, Telnet, Telefon, Fax trifft man diese CB-Funk artige
Kommunikation. Hmmm.

Auf jeden Fall gelohnt hat sich das Treffen, wenn man die vielen
Einzelgespraeche Aug' in Aug' (!) Revue passieren laesst. Das
Experiment mit den WWW-Zugaengen ist nach einhelliger Meinung aller,
mit denen ich gesprochen habe, ein sehr interessantes, leider aber
in der momentanen Form nicht sehr lukrativ fuer den Betreiber.
"Normale" Kundschaft kommt herein, bestellt ein Getraenk und haelt
sich den Abend daran fest. Die Benutzung der Terminals kostet
naemlich gar nichts.

Das Treffen war uebrigens gegen 4:00 Uhr morgens zu Ende.

Gruesse,
Michael (der sich ueber den heutigen Feiertag in NRW freut, aber das 
Wetter verflucht).

 |   |      _) __ \          Michael.Schaarwaechter _at__ ub.uni-dortmund.de
 |   | __ \  | |   |  _ \    Uni Dortmund, Library
 |   | | | | | |   | (   |   Vogelpothsweg 76, D-44227 Dortmund
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