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Re: Eingrenzung der Internetnutzung/Fr. Schulz



Liebe Liste,

bitte entschuldigen Sie - ich glaube, ich bin derzeit etwas
streitsuechtig ...

Zuerst einmal vielen Dank; ich habe heute abend von Herrn Homann
gelernt, dass man sich bei Recherchen einen "Medienbruch" heben
kann ;-) 

> aus Sicht des Rechercheurs waere es aber kraeftezehrend
> unpraktisch,

Welch gewaltiges Wort - kraeftezehrend.

Ich habe es nach zwei abgebrochenen Hochschulstudiengaengen "nur" 
zum Diplom-Bibliothekar gebracht, erinnere mich aber recht gut
daran, dass nicht die raeumliche oder anderweitige Getrenntheit
meiner Informationsquellen meine Kraefte aufgezehrt haben
(allenfalls das Buecherschleppen; die Zeit der Medienbrueche
zwischen OPAC und WWW lag noch in weiter Ferne).

> z.B. bei einer bibliographischen Zusammenstellung zu Roger
> Penrose und Kurt Gödel eine raeumliche Trennung der benutzten
> Informationssysteme (OPAC und {WWW}) vorzufinden.

Und wenn wir die raeumliche Trennung endlich gluecklich
ueberwunden haben (hier geht es, wohlgemerkt, nicht um die
raeumliche Trennung der Informationsquellen zwischen der
Bayerischen Staatsbibliothek und der Pfaelzischen
Landesbibliothek, sondern um zwei vielleicht 50, 100 oder 200
Meter voneinander entfernt stehende Rechner), fehlt uns zur
Seligkeit unserer Kundschaft eigentlich nur noch die Ueberwindung
der sprachlichen Trennung ("Was, das ist englisch?! Was soll ich
denn damit?") - wie wir z.B. bei Altavista sehen, steht auf
diesem Felde der Durchbruch unmittelbar bevor ;->. 

Und irgendwann werden wir bei der schwer ueberbrueckbaren Kluft
zwischen dem intellektuellen Potential des Verfassers von
Literatur und demjenigen des Rezipienten derselben angelangt
sein.  

Wo ist der wackere Bibliothekar oder die wackere Bibliothekarin,
der bzw. die sich anschickt, die Bruecke zu schlagen?

Sehr geehrter Herr Homann, ich moechte Ihr Anliegen, dem
Rechercheur moeglichst bequeme und damit (hoffentlich) effektive
Arbeitsbedingungen zu schaffen, eigentlich wirklich nicht
laecherlich machen. Das "wissenschaftliche Wohl" der Lehrenden,
Lernenden und Forschenden liegt auch mir am Herzen. Aber seit
der Lektuere Ihres Beitrages gehen mir die folgenden Verse
einfach nicht mehr aus dem Kopf:

  Wer aber recht bequem ist und faul,
  floeg dem eine gebrat'ne Taube ins Maul,
  er wuerde hoechlichst sich's verbitten,
  waer' sie nicht auch noch geschickt zerschnitten.
    (zitiert aus dem Gedaechtnis -
     weiss jemand den Verfasser?)

> In diesen Faellen reicht aber vielleicht schon der Appell an
> den Goodwill der Benutzer. 

(Oha! Wirklich? Tu felix Berolina!)

Genauso viel, wie der Appell an den Goodwill der Benutzer nuetzt,
keine Buecher zu klauen, die entliehenen Buecher nicht
kaputtzumachen, nichts hineinzumalen, sie nicht allzu lange nach
Ablauf der Leihfrist zurueckzubringen, keine selbstaendigen
Reparaturversuche an den Kopierern zu unternehmen, auf den
aufgestellten PCs nicht dauernd in der Systemkonfiguration
rumzupfuschen, und was sonst noch das taegliche
Bibliothekarsdasein wuerzt? Und z.B. auch der Appell an den
Goodwill der Benutzer, wenn sie gerade am "freien, nicht
fachbezogenen Herumsurfen" sind, fuer die Leute, die eine
Datenbank benutzen wollen, den Rechner freizumachen?

Irgendwas muessen wir in Stuttgart an der Erziehung unserer
Kundschaft falsch gemacht haben ;-)

Nichts fuer ungut - mein Weltbild hat halt in den letzten Jahren
ein paar Kratzer gekriegt.

Ein schoenes Wochenende 
wuenscht
  U. Alpers

________________________________________________________________
  Ulrich Alpers              Universitaetsbibliothek Stuttgart
                             Bereichsbibliothek Physik
  Tel:   0711/685-4807       Pfaffenwaldring 55
  Fax:   0711/685-3502       70569 Stuttgart
  Mail:  lurchi _at__ cdrom.uni-stuttgart.de
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  If you think education is expensive, try ignorance.



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