[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: Minister kritisiert Preispolitik von Wissenschaftsverlagen



Lieber Herr Prof. Hilf, Herr Haake,

> Ich fürchte, daß dies für etablierte Wissenschaftler funktioniert. Diese
> haben aufgrund der Anerkennung und Bekanntheitsgrades durch
> Fachkollegen nicht mehr nötig, in renommierten Zeitschriften zu
> publizieren.

auch ich denke, dass nur etablierte Wissenschaftler sich eine Publikationspolitik abseits der 'mainstream
journals' leisten koennen.


> In der Anfangsphase einer wissenschaftlichen Karriere spielt dagegen m.
> E. die Publikation in konventioneller Weise zur Zeit noch eine wichtige
> Rolle

In der Tat! Wissenschaftler publizieren ja nicht nur, um ihre Forschungsergebnisse zu verbreiten, sondern
auch, um Karriere zu machen, bzw. ihren Arbeitsplatz zu sichern (ALPSP). Wissenschaftler, Institute und
Kliniken werden aufgrund von Veröffentlichungszahlen und Impact Faktoren evaluiert. Dies läßt die Menge an
Zeitschriftentiteln und ihre Herstellungs- und Vertriebskosten Jahr für Jahr ansteigen. Gerade die
kommerziellen Verleger forcieren diese Entwicklung, da sie ihnen zusätzlichen Profit verspricht (BÄR,
LaborJournal). Nicht-kommerzielle Verleger beteiligen sich an dieser Publikationsschwemme, denn wenn sie zu
viele Artikel abweisen, laufen ihnen die Autoren davon.

ALPSP: The Association of Learned and Professional Society Publishers: "What authors want: the ALPSP re-
search study on the motivations and concerns of contributors to learned journals"

Unsere Berufungskommissionen suchen z.B. haenderingend nach Kriterien, anhand derer sie sich ein Bild von
den - oft unbekannten, da aus Prinzip aus anderen Fachgebieten stammenden - Kandidaten machen bzw. diese
"objektiv" bewerten koennen. U.a. deshalb werden Impact Factor Liste und Web of Science so stark bei uns
nachgefragt.

Der "publish or perish" Mechanismus erscheint leider ziemlich veraenderungsresistent, was angesichts der
resultierenden Publikationsflut und den damit verbundenen Kostensteigerungen zu den allseits bekannten
Problemen fuehrt.

Schoenen Tag noch und beste Gruesse,

Dr. Oliver Obst

----------------------------------------------------------
Zweigbibliothek Medizin, Universitaets- & Landesbibliothek
Domagkstrasse 9, 48149 Muenster, Deutschland
Tel: +49/251.83-58550 Fax: -52583
http://medweb.uni-muenster.de/zbm und /~obsto
----------------------------------------------------------



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.