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Re: BW: Antrag an Standardisierungsausschuss




Meldungen wie die gestrige von Klaus Franken:
   "Ich lege Wert auf die Feststellung, dass der Antrag der
       baden-württembergischen Bibliotheksdirektoren an den
       Standardisierungsausschuss kein einstimmiger Beschluss ist, sondern ein
       Mehrheitsbeschluss. Ich trage diesen Antrag nicht mit ..."

wird man fuer gewoehnlich allenfalls mit dem Heben einer Augenbraue quittieren. In
diesem Fall haelt wohl mancher einen Moment laenger inne. Wer ist hier
angesprochen und was ist wirklich die Botschaft? Wer Herrn Frankens Position
kennt, braucht die Botschaft nicht. Wer sie nicht kennt, bleibt im Ungewissen, was
er wirklich sagen will und warum. Man entnimmt nur, dass der Antrag nicht
einstimmig beschlossen wurde und dass mindestens Herr Franken dagegen war. Das
allein ist keine Mitteilung wert, denn Gegenstimmen sind normal, selbst der
Nikolausbeschluss fiel nicht einstimmig. B. Dugall wandte sich in Augsburg sogar
vehement und ueberzeugt gegen das Prinzip Einstimmigkeit, selbst fuer Beschluesse
dieser Tragweite. Und hier ging's ja nur um einen Antrag. Mutmassungen sollen
indessen an dieser Stelle unterbleiben, gesagt sei nur soviel: Herr Franken ist
Befuerworter einer Umstellung ohne Wenn und Aber, das darf man wohl so sagen, wenn
man seinen Beitrag "Ist Deutschland reif fuer die internationale Zusammenarbeit?"
gelesen hat.
     http://www.bibliothek.uni-augsburg.de/kfe/mat/01_10_08.pdf
     (Bibl.Dienst 35(2001)10, S.1342-1343
Natuerlich hat er das Recht zu einer solchen Ansicht. Durchzusetzen
waere sie allerdings nur mit substantiellen, ueberzeugenden und
mehrheitsfaehigen Begruendungen. (Schliesslich muss hinterher die
Mehrheit die Arbeit machen.)
Derlei Begruendungen jedoch vermisste denn auch U. Naumann ("Wird das
deutsche Bibliothekswesen autoritaer?")
     http://www.bibliothek.uni-augsburg.de/kfe/mat/02_01_04.pdf
     (Bibl.Dienst 36(2002)1, S.52-54
in dem genannten Beitrag, auch aus anderen Quellen sind solche bisher
nicht gekommen. Aber wozu auch: Es geht um Politik, nicht um Details.
Der Nikolausbeschluss ist erklaertermassen ein politischer, bei dem
es, auch das wird frei zugegeben, nicht um die Qualitaet der Regel-
werke geht. Nur ist es leider so, dass sogar ein Uebergang auf ein
wirklich besseres Regelwerk die Qualitaet der *Kataloge* mitnichten
verbessern wuerde, denn Inkonsistenz macht jeden guten Katalog zu
einem schlechten. Gute Kataloge sind und bleiben aber das Fundament
guter Bibliotheksarbeit, da beisst keine Politik einen Faden
von ab. Politik muss daher um die Qualitaet der *Kataloge* durchaus
bemueht sein.
Gute Gruende sprechen fuer eine zuegige Fertigstellung von RAK2,
das ist mittlerweile genuegend deutlich geworden, und dafuer haben
sich die BW-Direktoren mehrheitlich ausgesprochen und
dafuer gibt es viele weitere gewichtige Stimmen. Auch bei der
schon fast vergessenen Umfrage waren die Stimmen fuer eine Umstellung
ohne Wenn und Aber weit in der Minderzahl. Noch ist hierzulande
Politik die Kunst, Mehrheiten zu beschaffen, und die wollen immer
noch ueberzeugt werden.

P.S.
Die Podiumsdiskussion in Goettingen, auf die Frankens Beitrag und
auch der Nikolausbeschluss zurueckzufuehren sind, war im uebrigen,
das muss einfach mal gesagt werden, reichlich verunglueckt.
Auf dem Podium kein erkennbarer Sachverstand, sondern nur das
erkennbare Bemuehen, nicht als rueckwaertsgewandt zu erscheinen.
Keiner schien auf das Thema vorbereitet zu sein. Die Sache wurde beendet,
ohne noch Beitraege aus dem Publikum zuzulassen. Anschliessend
dominierte ein ganz anderes Thema: es war der 11.9.2001.

MfG B.E.



Bernhard Eversberg
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