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Re: AW: Publikationspflicht für Professoren im Netz



Herrn Gradmann ist ja nur zuzustimmen:
lokal die an der eigenen Universitaet entstandenen Dokumente zu
speichern und ueber den Webserver OAi-gerecht anzubieten, ist nur
der erste Schritt.
Fuer eine Akzeptanz muessen diese genaue und gestufte Qualtitaetsfilter-
Angaben enthalten bis hin zu einer ueblichen externen fachlichen
Begutachtung. Da man frisch anfangen kann, lohnt es sich,
auch andere als das 'Blind referieren' Verfahren zu erproben, wie
das referieren mit offener Mitteilung des Referee-Namens
(wie fuer online-dokumente sinnvoll, denn das paper kann ja nicht mehr
unterdrueckt werden wie bei kommerz. Zeitschfriften, sondern nur noch
referiert werden oder eben nicht).

Hinzukommen muss dann, und das ist es, wie ich Herrn Gradmann verstanden
habe, eine Uebersetzung der von einem Dokument durchlaufenden Filter
in einen 'Impact-contribution-factor', d.h. eine mit dritten Orten
vergleichbare Angabe.
Sinnvoll koennte also sein, bei Online-Universitaetsverlagen von
Dokumenten verschiedener Qualitaetslevelklassen dies dem Leser
verstaendlich mitzuteilen und hinzuzufuegen, wie oft es zitiert wurde in
anderen Dokumenten gleicher oder hoeherer Qualitaetsklasse.
citebase versucht das ja.
http://citebase.eprints.org/cgi-bin/citations?id=oai:arXiv.org:cond-mat/0008071
ist ein Beispiel.
Daraus folgt: die Bibliotheken und ihre zukuenftigen Verlagsanstrengungen
muessen sich auf moeglichst vergleichbare Qualitaetsfilter verstaendigen.

Aus dem dunklen und trueb-feuchten Ol.
Eberhard R. Hilf

.................................................
Eberhard R. Hilf, Dr. Prof.i.R.;
CEO
Institute for Science Networking Oldenburg GmbH
an der Carl von Ossietzky Universitaet
Ammerlaender Heerstr.121; D-26129 Oldenburg
http://www.isn-oldenburg.de/
my homepage: http://isn-oldenburg.de/~hilf
hilf _at__ isn-oldenburg.de
tel/Fax: +49-(0)-441-798-2884/5851
Service PhysNet for the EPS: http://www.physics-network.org

On Fri, 15 Nov 2002, Stefan Gradmann wrote:

> Liebe InetBibler,
>
> Wenn ich mir die hier unter Beteiligung u. a. der Kollegen Kuhlen, Hilf
> oder van Capelleveen geführte Diskussion vergegenwärtige, habe ich  den
> Eindruck, daß hier (und auch in der Initiative der Grünen) durchaus eine
> Menge wichtiger Faktoren unserer kriselnden Publikationsökonomie
> identifiziert sind: die Rolle der Rechteverwerter à la Elsevier, die in
> manchem sehr widersprüchliche Haltung der Professoren und
> Wissenschaftler etc. - all das sind sicher relevante Elemente, und neue
> Gesetze bzw. eine systematische Veränderung der Rahmenbedingungen
> wissenschaftlichen Publizierens sind sicher erwägenswerte Maßnahmen ...
>
> Und doch habe ich den Eindruck, daß in all diesen Diskussionsbeiträgen
> eine ganz entscheidende Stellschraube vernachlässigt wird. Die
> strategisch mitentscheidende Rolle der Verfahren für die Impactbewertung
> wissenschaftlicher Tätigkeit. Dies gehört zu den grundlegenden
> Erkenntnissen der beiden E-Publishing-Projekte GAP (www.gap-c.de) und
> FIGARO (www.figaro-europe.net). Denn in einzelnen Wissenschaften (so z.
> B. in der Medizin) spielen Impact-Kennwerte, wie sie aus den Citation
> Indices bzw. dem Web of Science des Institute for Scientific Information
> (ISI) zu beziehen sind, eine entscheidende Rolle in Berufungsverfahren.
>
> Und proportional mit der Rolle dieser Impact-Bewertungsverfahren wächst
> nun eben auch die Fixiertheit der Wissenschaftler auf diejenigen
> Publikationswege, denen in den ISI-Instrumenten ein besonders hoher
> Impact zugeschrieben wird. Es sind dies eben die Hochpreiszeitschriften,
> gegen deren monopolistische Dominanz Projekte wie GAP und FIGARO, aber
> auch Initiativen wie SPARC, oder eben auch die Initiative der Grünen
> gerichtet sind. Die Impactbemessungsverfahren sind als eine der
> stärksten Abwehrwaffen des etablierten Systems von
> Hochpreisveröffentlichungen in der Auseinandersetzung mit alternativen
> Publikationsmodellen anzusehen, daher sollten die Verfahren hinter jedem
> Impact-Ranking gründlich hinterfragt werden. Es ist in diesem
> Zusammenhang kennzeichnend, dass die Preisexplosion im
> Zeitschriftensektor ungefähr zeitgleich mit der Etablierung der
> ISI-Impactbemessungsmodelle eingesetzt hat.
>
> Hochschulen betreiben mithin in zwei Feldern extrem teure und fast
> selbstmörderische Outsourcing-Strategien: sie stützen indirekt das
> System der von kommerziellen Rechteverwertern produzierten
> Hochpreiszeitschriften und bedienen sich zugleich der von ISI
> produzierten Instrumente, von denen einzelne Wissenschaftsbereiche schon
> regelrecht abhängig geworden sind. Es ist in diesem Zusammenhang
> interessant, dass eine jüngst im Auftrag des französischen Syndicat
> National de l’Edition erstellte Studie
> (http://www.snedition.fr/numerique/index.htm) belegt, dass die
> Veröffentlichungen des ISI mit einem Anteil von 10,51% den klar größten
> Anteil der Erwerbungsmittel französischer Hochschulbibliotheken an sich
> binden, direkt gefolgt dann von den Ausgaben für Veröffentlichungen von
> Elsevier mit 9,19% ...
>
> Es scheint mir auf der Hand zu liegen, dass beide Phänomene in einem
> engen ursächlichen Zusammenhang stehen und einander wahrscheinlich
> regelrecht bedingen und mithin das Handeln in einem Teilbereich dieses
> Syndroms ohne begleitendes Handeln in dem jeweils anderen nicht
> wirk-lich erfolgreich sein kann.
>
> Um also die Publikationspraxis nachhaltig zu beeinflussen sind m. E.
> weder Gesetze noch flankierende Maßnahmen der Forschungsförderung noch
> erst recht moralische Appelle an die Adresse der Beteiligten allein
> geeignete Mittel: zum Nutzen der Wissenschaft wirklich reformieren kann
> man dieses System wahrscheinlich überhaupt erst, wenn es gelingt, eine
> effektive Selbstkontrolle der Verfahren für die Impactbemessung zu
> erreichen, und zwar in technischer und ökonomischer Hinsicht.
>
> Dies aus dem novemberlich-trüben Hamburg mit den besten Wünschen für das
> Wochenende -- Stefan Gradmann
>
> ************************************************************
> Dr. Stefan Gradmann / Virtuelle Campusbibliothek / Projektleitung GAP
> Regionales Rechenzentrum  der Universität Hamburg
> Schlüterstr. 70, D-20146 Hamburg
> Tel.: +49 (0)40 42838 3093
> Fax.: +49 (0)40 42838 3284
> GSM : +49 (0)170 8352623
> E-Mail: stefan.gradmann _at__ rrz.uni-hamburg.de
>
> > -----Ursprüngliche Nachricht-----
> > Von: owner-inetbib _at__ ub.uni-dortmund.de
> > [mailto:owner-inetbib _at__ ub.uni-dortmund.de] Im Auftrag von
> > Remco van Capelleveen
> > Gesendet: Mittwoch, 13. November 2002 11:25
> > An: Internet in Bibliotheken
> > Betreff: Re: Publikationspflicht [iso-8859-1] für Professoren im Netz
> >
> >
> > Liebe Kolleginnen und Kollegen,
> >
> > die Universitaeten und oeffentlich gefoerderten
> > Forschungseinrichtungen
> > koennen und sollten Ihre Professoren und Wissenschaftler
> > verpflichten, die Ergebnisse ihrer Forschung der Einrichtung
> > zur Veroeffentlichung auf einem universitaeren
> > Dokumentenserver zur Verfuegung zu stellen. Freiwillig
> > werden weder die Verlage noch die (Mehrheit der)
> > Wissenschaftler von der
> > gegenwaertigen Praxis lassen, weil die einen damit Geld
> > verdienen und die
> > anderen persoenliche (Reputations-)Vorteile erlangen. Die
> > Nachteile tragen die Hochschulen und Forschungseinrichtungen
> > insgesamt und die Bibliotheken im besonderen.
> > Dass der Gesetzgeber in dieser Hinsicht nicht taetig werden
> > sollte, vermag ich nicht einzusehen. Bzgl. der Verwertung von
> > Patenten
> > ('Arbeitnehmererfindungen') hat der Bundestag Anfang 2002
> > auch ein Gesetz
> > beschlossen (Novellierung des § 42 ArbEG), dass es den Hochschulen
> > ermoeglicht, 'Diensterfindungen' primaer zu verwerten. Warum
> > soll das bei
> > der Veroeffentlichung von - dienstlichen -
> > Forschungsergebnissen nicht
> > moeglich sein.
> >
> > Mit freundlichen Gruessen
> >
> > Remco van Capelleveen
> >
> > >
> > > ---------- Forwarded message ----------
> > > Date: Mon, 11 Nov 2002 18:18:54 +0100
> > > From: rainer kuhlen <rainer.kuhlen _at__ fmi.uni-konstanz.de>
> > > Reply-To: Internet in Bibliotheken <INETBIB _at__ ub.uni-dortmund.de>
> > > To: INETBIB _at__ ub.uni-dortmund.de
> > > Subject: Publikationspflicht [iso-8859-1] für Professoren im Netz
> > >
> > > Jede Unterstützung allen Initiativen aus der Wissenschaft, zusammen
> > > mit Bibliotheken, die Organisation des Publizierens in die eigenen
> > > Hände zu nehmen - aber doch wohl nicht über ein verpflichtendes
> > > Gesetz. Der Staat hat weder die Kompetenz noch kann er die
> > Akzeptanz
> > > erwarten, das Publikationsverhalten der Wissenschaft zu regulieren.
> > > Aber er kann natürlich, wie es ja auch im aktuellen Strategiepapier
> > > des BMBF zur neuen Fachinformationspolitik vorgesehen ist, die
> > > Rahmenbedingungen setzen, dass solche
> > Selbstorganisationsformen nicht
> > > nur proklamiert, sondern dauerhaft tragfähig sind. Also ein, zwei,
> > > drei ganz viele MathNEts in die Welt setzen, aber sie dann,
> > dies auch
> > > als genuine Aufgabe von Bibliotheken, so unterstützen und
> > absichern,
> > > dass sie leistungsfähig und nachhaltig wirken können. RK
> > >
> > > "Eberhard R. Hilf" wrote:
> > > >
> > > > wie kann ich mich da unterstuetzend einschalten?
> > > > Alles Gute Ihr E. Hilf
> > >
> > > > Subject: [ISO-8859-1] Publikationspflicht für Professoren im Netz
> > > >
> > > > Hallo InetBiblerInnen.
> > > >
> > > > Der Heise-Newsticker berichtet heute über eine Initiative der
> > > > Grünen, Professoren zur Publikation im Internet zu
> > verpflichten, um
> > > > so u.a. die Zeitschriftenkrise der Bibliotheken zu mildern.
> > > >
> > > > Enthalten sind auch zwei Links zu den Volltexten älterer
> > C't-Artikel
> > > > zum wissenschaftlichen Publizieren im Internet.
> > > >
> > > > Das ganze findet sich unter:
> > > > http://www.heise.de/newsticker/data/jk-10.11.02-003/
> > > >
> > > > MfG,
> > > > Dennis König
> > >
> >
> > -- _______________________________________________________________
> > Dr. Remco van Capelleveen
> > Zugangsbearbeitung / Acquisition & Cataloging / FU Webteam
> > Universitaetsbibliothek, FU Berlin, Garystr. 39, D-14195 Berlin
> > Tel: +49/(0)30/8385 3644; 8385 4224 (Sekr.); Fax: 8385 3738
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