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Re: "Fit in der Bibliothek?" - Online-Tutorial der UB Kassel



Liebe Liste,

ich möchte Frau Rockenbach ein Kompliment machen:
Sie hat zum  Thema Informationskompetenz eine Diskussion in der INETBIB
losgetreten, eine Diskussion, die sich auf den Inhalt und auf die methodische
Vermittlung von Iformationskompetenz bezieht.

Ich finde es gut, dem Tutorial einen interaktiven methodischen Ansatz zu Grunde. zu
legen:. Ausgangpunkt ist die Neugier auf einen Selbsttest. Man probiert erst mal,
ob man recht hat. Es kann ja nichts passieren. Auf jeden Fall erhält man aber
anschließend eine Rückmeldung und lernt dabei. - Die Vorgehensweise entspricht
teilweise dem methodischen Modell "active learning cycles"  von Kolb, David 1984
(siehe mein Artikel im Bibliotheksdienst  2002/12 ,S.1683 )

In dem Quiz-Tutorial wird keineswegs umfassende Informationskomptenz vermittelt.
Aber es ist  ein auch ein interessantes Werbe Konzept. Es wirbt  für weitere
Veranstaltung der UB. Allerdings sollte diese PR-Komponente  noch stärker betont
werden durch Informationen über die Inhalte, die dort vermittelt werde z.B.
Menüpunkt "Lust auf IK" und dahinter kommt dann eine ansprechende Einladung zu den
Vertiefungskursen.

Die Kritik, dass man statt das Tutorial zu schreiben, die USABILITY verbessern
sollte, teile ich nicht. Es ist richtig, dass wir unsere Informationsangebote
selbsterklärend machen sollten, aber leider sind uns hier auch technische und
organisatorische Grenzen gesetzt. Sollen wir unsere Kunden deshalb bis zur
Besserung des Zustands im "Regen" stehen lassen? - Das wäre wohl noch weniger
unserem Image förderlich.

Eine ergänzende Bitte an Frau Rockenbach und die Kollegen in Osnabrück: Welche
Software haben Sie hier eingesetzt und könnten die von anderen Bibliotheken genutzt
werden?

Ich sende dieses Mail gleichzeitig auch an die AGIK-Liste, die ja diesem Thema
Informationskompetenz gewidment ist und bitte Mehrfachempfang zu entschuldigen.

Viele aufmunternde Grüße aus Heidelberg

Benno Homann







Thomas Hapke schrieb:

> Lieber Herr Schmettow, liebe Liste
>
> fuer mich hat Ihre Mail auf mehrere aus meiner Sicht wichtige Aspekte
> aufmerksam gemacht, die wir, die wir das 'Geschaeft' 8-) Vermittlung
> von Informationskompetenz betreiben, immer im Hinterkopf haben
> sollten.
>
> On 17 Dec 2002 at 11:11, Martin Schmettow wrote:
> > Erklärungen, wie man die vermutlich historisch bedingten Stolperfallen Ihres
> > Rechreche- und Ausleihsystems umschifft, als "Informationskompetenz" zu
> > bezeichnen ist vielleicht etwas übertrieben
>
> Dies ist ein wirklich ernstzunehmendes Gegenargument gegen jegliche
> Aktivitaeten zur Vermittlung von Informationskompetenz: Deren
> Vermittlung sei ueberfluessig, stecken wir "information
> professionals" unsere Arbeitszeit lieber in die Verbesserung der
> Suchsysteme und Benutzeroberflaechen, dann findet auch jeder das, was
> er sucht und was er finden will.
>
> Natuerlich greift dieses Argument etwas zu kurz, denn wir sollten
> unsere
> Kunden ja auch auf die Nutzung externer Datenbanken vorbereiten, auf
> die
> wir in der Regel wenig Einfluss haben. Informationskompetenz umfasst
> ausserdem
> ja nicht nur Retrieval- und Navigationsstrategien. Die Faehigkeit
> z.B., erhaltene
> Informationen zu bewerten, nimmt einem auch das beste, optimal
> indexierte und strukturierte Informationssystem mit der einfachsten
> Oberflaeche nicht ab.
>
> Dennoch steckt hinter diesem Argument auch eine weitere
> interessante Problematik, die folgendes Beispiel erlaeutert: Bisher
> war es
> fuer unsere Kunden wichtig zu wissen, welcher
> Unterschied zwischen einer selbstaendigen Veroeffentlichung, also
> einem Buch oder einer Zeitschrift, und einer bibliographisch
> unselbstaendigen Veroeffentlichung, also z.B. einem
> Zeitschriftenaufsatz, besteht. Je nachdem, wonach er suchte, musste
> der Endnutzer eine andere Datenbank auswaehlen: fuer die Recherche
> nach einem Buch z.B. den Bibliothekskatalog, der in der Regel keine
> Aufsaetze enthaelt, fuer die Recherche nach einem Aufsatz eine
> fachspezifische Aufsatz-Datenbank. Bleibt diese Unterscheidung in
> Zukunft weiterhin wichtig, wenn wir einheitliche Benutzer-
> Oberflaechen haben, in denen Aufsatzdatenbanken, Bibliothekskataloge
> u.a. integriert sind und ueber die die Dokumente lokal oder ueber die
> Dokumentenlieferung oder sogar zum Kaufen (Integration einer
> Datenbank eines Online-Buchhaendlers) bestellt werden koennen
> (Schlagworte: seamless integration, one-stop-shopping) ? Welche
> Bereiche von Informationskompetenz bleiben angesichts dieser Zukunft
> erhalten, welche werden ueberfluessig ? Solche Fragen sind weitgehend
> noch kaum diskutiert, geschweige denn geklaert !
>
> > Vermeiden Sie besserwisserischen Ton! Schon die Fragen wirken z.T. etwas
> > spitzfindig formuliert.
> [...]
> > Benutzern Wissen im Umgang mit Ihrem Bibliothekssystem zu vermitteln, sondern
> > dass Sie ihm vor Augen führen wollen, wie wenig er darüber weiss und er sich
> > deshalb nicht zu wundern braucht, wenn ihm eine erfolgreiche Recherche nicht
> > gellingt.
>
> Ich finde, Vermittlung von Informationskompetenz ist eigentlich ein
> falscher Begriff fuer das, was wir treiben sollten: Beratung
> (Consulting) zur Verbesserung der Informationskompetenz unserer
> Kunden. (Daher halte ich z.B. auch den Begriff Schulung aufgrund
> seinem Gleichklang mit der of negativ empfundenen Schule 8-) nicht
> fuer gluecklich.) Wichtiger als die Erlaeuterung spezifischer Systeme
> ist es, inhaltlich mehr Schwerpunkte auf Konzepte und Strategien
> legen. Mehr Selbstbeobachtung zulassen sowie die Entwicklung eines
> individuellen Informationsstils ermoeglichen ! Jeder nutzt ein
> Informationssystem auf eine spezielle, individuelle Weise ! Notwendig
> ist die Reflexion ueber den eigenen Lernprozess und dessen
> Fortschritte und damit die Hinwendung zum
> Individuum. Es ist dabei helfen, seinen eigenen Informationsstil zu
> entwickeln (Wie informiere ich mich eigentlich ?).
>
> Ich wuensche mir ein Tutorial bei dem der Kunde lernt, mit
> Datenbanken zu spielen, das heisst, diese zu erkunden (wie ist
> Boolesches Retrieval implementiert, welche Suchfelder gibt es ?,
> welches Wildcard-Symbol kann wie benutzt werden ? usw. Fuer all
> diese Fragen ist ein Bewusstsein zu schaffen !). Dies muss jeder
> Nutzende einer Datenbank moeglichst spielerisch herausfinden, in
> der Praxis passiert dies durch konkrete Fragestellungen, wobei selten
> alle Moeglichkeiten bewust sind. Wichtig ist auch der
> spielerische Umgang mit Suchbegriffen (Beruecksichtigung von
> Synonymen, Quasi-Synonymen, Oberbegriffen, kontrolliertem
> Vokabular usw.), wenn man zur Erkundung einer Datenbank mit Quick &
> Dirty-Recherchen anfaengt und spaeter sicher sein will,
> dass man nicht allzuviel uebersehen hat. Da ich hier das Spielerische
> betont habe, erscheint es mir sinnvoll, hier ein Tutorial mit
> spielerischem Charakter einzusetzen, da bei elektronische Angeboten
> gerade Computerspiele den meisten Zulauf haben (zumindest bei meinen
> Kindern 8-) ).
>
> Ob solch ein Tutorial dann wirklich benutzt werden wird, konkret, ob
> ein Diplomand oder ein wissenschaftlicher Mitarbeiter sich dann
> wirklich die Zeit nimmt, dieses Tutorial durchzu'spielen', bezweifele
> ich allerdings manchmal. Es kaeme aber auf einen Versuch an.
>
> Herzliche Gruesse aus dem Norden
> T.H.Thomas Hapke, Subject Librarian for Chemical Engineering
> University Library, Technical University Hamburg-Harburg
> D-21071 Hamburg, Germany
> e-mail: hapke _at__ tu-harburg.de, phone: +49 40 42878-3365,
> fax: 40 42878-2527
> WWW: http://www.tu-harburg.de/b/hapke/
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