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Google's Tragik




Was C. Heinisch beschreibt:
> ... was mittlerweile so viele Anbieter von Produkten
> aller Art mit Google machen: Doorway-Pages in die Indexe einschleusen, und
> über diese Doorway-Pages auf Produkte, Content etc. verweisen, der sonst
> invisible ist.

ist ein Aspekt der "Tragik der Allmende", die in den Wirtschaftswissenschaften
gern diskutiert wird: Eine gemeinschaftlich genutzte und scheinbar kostenlose
Ressource (als solche ist hier Google anzusehen) wird bedenkenlos
ueberstrapaziert. Auf Dauer hat sowas noch nie funktioniert. Beim Cyberspace und
bei Google sticht die Problematik nicht ganz so ins Auge wie bei der
Gemeinschaftsweide, auf die jeder seine Kuehe treibt. Vielleicht, so offenbar
die insgeheime, unausgesprochene oder gar unreflektierte Hoffnung, ist es ja in
diesem Bereich doch anders. Vielleicht loesen Google & Co. die Quadratur des
Kreises - man darf gespannt bleiben. Die Neigung zum Wunschdenken und zum
Aberglauben ist bekanntlich ungebrochen.
Wir jedenfalls haben aus den naemlichen Gruenden auf den Einsatz der bewussten
Methodik verzichtet, obwohl wir sie anscheinend als erste entwickelt und am
1.4.2000 bekanntgemacht hatten (damals noch mit Hinweis auf Altavista als
fuehrende Suchmaschine).

"ein großes Stück des unsichtbaren Webs sichtbar" zu machen, das koennte auch mit
anderen Mitteln gelingen. Es wurde auch schon vor Jahren ueber eine
Wissenschafts-Suchmaschine diskutiert, welche dann OPAC-Inhalte (also z.B. die 12
Mio. Dateien beim HBZ) und andere Materialien, bis hin zu anderen
Datenbankinhalten und Zeitschriftenaufsaetzen, auf neue Weise indexieren sollte.
Allerdings waere so etwas nicht kostenlos und ohne viel Arbeit zu haben. Und so
wird man wohl erst einmal weiter die Wollmilchsau fuettern, voll der Zuversicht,
dass ihr auch noch Kiemen wachsen, damit sie nicht ertrinkt.

N.B.
Die genannte "Tragik" wurde unter dem Titel "The Tragedy of the Commons" 1968 in
einem Science-Artikel von Garrett Hardin beschrieben.  Ueber Google (!) z.B. zu
finden unter

http://www.constitution.org/cmt/tragcomm.htm

Darin steht die ernuechternde Erkenntnis: "Freedom in a commons brings ruin to
all. Some would say that this is a platitude. Would that it were! In a sense, it
was learned thousands of years ago, but natural selection favors the forces of
psychological denial. The individual benefits as an individual from his ability
to deny the truth even though society as a whole, of which he is a part, suffers."
Und deshalb wird auch dieser Beitrag, wie der von Harding, nichts bewirken.

Weil das so ist, sei sogar noch ein Tip spendiert:
Google bekundet, dass man "Doorway pages" von der Indexierung ausschliesse, weil
man Seiten mit Inhalten vorziehe. Wie man die ausfiltert, wird nicht verraten.
Die 200.000 (keine 2%) vom HBZ haben's irgendwie geschafft, da durchzukommen.
Herr Seiffert wird also rauszufinden haben, WIE sie das geschafft haben, um dann
die anderen Seiten entsprechend zu maskieren. Vielleicht genuegts, an jede Seite
irgendeinen zufallsmaessig generierten Text anzuhaengen, damit sie formal mehr
Inhalt hat. Farbe weiss auf weiss, dann merkt's der normale Nutzer nicht.



Bernhard Eversberg
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