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Re: AW: Ein einziges Eingabefeld



On 16 May 03, at 13:01, Steinke, Tobias wrote:

> > Nur scheint mir, man erwartet die Intuition auf Seiten des Systems. Es
> soll nicht suchen, was man *eintippt*, sondern was man *meint*.
>
> Funktioniert Kommunikation nicht generell so? Muss der menschliche
> Blibliothekar nicht ebenso interpretieren, was ich mit meiner Anfrage an ihn
> wohl meine?
Sicher. Aber der Computer ist kein Mensch. Gibt es wirklich ein System, das in
der genannten Weise arbeiten wuerde und mit Bibliotheksdaten (so wie sie sind!)
klar kommen wuerde? Dann nix wie her damit.

> Aber so funktionieren Wissensbasierte Systeme.
Im Prinzip ja.

> Die Forschung unter dem
> Stichwort "Künstliche Intelligenz" ist zwar heute nicht ansatzweise so weit,
> wie in der Euphorie Anfang der 80er optimistisch vorhergesagt, jedoch die
> beschriebene hierarchische Klassifikation gehört zu den Grundlagen, wie sie
> etwa in der Programmiersprache Prolog genutzt werden.
Aber wir haben keine in den Daten, das ist der Punkt. Trotz langer Bemuehungen.
(Es gab mal eine "Einheitsklassifikation"...) Die Welt ist wohl doch zu komplex
und dynamisch, als dass wir sie (d.h. nur ihre Druckwerke!) umfassend und
zutreffend  klassifizieren koennten. Was wir an sachrelevanten Datenelementen
haben, das ist durchweg Stueckwerk, leider. Retrodaten enthalten fast nichts.

>
> > Die Titeldaten selber, so wie sie sind, bieten keine Voraussetzung, eine
> Abfrage  wie die genannte mit akzeptabler Zuverlaessigkeit zu beantworten.
>
> Ich dachte immer, dafür wäre die Sacherschließung da. Müsste nicht unter den
> Schlagwörtern das Wort "Zahlentheorie" zu finden sein und also könnte eine
> intelligente Suche über den Schlagwörtern Ergebnisse bringen?
Eben nicht. Die RSWK haben das "Prinzip des Engsten Schlagworts", da bekommt eine
Diss in der Regel eben nicht das Schlagwort "Zahlentheorie", sondern "Primzahl"
(Singular!), doch der Stammsatz fuer "Primzahl" enthaelt als Oberbegriff
"Zahlentheorie". Dies muesste also ein System dann mit einbeziehen, was momentan
aber nicht geschieht. Aber die SWD ist kein konsequent hierarchischer Thesaurus:
z.B. bei "Fermatsche Vermutung" steht kein Oberbegriff drin. Wenn der Titel dann
lautet "Fermats letzter Satz", wie soll dann das System feststellen, dass das
Zahlentheorie ist?

> Nun gut, dazu fehlt mir die alte Weisheit ein: "Es gibt keine dummen Fragen,
> nur dumme Antworten."
>
Richtig. Bei Retrievalsystemen muss man vorsichtshalber immer davon ausgehen,
dass es eine dumme Antwort sein koennte, weil ja drinnen kein Denkvorgang
ablaeuft, sondern ein Algorithmus. Besser gesagt, dumm und klug sind keine
Kategorien, die man auf Retrievalsysteme anwenden kann.

MfG B.E.


Bernhard Eversberg
Universitaetsbibliothek, Postf. 3329,
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Tel.  +49 531 391-5026 , -5011 , FAX  -5836
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