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Re: OPAC-Umfrage: Ergebnisse



Ursula Schulz [uschulz _at__ zfn.uni-bremen.de] schrieb 
am Saturday, June 19, 1999 9:10 AM an B. Eversberg gerichtet:

> Meine Antwort mit A haben Sie unter den Tisch fallen lassen. 

Liebe Frau Schulz: auch ich habe in der Endauszählung eine
Widerspiegelung Ihres deutlichen Votums "unnütz" vermißt, gehe aber
nicht von einem Vorsatz des Auswertenden aus, sondern von einem
Versehen, erklärlich aus der Schwierigkeit, der Fülle der sicher teils
auch diffusen Antworten statistisch auswertend Herr zu werden.

> Wie viele weitere
> Antworten mit A fanden Sie unreflektiert?

Damit unterstellen Sie, daß Herr Eversberg Ihr Votum unter den Tisch hat
fallen lassen, weil er es für unreflektiert hielt. In seiner Antwort an
Sie hat er sich aber auf einer ganz anderen Ebene mit Ihnen
auseinandergesetzt.

Sie unterstellen weiterhin, daß bei der Auswertung der Umfrage der
Auswertende (B.E.) eine nennenswerte Zahl von Antworten für
"unreflektiert" erklärte und anschließend unter den Tisch fallen ließ.

Ich finde diesen Stil nicht gut und der Liste nicht zuträglich. Ich
bitte für die womöglich stattfindende weitere Auseinandersetzung über
das Register-Ja-oder-Nein-Thema die Beteiligten darum, a priori von der
Redlichkeit des anderen und seiner Professionalität als Bibliothekar
auszugehen.

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Aber wenn ich schon dabei bin, auch noch eine Bemerkung zur Sache:

Sie sagen:

> Wir sind es unseren Kunden
> schuldig, sie da abzuholen, wo sie stehen, 

Die Frage ist aber doch: Wo stehen sie? Und wo werden Sie morgen stehen?
Der Punkt an dem die Kunden der Bibliotheken stehen, ist doch nicht fest
in ihren Genen verdrahtet! 

Ich hörte neulich im Radio eine dieser flotten Nachtsendungen für junge
Leute, in denen das Thema Internet allgegenwärtig ist. Fragt einer der
jungen Hörer, was "Parthenogenese" sei, sticht einer der beiden
(bestimmt weniger jungen) Rundfunk-Moderatoren ins Internet, und die
Antworten waren so daneben, so verkehrt, daß es den Rand der
Peinlichkeit streifte oder schon jenseits davon lag (es waren
Mitarbeitzer des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, was mich, als
Anhänger desselben, besonders schmerzte). Über lange Minuten hin und bis
zum Schluß kam keinem der beiden Moderatoren die Idee: "Ja, schauen wir
doch mal in unserem vielbändigen Lexikon nach", oder, wir sind ja auf
der Höhe der Technik und haben enge Wohnungen: "Leg doch mal die CD-ROM
der Encyclopaedia Britannica ein!"

Also, wenn 's so weitergeht, werden wir demnächst Kunden dort abzuholen
haben, wo sie es schon als Zumutung empfinden, in 20 Bänden einer
papierenen Enzyklopädie ihren Artikel heraussuchen zu müssen und nicht
nur mit dem krummen Finger die Maus traktieren zu müssen.

Ist nicht die Strategie der Informationssuche, die Bestimmung des
Punktes, von dem wir unsere Kunden abzuholen haben, letztlich nicht auch
ein Ergebnis dessen, was der Erwerb von Kulturtechniken bewirkt, oder
das Ergebnis von dem, was die Bibliothekare "Benutzerschulung" nennen?


Mit freundlichen Grüßen:

Heinrich Allers

Goethe-Institut, München
allers _at__ goethe.de


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