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AW: Filtersoftwaere: Fuer und Wider



Hallo Liste,
das Jugendschutzgesetz in seiner aktuellen Fassung schreibt oeffentlichen 
Bibliotheken den Einsatz einer Filtersoftwar vor, wenn die 
Internet-Zugaenge von Kindern und Jugendlichen genutzt werden duerfen. Ihr 
Einsatz ist also keine Geschmacksfrage. In Hamburg hat sich "Cybersitter" 
auf den PCs der Stadtteilbibliotheken durchaus bewaehrt.
Gruss, r.s.

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Dr. Regine Schmolling
Lektorin und Internetkoordinatorin
Hamburger Oeffentliche Buecherhallen
Grosse Bleichen 23
20354 Hamburg
Tel.:    040-35606-267
Fax:    040-35606-287
e-mail: schmolling _at__ hoeb.uni-hamburg.de
http://www.buecherhallen.de
http://webis.sub.uni-hamburg.de/bib.18/ssg.7_34/internet/hilo/hilo.htm
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-----Ursprungliche Nachricht-----
Von:	Sebastian Wolf [SMTP:wolf _at__ iks.ik.fh-hannover.de]
Gesendet am:	Donnerstag, 26. November 1998 11:40
An:	Internet in Bibliotheken
Betreff:	Filtersoftwaere: Fuer und Wider

Hallo Inetbib,

ein sehr interessanter Artikel zum Thema *Filtersoftware* findet sich in
der NY-Times. URL:
http://www.nytimes.com/library/tech/98/10/circuits/articles/15filt.html

Hier eine kurze Zusammenfassung:

In der Public Library von Austin, Texas wurden 1996 mehrere
Internet-Computer installiert. Der Zugang war uneingeschrankt und fur
jeden moglich. Nach einiger Zeit hauften sich jedoch Falle, in der z.B.
Kinder sich *fragwurdige* Seiten anschauten etc.
Als sich schlie?lich jemand ein pornographisches Dokument ausdruckte
(was eine Bibliothekarin bemerkte) kam es zu kontroversen Debatten uber
den Einsatz von Filtersoftware. In Ihrer Not (einige Mitarbeit hatten
sogar Angst im Gefangnis zu landen, weil sie Pornographie fur Kinder
zuganglich gemacht hatten!) entschloss sich die Bibliothek die
Filersoftware *Cyber Patrol* zu installieren.

Die Software wurde so installiert, dass sie alle Seiten, die irgendwie
schadlich sein konnten, gesperrt wurden. Mit dem Erfolg, dass auch
Seiten mit den Wortern *Essex county* oder *chicken breast* nicht mehr
zuganglich waren! Sogar Seiten uber Vincent van Gogh oder ein
HIV-Informations-Zentrum wurden gesperrt.
Dagegen war die Seite *Toys 4 Lovers* weiterhin frei zuganglich.

Die Beschwerden der Benutzer uber diese Kontrolle waren dementsprechend
hoch (KGB-Methoden!). Die Bibliothek war in einer Zwickmuhle. Die A.L.A
vertritt die Ansicht, dass jegliche Art von Filterung, ein Verstoss
gegen die freie Meinungsau?erung ist und legte der Bibliothek nahe, die
Filtersoftware wieder zu entfernen. Auch die A.C.L.U (American Civil
Liberties Union) ist gegen jede Art der Filtering. In Livermore, Ca.
wird dagegen gerade eine Bibliothek verklagt, weil sie den
Internet-Zugang ohne Filterung ermoglicht.

Von den ca. 16.000 Bibliotheken in den USA besitzen 11.600
Internet-Zugang. Von denen setzten 15% Filersoftware ein.

Die Bibliothek in Austion entschlo? sich schlie?lich, die Filterung
einzuschranken. Auf einigen Gerate, an der aber nur Personen uber 18
(Ausweiskontrolle) arbeiten durfen, wurde die Filtersoftware wieder
deinstalliert.

Die ACLU meint jedoch, dass sie das vorgehen der Bibliothek weiter
beobachten wird.

Dies zeigt, dass der Einsatz von Filtersoftware fur die Bibliothek einem
Drahtseilakt gleich kommt. Ich personlich halte nichts (oder wenig) von
dem Einsatz von Filtersoftware (es kann sowieso nicht alles gefiltert
werden).
Statt dessen sollte man die Gerate so plazieren, dass sie offentlich
Einsichtbar sind, oder zur Not Ausweiskontrollen durchfuhren (was
allerdings kaum auf Zustimmung bei den Benutzern sto?en wird).

Eins sollte man sich jedoch vor Augen fuhren: Bibliotheken filtern seit
jeher! Schlie?lich entscheiden sie, ob ein Buch gekauft wird oder nicht.
Neben dem Etat, spielt ja auch der Inhalt des Buches eine nicht gerade
kleine Rolle! Der einzige Unterschied zur Filtersoftware ist, dass eine
*manuelle* und keine *automatische* Filterung durchgefuhrt wird. Obwohl
bei knappem Etat oder bei bestimmten Serien auch von der Bibliothek eine
*automatische* Filterung stattfindet.
Deshalb halte ich auch solche *radikalen* Positionen, wie die der
A.L.A., fur nicht sehr hilfreich! Es gibt (wie immer) mehrere
Betrachtungsweisen.


Viele Gru?e aus dem sonnigen Hannover

Sebastian Wolf

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-  Erstellt von: Sebastian Wolf      -
-  FH Hannover, FB Bibliothekswesen  -
-  Mail: wolf _at__ iks.ik.fh-hannover.de  -
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