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Re: Symposion zum Informationsbegriff



Sehr geehrter Dr. Staecker,

ich Danke Ihnen für Ihren Hinweis, weil er zeigt, dass Sie, ebenso wie ich, dies
nicht nur für eine Lappalie halten, wenn Sie schreiben:

"Ich denke, dass vor diesem Hintergrund die Diskussion sehr an
Schaerfe gewinnt, weil es hier um zentrale Begriffe unseres
beruflichen Selbstverstaendnisses geht. Es waere, glaube ich, schon
ein Erfolg, wenn man der Problematik solcher Begriffe wie "Wissen"
oder "Wissensgesellschaft" und ihrer offensichtlichen
Verschlissenheit in ihrem heutigen Gebrauch inne wuerde."

Ihr Hinweis, es handle sich um ein "cavillatio verborum" trifft die Sache nicht
ganz. Es ist ein Streit um Begriffe, der aber in der Wissenschaft unvermeidlich
ist, weil Wisseschat im Grundsatz nichts anderes ist. Wir interpretieren die Welt
mit Hilfe unserer Begriffe, die wir benennen oder bezeichnen. Der oft verpönte
Krieg um Worte zielt daher auch nicht auf die Begriffe, sondern auf den Versuch
über die Benennung zu streiten, und die ist bekanntlich willkürlich. Es ist
relativ gleichgültig ob wir von Bibliothek oder Library sprechen, entscheidend
ist, was wir begrifflich damit verbinden.

Ich glaube nicht, dass ich mich "verstrickt" habe, wenn ich, wie Sie schreiben,
fordere, dass der Bibliothekar Wissen und Information sachgerecht behandeln müsse.

Für mich, und dafür gibt es eine lange Tradition, ist Wissen begründet
Information, während Information durch die Informationstheorie von Shannon,
Weaver, und Wiener begrifflich klar definiert ist.  Es ist im Prinzip auch kein
großes Problem Wissen über Wissen oder Wissenschaft zu haben und damit sachgerecht
umzugehen.

Zu dem was Wahrheit ist, ergibt sich aus der Informationstheorie eine klare
Position - es ist eine wahrscheinlichkeitstheoretische Aussage. Wir wissen nichts
mit absoluter Sicherheit, haben aber von vielen Dingen in dieser Welt eine hohe
bzw. sehr hohe Gewissheit. Das bestätigt durchaus die Erkenntnisse der Griechen,
wir haben dafür neuerdings aber eine Gleichung, mit der wir dies beschreiben
können.

Und um dieses, auch für Bibliothekare wichtige Wissen geht es mir.

Die Kollegen Gödert, Jaenecke, Jochum und Kübler wissen das auch, weil wir diese
Diskussion untereinander schon seit längerem austragen. Insofern geht es um die
Frage auf welcher Ebene diskutiert werden soll. Ich hatte mich auch bemüht auf den
letzten beiden Bibliothekartagen diese Theamtik mit den Kollegen zu diskutieren,
interessanterweise sah man hier noch keinen ausreichenden Bedarf.

Es mag ein Einstieg für viele Bibliothekare sein, Information und Wissen zunächst
als Metapher zu diskutieren, um den Einstieg über die soft sciences zu den hard
sciences zu erleichtern. Darüber kann man geteilter Meinung sein. Der Weg wird
sanfter aber erheblich länger. Meines erachtens haben wir nicht soviel Zeit. Ich
übersehe aber auch nicht die Schwierigkeiten des steileren Wegs, der dazu führt,
dass viele ihn einfach meiden.

MfG

Umstätter


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