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Re: Warum Internetgebühren?



Hallo Frau Otto,


> Warum ist es eigentlich in Öffentlichen Bibliotheken "normal" Gebühren für
> das Internet zu verlangen?

1. Aus finanziellen Gründen
Wir sind leider nicht in der glücklichen Lage, über ausreichende Mittel
zu verfügen, den fürs Internet notwendigen Rechnerpark sowie die
laufenden Kosten zu deckeln : bei 6 Internet-Plätzen und einer
Lebensdauer von ca.
3 Jahren je Rechner fallen hier allein ca 5-6000 DM jährlich allein für
Hardware an.
Hinzu kommen Kosten für Netzwerk-Verkabelung, Reparaturen, Software,
Flatrate - da kommen aufs Jahr schon 10.000 DM zusammen, das sind
immerhin ca. 8%
unseres Medienetats. Die Stadt als Träger der Einrichtung war vor 6
Jahren nicht
willens, den Bibliotheksetat für dieses zusätzliche Angebot
aufzustocken, daher hat sich ein Förderverein gegründet, der die
"Anstoßfinanzierung" für das erste Internetterminal aus Beiträgen und
Spenden finanzierte. Für alle weiteren Plätze kam ebenfalls der Verein
auf, das gesamte Angebot trägt
sich seither weitestgehend aus Nutzungsgebühren, die für die
Internetplätze erhoben werden.

2. Kosten als Regulativ
Mit unserem Internetangebot stehen wir in Konkurrenz zu Internetcafés,
die für
den Zugang ebenfalls Geld sehen wollen. Da wir konkurrenzlos billig
sind, wird
unser Angebot besonders gern von Jugendlichen angenommen - und daß die
in aller
Regel im Netz keine hochwissenschaftlichen Recherchen betreiben, sondern
gern
und lange in Chats 'rumdaddeln, können Sie mir glauben. Damit die
beschränkte
Anzahl von Internet-Plätzen dann nicht stundenlang von den gleichen
Nutzern
belegt werden, wirken die Gebühren da ein wenig als Regulativ.

3. U- und E-Nutzung von Öffentlichen Bibliotheken ?
Ein, zugegeben, klein wenig zweifelhafter Aspekt, der widerum auch in
die
bekannte "Volksbespaßungsanstaltsdiskussion" hineinspielt : das Internet
wird
(ich denke, die Beobachtung teilen viele KollegInnen aus ÖBs) weniger
zur
Informationsbeschaffung, als in den allermeisten  Fällen zur "Bespaßung"
(Chat,
etc.), bestenfalls zur Kommunikation (e-mail) genutzt. Ich würde es
daher
weniger mit Auskunfts-CD-ROM, sondern eher mit Videos/DVD vergleichen -
und da
ist eine medienbezogene Ausleihgebühr meiner Kenntnis nach in ÖBs eher
die
Regel als die Ausnahme.

Der abrechnungstechnische Aufwand hält sich übrigens in äußerst engen
Grenzen,
wenn man und frau das Ganze, statt mit immensem technischen und
verwaltungstechnischen Aufwand, mit kleinen Zettelchen, Eieruhr und
Kopfrechnen
betreibt... ;-)

--

Mit freundlichem Gruß,

Gerhard Kühn



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