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AACR: "Eine Sachdiskussion fand nicht statt"



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zur Einstimmung auf die am Montag beginnende Online-Abstimmung zum Thema
RAK/AACR moechte ich Ihnen als Lektuere den Kurzbericht von Herrn
Geisselmann ueber die Sitzung des Standardisierungsausschusses an die
Mitglieder der Bayerischen Expertengruppen ans Herz legen, falls Sie ihn
noch nicht kennen:

http://www.bibliothek.uni-augsburg.de/kat/standardisierungsauss.html

Wir lesen dort u.a.:

"Zu den vorgetragenen Argumenten: Eine eigentliche Sachdiskussion fand
nicht statt. Diskutiert wurde nur das Verfahren, die Durchsetzbarkeit eines
solchen Beschlusses und die langfristige Strategie (Internationalitaet).
Die Stellungnahmen des MAB-Ausschusses, der AGDBT sowie in einzelnen
Faellen von Direktorenkonferenzen wurden einfach zur Seite gelegt."

Wie fuegt sich das - die Frage sei erlaubt - zum Anspruch Der Deutschen
Bibliothek in ihrem Konzept zur Standardisierungsarbeit:

"Standards koennen nicht im Elfenbeinturm entstehen und verordnet werden,
sondern muessen in Expertengruppen diskutiert und beraten werden, in denen
das verteilte Expertenwissen des deutschen Bibliothekswesens repraesentiert
ist" (http://www.ddb.de/professionell/pdf/konzept.pdf)

Bisher scheint dieses "verteilte Expertenwissen des deutschen
Bibliothekswesens" jedoch nicht sonderlich gefragt zu sein. Auch die
Besetzung des Standardisierungsausschusses spiegelt nicht gerade die
Vielfalt unserer Bibliothekswelt wieder: Von insgesamt 14 Stimmen entfallen
vier auf sehr grosse bzw. Nationalbibliotheken, die natuerlich eine
Sonderrolle haben, sieben auf Bibliotheksverbuende. Letztere haben wiederum
ihre eigenen Interessen, die von denen ihrer 'Kunden' zum Teil erheblich
abweichen. Deshalb haben, so scheint es mir, 'normale' wissenschaftliche
Universalbibliotheken sowie Spezialbibliotheken in dem Gremium eigentlich
gar keine Vertretung, waehrend die oeffentlichen Bibliotheken immerhin
ueber zwei Stimmen verfuegen (ekz und Landesfachstelle; leider war letztere
bei der entscheidenden Sitzung nicht anwesend).

Der Standardisierungsausschuss hat laut Praeambel seiner Geschaeftsordnung
die "Zielsetzung, den Einsatz einheitlicher Standards fuer die
Erschliessung, Schnittstellen und Formate in Bibliotheken sicher zu
stellen." (http://www.ddb.de/professionell/pdf/geschaeftsord.pdf)

Eine Umsetzung des jetzigen Beschlusses koennte, so fuerchte ich, gerade
zum Gegenteil fuehren: Nicht nur werden sich wahrscheinlich die
oeffentlichen Bibliotheken abkoppeln, sondern womoeglich auch viele
kleinere Bibliotheken, die den Umstieg mit ihren begrenzten finanziellen
und personellen Ressourcen gar nicht schaffen koennen.

In Augsburg sollte deshalb

1. endlich eine Sachdiskussion betrieben werden
2. diskutiert werden, ob fuer eine so weitreichende Entscheidung nicht ein
groesseres und ausgewogener besetztes Gremium eingesetzt werden muesste
(z.B. auch mit Vertretern der DBV-Sektionen, GKD, ZDB...).

Einen schoenen Feierabend (und Entschuldigung fuer die lange Mail)
Heidrun Wiesenmueller

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Heidrun Wiesenmueller M.A.
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