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Re: Anglizismen



Sehr geehrter Herr Pörzgen 

Ihr Beispiel edieren scheint mir besonders interessant,
weil man die Worte edieren und editieren zwar als Synonym, 
aber durchaus auch differenzierter verwenden kann.

Als das Wort editieren durch die Computer aufkam, verstanden wir,
und ich tue das heute noch, eine Bearbeitung eines Textes mit Hilfe der
Editierfunktionen einer Textverarbeitung.

Unter der oft sehr intellektuellen Bearbeitung einer Edition, 
verstehe ich auch Tätigkeiten, die mit Textverarbeitung an Computern
wenig zu tun haben.

Insofern bietet diese Unterscheidung Feinheiten, die man verliert, 
wenn man editieren als Verballhornung von edieren versteht,
was man sicher auch tun kann, weil viele Laien das Wort edieren eben nicht kennen.

Ob etwas Sinn hat, sich ein Sinn ergibt oder etwas sinnvoll ist, 
im Gegensatz zu dem sich rasant ausbreitenden "es macht Sinn", 
frage ich mich schon länger. Bisher haben wir in 
der deutschen Sprache den Sinn in etwas entdeckt - oder auch nicht - 
jetzt ergibt sich der Sinn (aber ohne erkennbare Anglizismen) aus sich selbst heraus. 

Als wir das Lehrbuch der Bibliotheksverwaltung schrieben haben uns viele vorgeworfen, 
dass wir veraltet sind, weil wir es nicht Bibliotheksmanagement nannten. 
Und dass ist die eigentliche Krux. Die deutschen Worte veralten begrifflich, 
weil zu wenig Fachleute sich um ihre Modernisierung bemühen. 

Man kann unter einer Bibliothek Regale voller verstaubter Bücher verstehen,
vielleicht auch wunderbare Barockbibliotheken,
oder auch die Einrichtung, die im letzten Jahrhundert reihenweise 
Neue Medien integriert hat, bis hin zur Digitalen Bibliothek. 

Wenn man dagegen digital library sagt und einen Onlinekatalog meint, 
ist man inhaltlich aber auch um Jahrzehnte im Verzug. 


MfG


Umstätter


Rainer Pörzgen schrieb:

>At 11:30 22.10.2003 +0200, you wrote:
>  
>
>>... Was macht da mehr Sinn, als eine einheitliche Sprache zu verwenden?
>>    
>>
>
>Lieber Herr Schaarwächter,
>es ist durchaus vorstellbar, sich in weiteren Bereichen auf Englisch als internationale Verkehrssprache zu verständigen, wie in Luft- und Seefahrt längst geschehen. Doch die epidemisch grassierende Nutzung des Kauderwelsches "Denglisch" sollten wir einzuschränken versuchen. Es hat nämlich nichts mit Weiterentwicklung von Sprache zu tun, sondern ist nur Produkt von Unkenntnis oder Bequemlichkeit, wenn, um nur ein Beispiel zu nennen, aus dem deutschen Wort "edieren" inzwischen "editieren" geworden ist, nur weil es im Englischen "to edit" heißt. Die meisten Anglizismen sind vermeidbar - übrigens auch Ihrer: im Deutschen macht es nicht Sinn, es ergibt Sinn (und auch dieser hat, mit Verlaub, nichts mit Weiterentwicklung von Sprache zu tun).
>Ich glaube nicht, dass der französische Weg der Verbote und Quotenregelungen der richtige ist. Aber ich wünsche mir bei uns allen mehr Sensibilität im Umgang mit der Sprache.
>Viele Grüße aus dem sonnigen Lüneburg
>Rainer Pörzgen
>
>
>
>Rainer Pörzgen
>Universitätsbibliothek / IVS
>D-21332 Lüneburg
>
>Tel.:  0049 / (0)4131 / 78 11 55
>Fax:  0049 / (0)4131 / 78 11 11
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