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RE: R-Reform: technologische Wende



Michael Mandelartz [mailto:mandelartz@xxxxxxxxxxxxxxxxx] wrote:

> Schlimmer scheint mir zu sein, dass die Gemeinschaft der Schreibenden
bei
> der Masse der publizierten Texte gar nicht mehr gefragt ist; die Texte
> laufen durch ein Korrekturprogramm, und die Leser bekommen nicht
dasjenige
> zu lesen, was der Schreibende fuer orthographisch richtig gehalten
haette,
> sondern das, was der Chef der "Hausorthographie" dem Programmierer in
die
> Feder diktiert hat.

So vollständig automatisieren lassen sich gerade die Register der
Getrennt- und Zusammenschreibung, der Groß- und Kleinschreibung wie der
Zeichensetzung nicht, daß ich dieser These wirklich folgen würde. Auf
Ebene der reinen Wortschreibung mag das mehr oder weniger gut machbar
sein. Aber auch hier setzt ein guter Verlag / eine gute Redaktion nicht
allein auf einen Automaten, der das Lektorat ersetzt. Zudem stellen doch
recht viele Verlage ihren Autoren frei, in welcher Orthographie sie
publizieren.

> Nicht durchsetzbar war eine verordnete Rechtschreibreform genau so
lange,
> wie der Regelkreis zwischen Schreibenden, Druckern und Lesern
funktionierte.
> Das ist nicht mehr der Fall, und deshalb koennte sich die
> Rechtschreibreform sehr wohl durchsetzen. Autoren und Drucker werden
nicht
> mehr gefragt, Leser sowieso nicht, und Sprachgefuehl braucht man - so
> sagen es jedenfalls der Duden-Korrektor und Microsoft - auch nicht
mehr.
> Und die Presse haelt sich daran.

Und auch die Presse orientiert sich nicht konsequent an den "Amtlichen
Regeln" der Kommission, vielmehr haben alle wichtigen Tageszeitungen und
Magazine eine Art Hausorthographie erstellt, die in wichtigen Punkten
viel mit der "alten" Schreibung gemein hat, wenig mit der "neuen". Diese
findet allenfalls, sofern sie überhaupt auch ein Profi verstehen kann,
in der Schule Anwendung, nirgends sonst.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.