AW: AW: "Bibliothekare zur R-Reform"

["Kay Heiligenhaus" <heiligenhaus@xxxxxxxxxxxx>]

Lieber Herr Thaller,

> dessen Mangel bekanntlich Platon, Livius und Co. völlig an jeder
> "geistigen Arbeit" gehindert hat.

<g>. Ich erspare einfach mal allen Beteiligten eine langwierige
Ausführung über die sprachstrukurellen Unterschiede zwischen dem
Deutschen und Lateinischen und Englischen, den verwickelten Weg der
Etablierung der Groß- und Kleinschreibung im Deutschen, wie über die
interessanten Vorzüge der Substantivgroßschreibung für das schnelle
Lesen von Texten. Der Kern Ihres Argumentes ist schon okay, nur die
Perspektive falsch. ;-)

> Tut mir leid, diese Debatte intensiviert zu haben. Wenn ich an die
> augenblicklichen Diskussionen in unseren Fakultätsgremien denke, gibt
es
> aber wirklich wenig, wofür sich die Ministerpräsidenten und
> Kultusminister m.E. im Augenblick WENIGER Zeit nehmen sollten, als die

> Frage der Kommasetzung.

Wenn ich daran denke, daß wir heute hier ein neues Softwarerelease eines
unserer Produkte bei einem unserer Kunden in Gang setzen müssen, frage
ich mich auch, ob es nichts wichtigeres gibt, also über Orthographie zu
diskutieren. Immerhin sind all die Texte, die ich hier gerade über
verschiedene Hostsysteme und Großdrucker scheuche, in alter
Orthographie. Diese Entscheidung hat unserem Kunden eine Menge Geld
gespart. ;-)

> Es sei denn, man geht davon aus, da könnten sie
> am wenigsten Schaden anrichten; das hat was.)

In der Tat.

> Mein Kulturbegriff in der Welt der Bücher richtet sich nun mal an
Plotin
> genauso aus wie an Jandl; nicht am Duden.

Wie bereits gesagt, den Duden mochte ich auch nie. Aber er war immerhin
keine Amtliche Regelung.

> Das ist aber einfach dieser schreckliche Verfall der akademischen
Sitten
> der damit begonnen hat, dass wir das Lied von der Glocke einfach nicht

> mehr vollständig aufsagen können.

Lassen Sie uns lieber über Digitalisierung streiten. Da spielen
orthographische Fragen ja auch eine nicht unwichtige Rolle. <g>

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus