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Re: Wikipedia, Status, Garantie der Verfuegbarkeit, Spiegel



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

noch zur Diskussion um die "langfristige Verfügbarkeit" digitaler Ressourcen
am Beispiel Wikipedia.
Herr Graf verweist in seiner Nachricht vom Fr 24.09.2004 23:06 auf
http://www.biomedcentral.com/openaccess/archive/?page=features&issue=14
Zitat daraus:
"The proliferation of copies not only increases the chances that a copy will
survive disaster, uncensored, but that open access copies will survive."
Dies fasst die Zielrichtung des Ansatzes, der z.B. im Projekt "LOCKSS - Lots
of Copies Keep Stuff Safe" verfolgt wird, gut zusammen. Es geht um Schutz vor
Totalverlust und die Vervielfachung von Zugriffsmöglichkeiten im Interesse der
Nutzer. Beides begrüßenswerte und wichtige Ansätze, jedoch stehen im
Aufgabenkomplex "Langzeiterhaltung" erheblich mehr Probleme zur Lösung an.
Z.B. wird der drohende Totalverlust von Ressourcen durch nicht mehr vorhandene
Hardware- und Softwareumgebungen durch das multiple-copy-Prinzip nicht
abgewendet.
In der Nachricht von Tim Bartel (Sa 25.09.2004 01:28) ist zu lesen:
"Unter http://download.wikimedia.org/ gibt es die aktuellsten Datenbank-
Dumps - hier wäre also ein sinnvoller Mirror-Ansatzpunkt."
Richtig, ein lobenswertes Angebot. Nach dem Klick auf die URL folgt die
Relativierung:
"These dumps are not suitable for viewing in a web browser or text editor
unless you do a little preprocessing on them first."
Dies mag der Techniker als einfach zu lösende Aufgabe ansehen, doch: Haben wir
wirklich so viele Programmierer, um die individuellen Exportformate aller
wichtigen dynamischen digitalen Ressourcen "ein wenig zu bearbeiten", bevor
wir sie *nutzbar* in ein Langfristarchiv einspeisen? Ist es sinnvoll,
proprietäre Datenbankdumps in Edelstahlröhren zu verpacken und in dunklen
Bergwerksstollen sicher aufzubewahren?
Vielmehr ist die Herausbildung standardisierter Übergabeformate notwendig, um
unter Bedingungen des Massenbetriebs Schnittstellen zwischen Produzenten und
Archivsystemen zu schaffen.
Es spricht meiner Ansicht nach sehr viel dafür, dass sich Bibliotheken
zusammen mit allen anderen Gedächtnisorganisationen für die langfristige
Erhaltung wichtiger digitaler Ressourcen nachdrücklich engagieren. Dies kann
um so besser gelingen, je klarer die Anteile an der gemeinschaftlichen
Aufgaben formuliert werden und je effektiver wir bei der Lösung der Aufgaben
kooperieren.

nestor - Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung verfolgt diese Ziele. Nutzen
Sie die Angebote auf http://www.langzeitarchivierung.de und beleben Sie die
von nestor bereitgestellte Diskussionsliste mit allen Fragen (und Antworten),
die Sie auf dem Gebiet "Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen" haben.

Hans Liegmann
nestor - Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung
c/o Die Deutsche Bibliothek

PS: Die Deutsche Bibliothek bietet seit 2001 eine Schnittstelle zur
dauerhaften Archivierung deutscher Netzpublikationen an:
http://deposit.ddb.de/netzpub/np_stepbystep.htm


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.