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Re: Handschriftenbibliotheken begreifen Open Access nicht



On Thu, 03 Mar 2005 12:34:58 +0100
 Rainer Kuhlen <rk_iw@xxxxxx> wrote:
> Lieber Herr Graf
> es ist gut, dass Sie nicht müde werden, auf
> Fehlinterpretationen des Open-Access-Gedankens
> hinzuweisen, die dann zu Handlungen (z.B.
> Gebührenordnungen und Nutzungseinschränkungen) führen,
> die OA pervertieren. Ob die  /Weimarer Empfehlungen zur
> Herstellung von und zum Umgang
> mit Digitalisaten aus Nachlässen in Archiven und
> Bibliotheken /diesen von Ihnen kritisierten Tatbestand
> erfüllen, sei dahingestellt (vermutlich ja). Ich will nur
> auf einen Punkt hinweisen, der vielleicht Anlass zu einer
> breiteren Diskussion werden könnte und der vielleicht
> auch Sie veranlassen könnte, Ihr Verständnnis von
> "gemeinfreiem Kulturgut" noch einmal zu bedenken.

Ich sehe dazu nicht den geringsten Anlass. Ich habe mich
bereits 1994 im Rundbrief Fotografie gegen
Reproduktionsgebuehren ausgesprochen:

http://www.geschichte.uni-freiburg.de/mertens/graf/kultjur.htm

Diese Position wurde in Archiven, Bibliotheken und Museen
weitgehend ignoriert, totgeschwiegen oder angefeindet.
Solange wir hierzulande nicht breite Erfahrungen mit
Projekten haben, die mit der Gemeinfreiheit (und gemeinfrei
schliesst auch jegliche gewerbliche Nutzung sein) von
historischem Kulturgut als kulturellem Allgemein-Gut ernst
machen, lehne ich solche Einwaende schlicht und einfach als
vorschnell ab.

Ich kann auch nicht im geringsten erkennen, dass man die
Dritte-Welt-Problematik hier ins Feld fuehren kann (siehe
dazu auch
http://log.netbib.de/archives/2004/09/28/korruptes-afrika/
).

Theoretische, tragisch angehauchte Oekonomen-Denkblasen
sollten ignoriert werden, bevor klare empirische
Untersuchungen zu den Auswirkungen von OA/CC auf breiter
Grundlage vorliegen.

Klaus Graf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.