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Re: [InetBib] Sacherschließung vs. wiss. Literaturdokumentation



Lieber Herr Flascha
da ich früher in einem anderen Zusammenhang bereits Informationen, die Ihre Fragen 
betreffen, zusammengestellt habe, kopiere ich mal die für Sie interessanten 
Textpassagen zusammen.

im Rahmen der Restrukturierung unserer Arbeit stellt sich mir die Frage, ob es prinzipielle Unterschiede zwischen der inhaltlichen Erschließung im Rahmen eines Bibliothekskataloges und einer wiss. Literaturdokumentation etwa im Rahmen einer Literaturdatenbank gibt.


Einigkeit:
In der Dokumentationswelt spricht man von "Inhaltlicher Erschließung", in der Bibliothekswelt 
von "Sacherschließung".
Beide Begriffe drücken allerdings denselben Sachverhalt aus: Beschreibung des Inhaltes eines Dokuments (Dokumentationswelt: dokumentarische Bezugseinheit)
In beiden Welten kommen für die Inhaltserschließung zumeist 
Dokumentationssprachen (Klassifikationen, Thesauri) zum Einsatz.
In Dokumentationssprachen darf nur terminologisch kontrolliertes Vokabular 
eingesetzt werden. In Dokumentationen insbesondere (Pressedatenbanken) ist oft auch 
freie Verschlagwortung (= freies/unkontrolliertes Vokabular) möglich.

Unterschiede: In der Dokumentationswelt und auch in spezialisierten Fachbibliothkene werden häufig Thesauri und aber auch Klassifikationen eingesetzt. Ihre Verwendung wird zumeist durch interne Regelwerke normiert. Die redaktionelle Kontrolle des Vokabulars bei Neuaufnahmen, neuen Verweisformen etc. obliegt den Dokumentaren/Indexierern. In der Bibliothekswelt werden Klassifikationen und Thesauri, aber insbesondere Normdateien eingesetzt. Die wichtigste ist die Schlagwortnormdatei (SWD). Die meisten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland setzen zur Sacherschließung die "Schlagwortnormdatei ein. Darüber hinaus können für die Inhaltserschließung die Personennamendatei(PND) und die Gemeinsamen Körperschaftsdatei (GKD) verwenden werden. Die redaktionelle Endkontrolle bei Neuaufnahmen obliegt den Standardisierungsausschüssen bei der Deutschen Bibliothek und bei den Ansprechpartner in den Bibliotheksverbünden.

Ist irgendwo tarifrechtlich definiert, was der Unterschied zwischen Sachkatalogieiserung und was eher wiss. Literaturdokumentation ist?

Es gibt keinen in der getätigten Arbeit: Sacherschließung = Inhaltserschließung.

Es gibt allerdings einen Unterschied bei den erforderlichen Qualifikationen.
Inhaltserschließung in Dokumentationseinrichtungen wird "zumeist" von Personen mit einem 
Universitätsabschluß gemacht.
Sacherschließung in wissenschaftlichen Bibliotheken wird ausschließlich von Personen mit einem 
Universitätabschluß (sehr oft mit Promotion) gemacht. An Uni-Bibliotheken ist zudem der Abschluß eines 
2jährigen Referendariats für den höheren Dienstes zwingend erforderlich.

Daraus ergibt sich im öffentlichen Dienst die Einstiegs-Eingruppierung nach BAT IIa bzw. 
TVöD Vergütungsgruppe 14

Hat sich jemand einmal mit der direkten Einbindung von Literaturdatenbanken in Bibliothekskataloge, oder mit Metasuch- oder Verbundmodellen in diesem Bereich befaßt?

Ja, das gibt es.
Beispiel Metasuchmodell:
Um dokumentarische und bibliothekarische Datenbanken unter einer Metasuche (z.B. in 
einem Bibliotheksverbund oder einem Fachportal) zu vereinigen, können 
Crosskonkordanzen erstellt und in die Metasuche integriert werden. Dazu werden 
Relationen zwischen der Vorzugsbenennung/dem Deskriptor der einen 
Dokumentationssprache und der anderen Sprache angelegt.

Unsere Bibliohtek war z.B. am Projekt Crosskonkordanz zwischen dem 
Standard-Thesaurus-Wirtschaft und der SWD beteiligt.
(weitere Infos siehe Literaturtipps unten)

Voraussetzung ist allerdings, dass in der Dokumentationsdatenbank 
(Literaturdatenbank) nur normiertes sprich terminologisch kontrolliertes Vokabular 
in Form eines Thesaurus einer Klassifikation eingesetzt wurde/wird. Relationen 
zwischen kontrolliertem Vokabular (z.B. Schlagwortnormdatei) und freiem Vokabular 
können nicht aufgebaut werden.

Falls die Inhaltserschließung in Ihrer Literaturdatenbank mittels 
Dokumentationssprache erfolgt, haben Sie also gute Karten, eine schnelle 
Such-Integration Ihrer Datenbankinhalte unter Suchmasken anderer Datenbanken zu 
realisieren.

Habe ich Ihnen damit etwas geholfen?
Hoffentlich und viele Grüße
Beate Otteni


Literaturtipps: Was ist die Schlagwortnormdatei?
http://www.ddb.de/standardisierung/normdateien/swd.htm

Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation : ein Handbuch zur Einführung in die 
fachliche Informationsarbeit. DGD-Schriftenreihe. 4., völlig neu gefaßte Ausg. - 22 cm. - 
München [u.a.] : Saur, 1997
- ISBN 3-598-11309-9

Beispiel einer Crosskonkordanz zwischen der SWD und dem 
Standard-Thesaurus-Wirtschaft (DFG-gefördert)
http://www.ddb.de/wir/projekte/crosskonkordanz.htm

http://www.ddb.de/wir/projekte/cross_crosskonkordanz_wirtschaft.htm


flascha@xxxxxx schrieb:

Liebe Kollegen,

im Rahmen der Restrukturierung unserer Arbeit stellt sich mir die Frage, ob es prinzipielle Unterschiede zwischen der inhaltlichen Erschließung im Rahmen eines Bibliothekskataloges und einer wiss. Literaturdokumentation etwa im Rahmen einer Literaturdatenbank gibt.

Ist dieses irgendwo einmal thematisiert worden?

Wo sind die Datenstrukturen von Bibliothekskatalogen und Literaturatenbanken aufeinander abbildbar und wo nicht? Welche Angaben in den eher weniger standadisierten Formaten und Stukturen von Literaturdatenbanken lassen sich nicht oder nur mit Schwierigkeiten mit gängiger Bibliothekssoftare abbilden? (Beispielsweise CM, UT, unselbständige Literatur)

Ist irgendwo tarfrechtlich definiert, was der Unterschied zwischen Sachkatalogieiserung und was eher wiss. Literaturdokumentation ist?

Hat sich jemand einmal mit der direkten Einbindung von Literaturdatenbanken in Bibliothekskataloge, oder mit Metasuch- oder Verbundmodellen in diesem Bereich befaßt?

Für jeden Hinweis, bin ich dankbar.

MfG






Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.