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Re: [InetBib] "Bibliothek der DDR-Literatur", Kulturinsel Halle



Liebe Listenmitglieder,

Kathrin Todt-Wolff schrieb (weitergeleitet durch Frauke Mahrt-Thomsen):
1. Wir sind uns sicher einig, dass DDR-Literatur erhaltenswert ist und 
Herrn Sodanns private Initiative anzuerkennen ist. Aber es handelt sich 
nicht um eine "einmalige Sammlung". Sämtliche Bücher befinden sich auch 
als Pflichtexemplar in der Deutschen Bibliothek, Standort Leipzig und 
sind dort zugänglich.

Sicherlich sind fast alle der einzelnen Stücke in dieser Sammlung in 
irgendwelchen
anderen Bibliotheken noch vorhanden, aber eben nicht, und das ist der 
entscheidende Punkt,
wie ich ihn sehe, in dieser Kombination als geschlossene Sammlung.
Das Problem, dieses nicht unterscheiden zu können (oder zu wollen?), indem man 
sagt
"das gibt es einzeln auch woanders", ist ja kein Neues, das nur im Zusammenhang 
mit dieser Bibliothek
in Halle auftaucht, sondern geschieht regelmässig bei Auflösung von solchen
in sich geschlossenen Sammlungen. Schade, dass gerade Berufskollegen so 
argumentieren.

2.  Es spricht nichts dagegen, die Sammlung weiterhin aufzubewahren und 
der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dafür müßten aber private 
Sponsoren gewonnen werden, es kann nicht sein, dass die Stadt dafür 
aufkommen muß. Zu Ihrer Information: die Stadt Halle hat kürzlich 
sämtliche Investitionsmittel für die Stadtbibliothek gestrichen!  
Zweigbibliotheken wurden geschlossen und Personal reduziert. 
Hier hätte Ihre Kritik ansetzen sollen.

Da, was ich so mitbekommen habe, das Genre DDR-Literatur wieder vermehrt 
Aufmerksamkeit gefunden hat,
nicht alleine aus irgendwelchen Ostalgie-Gefühlen heraus, sondern indem sich 
beispielsweise Germanisten
mit der in diesen Werken verwendeten Sprache wissenschaftlich beschäftigen, 
darf man die Frage erlauben,
ob es die normale Grossstadtbücherei sein muss, die alleinig geeignet ist, eine 
solche Sammlung daran anzugliedern
oder wie auch immer betreuend / unterstützend zu wirken.
Ich kenne die Sammlung nicht persönlich, aber nach der Beschreibung auf der 
Akribie-Website,
"echte Dokumentation der DDR-Belletristik, einschließlich illustrierter und 
Kinder-Bücher von besonderem Wert",
klingt das durchaus nach einer Wissenschaftlichen Spezialbibliothek, wobei mir 
nicht klar ist,
ob der derzeit überwiegende Benutzerkreis diesen eigentlich für die Sammlung 
nicht ungeeigneten Aspekt widerspiegelt?

3. Der Stadtrat prüft gerade eine Antrag zur Einrichtung einer 
Jugendbibliothek auf der Kulturinsel, was sicher ein förderungswertes 
Projekt ist und hervorragend zum Profil der Kulturinsel passen würde.

Und mas macht die Universitätsbibliothek vor Ort bzw. das Land als deren Träger?
Besteht da kein Interesse? Oder passt da das Profil auch nicht?

Zudem läßt sich aus bibliothekarischer Sicht über die Qualität der 
Erschließung streiten.

Die wäre wohl, zumindest vom Know-How her, angeschlossen an oder als 
Sondersammlung in der UB vor Ort machbar.
Geldmittel und Personal sind natürlich leider immer eine etwas andere Sache, 
aber das Land Sachsen-Anhalt
dürfte wohl diesbezüglich noch ein wenig besser dastehen als die Stadt Halle.

Das als meine "spontane Ferndiagnose" zu diesem Thema.

Gruss aus Bern
Bernd Martin Rohde
__________

Bernd Martin Rohde, Dipl.-Bibl. (FH)
Sportweg 15, CH 3097 Liebefeld
Tel.: (+41) (0)31 9719674, mailto:b.m.rohde@xxxxxxx
(dienstl.: Tel.: (+41) (0)31 3203313, mailto:bernd.rohde@xxxxxxxxxxxxx)



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