[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[InetBib] Die elektronische Bibliothek, GoogleScholar und Open Access





Liebe Kolleginnen und Kollegen,

was ist aus der "Elektronischen Bibliothek" inzwischen geworden, d.h.was ist
mit der Ausnützung der im Internet vorhandenen, vor allem der frei
zugänglichen Ressourcen von seiten der Bibliotheken, die ihre "traditionelle
Vermittlerrolle bei der Informationsversorung zu verlieren drohen," wie es
im Vorwort der 1. Aufl. (1999) des Buches heißt.
Ich denke dabei auch an das folgende Zitat in meinem Buch
(2. Aufl. 2002, S. 36 unten):
"It's been ages since I looked upon a reference in a journal at the
library".
Zur Bedeutung von Google heißt es ebda (S.148 unten):
"Google is more up to date than Inspec, its coverage is broader and its
indexing records are good enough for me to find what I am looking for.
But its greatest strength is that everything in its indexes is available
online with open access."
Vor einigen Tagen wurde hier in der Liste auf den Report der LOC (Calhoun)
(http://www.loc.gov/catdir/calhoun-report-final.pdf )
hingewiesen (der eigentlich etwas Anlaß zur Diskussion hätte geben sollen).
Darin wird auf die Tatsache hingewiesen, daß die Benutzer mehr und mehr ihre
Informationen über Google beziehen und den Bibliothekskatalog links liegen
lassen. Ich würde sogar noch hinzufügen, daß auch manche kommerzielle
Datenbank an Bedeutung verliert, wie es das obige Zitat aussagt.
Und dies eben vor allem deswegen, weil man über Google nicht nur Hinweise
auf Aufätze usw. findet, sondern auch gleich den Online-Zugang dazu.
Nun gibt es zu dem Calhoun-Report auch gleich eine kritische Stellungnahme
( http://www.guild2910.org/AFSCMECalhounReviewREV.pdf )
, in dem gezeigt wird, wie beschränkt Google gegenüber
bibliothekarisch-wissenschaftlicher Informationsaufbereitung sei.
Der Verfasser (Thomas Mann) bezieht sich dabei allerdings auf Google, nicht
aber auf Google Scholar, sonst könnte er nicht schreiben:
"...Nor does Google-type searching allow searchers to limit the appearance
of words to particular fields, because it does not distinguish or segregate
such fields (title, contents, notes, bibliographies, etc.) to begin with. It
just jumbles everything together."
GoogleScholar bietet ja sehr wohl die Operatoren AND, OR und NOT,
die Phrasensuche, die Suche nach Autor, die Suche im Titel wie im ganzen
Inhalt, die zeitliche Begrenzung und vor allem auch die Eingrenzung auf
bestimmte Fachgebiete.
Was den OpenAccess angeht, also den Zugang zu frei verfügbaren
Online-Artikeln, Kongreßbeiträgen, Preprints, Reports usw, so ist, meine
ich, Google Scholar kaum zu übertreffen.

Das von  mir entwickelte Linksystem zu Google Scholar
http://new.heimat.de/home/bibdat/Start_GoogleLink.htm
kann Ihnen übrigens eindrucksvoll zeigen, wieviel Treffer frei verfügbar
sind, häufig sogar solche, die eigentlich nur über eine Verlagslizenz
bzw. gegen Bezahlung zugänglich sind.

Bei einer Suche nach dem Stichwort evidence wurden - für die Zeit ab 2002 -
z.B. folgende Resultate gefunden

alle fachgebiete
183 Zitate eingelesen!
99 Zitate allgemein verfügbar bzw. zeitlich beschränkt verfügbar

chemistry
188 Zitate eingelesen!
62 Zitate allgemein verfügbar bzw. zeitlich beschränkt verfügbar

economics und social sciences
161 Zitate eingelesen!
69 Zitate allgemein verfügbar bzw. zeitlich beschränkt verfügbar

biology und medicine
197 Zitate eingelesen!
143 Zitate allgemein verfügbar bzw. zeitlich beschränkt verfügbar

Die besonders hohe Zahl verfügbarer Treffer bei Biologie und Medizin kommt
dadurch zustande, daß hier die älteren Jahrgänge verhältnismäßig vieler
Zeitschriften frei verfügbar sind. Dies wird im Linksystem, leider aber
nicht in Google Scholar selbst sichtbar gemacht. Sonst wird in Google
Scholar auf eine freie Zugänglichkeit fast immer mit dem Eintrag "View as
HTML", oft auch über "Cached" hingewiesen.
Davon abgesehen gibt es oft noch weitere freie Volltexte, die über den
Hyperlink "Group of .." usw. zugänglich sind.
Unter den dabei angezeigten Volltexten verschiedener Anbieter ist
dann nicht selten auch einer frei zugänglich.
So werden in dem obigen Suchbeispiel (evidence in economics) die
Zeitschriften journal of finance und journal of fincancial econmics
gefunden,
die von Blackwell bzw. Elsevier lizenzpflichtig angeboten
werden, hier aber über Google Scholar auch freie Zugänge haben. Das ist
besonders häufig in den Fachgebieten Physik, Mathemartik,
Computerwissenschaft und, wie hier, bei Wirtschaftswissenschaften der Fall.
In der Medizin kommen übrigens in letzter
Zeit noch viele Article-in-Press-Artikel als frei zugänglich hinzu.
Insgesamt also ein reiches OpenAccess-Angebot!

Was bietet nun das Linksystem zusätzlich zu Google Scholar?
Zunächst einmal die erstaunliche Tatsache, daß aus den GoogleScholar-Zitaten
die uneinheitlich und unübersichtlich angegebenen Zeitschriftentitel zum
größten Teil herausgelesen und mit der Bestandsliste von ca. 10000 Titeln
verglichen und auch gefunden werden können. So entsteht eine alphabetisch
geordnete Liste der gefundenen Zeitschriften mit der Angabe, ob diese für
eine ausgewählte Bibliothek oder allgemein frei verfügbar sind. Bei einer
ausgewählten Bibliothek erscheint im positiven Fall das Kennzeichen der
Bibliothek hinter dem Titel, bei allgemein frei bzw. zeitlich beschränkt
freien Titeln der entsprechende Vermerk. Letzteres wird, wie schon
angedeutet, nur von dem Linksystem, nicht von Google Scholar kenntlich
gemacht. Der Zugang zum einzelnen Volltext geschieht dabei über
Google Scholar so direkt wie über einen Linkresolver!

Das Linksystem zu Google Scholar ist gerade deshalb auch für Bibliotheken
mit sehr wenig lizensierten E-Zeitschriften zu empfehlen, die hier einen
übersichtlichen Zugang zu frei verfügbaren Volltexten finden. Natürlich
haben Sie auch die Möglichkeit, in dieses System die Liste der von Ihrer
Bibliothek lizensierten Titel einzufügen und dann die für Sie insgesamt
verfügbaren Treffer auszuwählen.
Über den Hyperlink Einarbeitungsformular von GoogleScholar-Link
kommen Sie zu einem  mit der EZB verbundenen Einarbeitungssystem,
wo Sie dieses einmal testen können.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Hehl

Kurt Schumacher Str. 25
93049 Regensburg
Tel. 0941 34980
johannes.hehl@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx











Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.