Re: [InetBib] Digitalisierung

["Walther Umstaetter" <h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxx>]

Ein Buch aus gutem Papier, richtig gelagert hält lang.
Es darf aber nicht wirklich benutzt werden, sonst hält es nicht so lang.
Die Menschheit hat schon immer durch die Anfertigung von Kopien archiviert.
Nur das Abschreiben hat >100.000 mal so lang gedauert, wie bei einer
digitalen Kopie.
Jedes Jahr einmal abgeschrieben, wäre also auf 1.000 Jahre noch immer 100
mal billiger.
Darüber hinaus wird die Anfertigung von Kopien in Zukunft voraussichtlich
noch einfacher.
Nur ein Weltuntergangsszenario kann dies verändern.
Aber auch da lassen sich digitale Dokumente leichter aus einer Gefahrenzone
evakuieren.
Die Kosten für einen 500 Jahre lang sorgfältig gelagerten "Theuerdank"
sollte man auch nicht unterschätzen.
Außerdem müssten wir dann wieder zum Pergament zurückkehren, und da täten
mir etliche Ziegen sehr leid ;-)
Mit einkalukuliertem Risiko wird leicht erkennbar, warum sehr alte Bücher so
unbezahlbar sind,
und warum ihre Blätter nachher einzeln verkauft werden.

MfG

W. Umstätter


----- Original Message -----
From: "Patrick Borer" <pa.borer@xxxxxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Saturday, July 29, 2006 4:26 PM
Subject: Re: [InetBib] Digitalisierung


> Walther Umstaetter schrieb:
>
> > Das gedruckte Buch als Informationsausgabemedium gewinnt seit
> > Jahrhunderten ungebrochen an Bedeutung, als Archivmedium ist es seit
> > 1963 auf dem stetigen Rückzug, als man mit der Digitalisierung der
> > Bibliografien in Bibliotheken (Weinberg Report) begann.
>
> Es ist allerdings einfach so, dass ein auf ordentliches Papier
> gedrucktes Werk bei anständiger Lagerung ohne weitere Massnahmen viele
> hundert Jahre in gutem Zustand bleiben kann (es gibt zur Zeit keinen
> Grund, anzunehmen, dass ein sorgfältig behandelter "Theuerdank" nicht
> weitere 500 Jahre ohne grosse Schäden auf seinen Buckel nimmt).
>
> Die langfristige Archivierung digitaler Dokumente hingegen ist
> bekanntlich ein aufwendiger kontinuierlicher Prozess; man kann nicht
> einfach einmal speichern und wegschliessen... und wer will garantieren,
> dass die Kette der Anpassung an die jeweils aktuelle Technik für ein
> wichtiges Dokument nicht für ein paar Jahrzehnte unterbrochen wird? Dann
> wird es sehr schwierig, etwas Lesbares zu rekonstruieren. Daher finde
> ich es sinnvoll, weiterhin so viel wie möglich auf Papier zu speichern.
> Natürlich, die digitale Archivierung muss auch sein; sehr vieles lässt
> sich ja gar nicht sinnvoll auf Papier festhalten. Aber das bewährte
> Papier sollte nicht leichtfertig aufgegeben werden.
>
> Beste Grüsse
> Patrick Borer