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Re: [InetBib] Digitalisierung



Bei dem Ausflug in die Landwirtschaft sollte man die Kälber nicht vergessen,
die geschlachtet werden müssen, damit Kühe Milch geben.

Bei uns sind es die Bäume (die Dank des Waldsterbens ;-)
erst ein sichtbar zunehmendes Problem werden.

Wichtig scheint mir aber der Aspekt, dass auch die Digitale Bibliothek
nicht auf gedruckte Bücher verzichtet, weil das Ausgabemedium Buch
bislang weiter an Bedeutung gewinnt. Wir lesen keine Bücher,
und erst recht keine Lehrbücher, am Bildschirm.
Am Bildschirm blättern wir interessanterweise nur durch,
bevor wir ausdrucken bzw. vom Papier lesen.

Somit ist die Wahrscheinlichkeit, dass es in "Deutschland in 50 Jahren"
nur noch 5 Bibliotheken gibt, vernachlässigbar gering.
Das ist wichtig, weil so mancher Politiker sich für Clever und den
Bibliothekare
für geistig überlegen hält, wenn er an solche Szenarien glaubt.
Darum ist der Satz so wichtig:
Das gedruckte Buch als Archivmedium verliert,
als Ausgabemedium gewinnt es bislang noch an Bedeutung.
Es sind noch nie so viele Bücher gedruckt worden wie heute!

Lexika lesen (browsen) wir allerdings zunehmend nur noch auf dem Bildschirm,
auch wenn es richtig ist, dass es sich noch immer lohnt alte Ausgaben in
Bibliotheken zu studieren.
Dort findet man z.B. auch noch das Schlagwort Bibliothekswissenschaft ;-)

MfG

W. Umstätter

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----- Original Message -----
From: "Lars Aronsson" <lars@xxxxxxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Tuesday, August 01, 2006 11:21 AM
Subject: Re: [InetBib] Digitalisierung


Patrick Sahle schrieb:

Ich denke, wir sollten einfach zwei Dinge auseinanderhalten:

ALS INFORMATIONSRESSOURCE gehören gedruckte Bücher digitalisiert
um sie in unserer sich entwickelnden medialen
Gesamtkonfiguration (und die ist nun mal digital) besser
benutzbar zu machen.

Das ist allerdings ein (erwünschter) Abstraktionsprozess, der
gleichzeitig den MUSEALEN und OBJEKT-CHARAKTER des Buches (das
Buch als historisiertes Medium) stärker hervortreten lässt.
Digitalisierung ist die Anwendung eines Wahrnehmungsfilters.
Digitalisierung wird niemals ALLE Informationen einer Vorlage
repräsentieren können.

Ich weiss nicht ob dies etwas mit die Frage zu tun hat, aber diese
Trennung / Analyse ist interessant genug in sich.

Wenn ich ein Glas Milch trinken möchte, muss es in der Welt eine
Kuh, ein Bauer und eine Molkerei geben.  Das hat sich nicht
verändert. Aber wenn 400 Mio Europäer je täglich ein Glas Milch
trinken möchte, muss es in Europa X Küher, Y Bauern und Z
Molkereien geben. Die Variabeln X, Y und Z haben sich während des
20. Jahrhundert viel verändert, durch Technik (Y, Z) und Genetik
(X).  Die Veränderung in Z ist vermutlich die grösste, weil es
dort um Industrialisierung und Autoverkehr geht, die grosse
Entwicklungen im vergangenen Jahrhundert.  Schwedische
Grossmolkereien bedienen heute etwa 1 bis 2 Mio Einwohner und
liegen etwa 250 km entfernt.

Im 21. Jahrhundert handelt die Entwicklung mehr um Information.
Hat z.B. Deutschland in 50 Jahren noch 50 Büchereien oder nur 5
(Leipzig, Frankfurt, Göttingen, Google und Yahoo)?  Die letzte
Buchexemplare sind sicher in einem Büchermuseum, aber wer braucht
eigentlich eine unvollständige naheliegende Stadtbücherei wenn
(künftig) alle Informationen online erreichbar sind?

Sicher haben Sie zu Hause eine 20-bändige Enzyklopädie, Meyers
oder Brockhaus.  Aber haben Sie auch alle frühere Auflagen davon?
Die neueste Auflage enthält ja alle (noch relevante) Informationen
aus den früheren.  Nur die grösste Bibliotheken (oder
Büchermuseen, was eigentlich das gleiche ist) findet es sinnvoll
sämtliche Auflagen von Meyers *und* Brockhaus zu sammeln.


--
  Lars Aronsson (lars@xxxxxxxxxxx)
  Aronsson Datateknik - http://aronsson.se




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