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Re: [InetBib] Abrechnung mit der Open Access-Heuchelei der Bibliotheken



Werter Herr Graf,

ich habe gestern meinen Pizzabäcker gefragt, warum seine Brötchen nicht open 
access seien, zumindest seine hervorragenden Salate. Er setze sich doch sonst 
auch für die Belange der Demokratie ein und ist auch gegen Korruption und 
Vetternwirtschaft. Wirklich: ein durch und durch ehrenwerter Mann. Er hat mir 
erläutert, daß er dies auch schon mit seinen Lieferanten und Angestellten 
besprochen habe. Alles ebenfalls durchweg ehrenwerte Leute. Aber keiner von 
ihnen wolle seine Arbeitskraft kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung 
stellen. Die Familie, leider, die Familie wolle ernährt werden - und auch die 
Leute selbst, sagten sie zumindest. "Heuchelei", hab ich dann gespottet, "was 
für eine Heuchelei!".

Ich gehe davon aus, daß Sie hier anders verfahren. Haben Sie schon von der 
neuen OA-Besoldung im öffentlich Dienst gehört? Eine tolle Sache für engagierte 
Leute. Und ein Segen für die Staatsfinanzen. Lassen sie uns gemeinsam dafür 
streiten! Nieder mit dem öffentlichen Dienst! Nieder mit der 
A-C-W-BAT-Besoldung! Überhaupt.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx im Auftrag von Klaus Graf
Gesendet: Mo 14.08.2006 12:34
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Abrechnung mit der Open Access-Heuchelei der Bibliotheken
 
Die umfangreiche Kritik findet sich unter
http://archiv.twoday.net/stories/2518568/

Hauptthesen:

"Sie predigen anderen Wasser und trinken Wein. Vorne hui,
hinten pfui. Die deutschen Bibliotheken spielen sich auf
der Bühne als Anwälte des frei zugänglichen
wissenschaftlichen Wissens im Interesse ihrer Benutzer auf,
aber hinter den Kulissen agieren sie gegen Open Access
(OA), wenn ihre eigenen Interessen tangiert sind, oder sie
ignorieren die Bedürfnisse ihrer Kunden. (1)
Bibliothekarische Fachzeitschriften sind nur zum kleinen
Teil Open Access! [.] (2) Bibliothekarische Fachliteratur
ist kaum OA! [.]
(3) Bibliotheken beliefern kostenpflichtige
bibliographische Datenbanken! [.] (4) Bibliotheken treten
als Mitglieder von Digizeitschriften e.V. die Interessen
von Bildung und Wissenschaft mit Füßen! [.] (5)
Bibliotheken denken nicht daran, "permission barriers"
einzureissen! [.] (6) Sogar OAI-Metadaten werden nicht OA
freigegeben! [.] (7) Die Bibliotheken betreiben in großem
Stil Bildrechte-Tyrannei und Copyfraud! [.] (8) Die
Bibliotheken blockieren die Ausbildung einer reichen Public
Domain! [.]
Die OA-Bewegung hat in den Bibliotheken starke Verbündete,
und niemand bestreitet, dass die Bibliotheken sehr viel für
den OA-Gedanken tun. Die Durchsetzung ist schwierig, und
Verzögerungen und Rückschläge sind unvermeidbar. Darum geht
es nicht. Es geht um ein Verhalten, das bewusst mit den
Grundsätzen von Open Access, der Förderung freier Inhalte
und einer reichen Public Domain bricht, wenn es um die
eigenen Interessen geht. Diese Interessen sind nicht die
Interessen der Nutzer, der Wissenschaftler wie der Bürger.
Nur wenn sich die Nutzer wehren, kann der Heuchelei ein
Ende gesetzt werden."

Klaus Graf




Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.