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Re: [InetBib] Open Access und die Bibliotheken



Liebe Frau Peschel,

ich denke tatsächlich: Schon wieder eine Umfrage!

Zugleich möchte ich ein paar böse, aber auch ein paar konstruktive Gedanken zum 
Thema UMFRAGEN
auskehren:

1. Umfragen sind für den Ersteller einer Diplomarbeit sehr angenehm, weil sich 
durch Formalia und Methodengerede die Seiten fix füllen.

2. Es gibt immer irgendwelche Ergebnisse, die man diskutieren kann. Die 
Betonung liegt auf "irgendwelche".

Denn:

3. Gerade in innovativen Bibliotheksbereichen sind die Mitarbeiter hoffnungslos 
zeitlich überlastet. Die Motivation an komplexen Umfragen teilzunehmen ist 
gering oder die Beantwortung der Fragen hastig.

4. Nicht komplexe Umfragen sind belanglos (Es sei denn, es geht um ganz neue 
Themen und es wird der Bekanntheitsgrad abgefragt).

4. Das vor diesem Hintergrund gewonnene Bild kann einfach nicht repräsentativ 
sein.

Ergo: Ich halte Umfragen für ziemlich ungeeignet, um interessante 
Diplomarbeiten zu generieren. Vor allem bei der hier wohl intendierten 
Gesamterhebung.

Das Thema Open Access, das in nahezu allen Bibliotheken angekommen ist, zum 
Thema einer Umfrage zu machen, halte ich überdies für ziemlich unsinnig. Man 
könnte genau so gut nach OPACs fragen oder nach Benutzerausweisen.

So, nun wird es konstruktiver! ;-)

Interessante Diplomarbeiten zu spannenden neuen oder weniger neuen Themen 
sollten m.E. besser so aufgezogen werden:
- Gründliche Recherche in den einschlägigen Fachzeitschriften
- Suche nach einschlägigen wissenschaftspolitischen Dokumenten: DFG, 
Wissenschaftsrat etc.
- Gründliche Recherche auf einschlägigen Webseiten von Bibliotheken. 
Hier bekommt man zwei Ergebnisse:
- Fundierte Zusammenfassung des state-of-the-art (macht die Diplomarbeit zur 
wertvollen Praktikerlektüre. Stichwort: Wissenschaft für die Praxis!)
- Identifizierung von Experten in den Bibliotheken.
Methodisch interessant wären jetzt mehrere Experteninterviews. Das ist etwas 
völlig anderes als eine Umfrage. Man darf hier auch eine größere Bereitschaft 
zur Kooperation erwarten.

Nach Sammlung, Sichtung und Interviews nun die spannende EIGENE Leistung in der 
Diplomarbeit:
Herausarbeiten von Trends, Widersprüchen, Defiziten
Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten.

Solche Arbeiten lese ich gerne. Langatmige Umfragemethodendiskussion sind mir 
zu scholastisch und ihr Erkenntnisgewinn aus den o.g. Gründen einfach zu vage.

In diesem Sinne: Hier mein Beitrag zur Umfrage:
http://www.tu-ilmenau.de/ilmedia

Viele Grüße aus Thüringen
Eric Steinhauer



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