[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] unicode undBibliothekskataloge + Transliterationsfragen



Sehr geehrter Herr Drechsler und alle unicode-Ineressierten und
Desinteressierten!
Ich würde gern weiter Beiträge zu diesem leider viel zu wenig beachteten
Thema lesen. Die Gruppe der Bibliothekare, die damit zu tun haben, ist
längst nicht so klein wie hier vermutet. Es gibt zahlreiche Spezial-,
Instituts-, und Museumsbibliotheken, die Orientalia vorhalten, noch mehr
solche, die arabisch- persisch- oder hebräischsprachige Literatur haben, die
man nicht als orientalistische Literatur bezeichnen würde und noch viel mehr
Kolleginnen und Kollegen, die mit anderen non-latin-Sprachen befasst sind -
die Probleme ähneln sich schließlich.
Und das Allerwichtigste: Es gibt unzählige Katalognutzer (darunter nicht
wenige Bibliothekare), die wegen der angesprochenen Vielfalt der
Transliterationssysteme solche Titel in den Katalogen nicht finden - und
nicht weniger ratlose Bibliotheksmitarbeiter an den Informationstresen. Und
jeder, der katalogisiert, muss wohl hin und wieder den (non-latin)
Originaltitel einer Publikation in seinen Katalog eingeben.
Annekathrin Genest


----- Original Message -----
From: "Andreas Drechsler" <andreas.drechsler@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
To: <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Thursday, September 28, 2006 11:38 AM
Subject: Re: [InetBib] unicode undBibliothekskataloge +
Transliterationsfragen


Grüsse an die Liste

ein weiteres Mal zum unten behandelten Thema. Allerdings sollten weitere
Äusserungen vielleicht eher zwischen den Diskutanten behandelt werden,
da die Materie - wissenschaftl. orientalist. Bestände  in Dtl. - für
andere Listenteilnehmer doch zu speziell sind.
Herr Rauch sprach in seiner untenstehenden Mail ein weiteres Problem von
Bibl. in Deutschland mit relevanten orientalistischen Beständen an: die
Tatsache, dass die älteren BEstände eben nach den seinerzeit gängigen PI
(SBPK) bzw. MKO (Münchner Katalogordnung; BSB) oder anderen
selbstgestrickten Regeln aufgenommen wurden. Wenn denn diese Aufnahmen
eingescannt bzw. von Fremdfirmen eingearbeitet und anschliessend in die
Katalogsysteme eingespielt wurden, sind z.T. katastrophale Ergebnisse zu
verzeichnen. Die Auffindbarkeit solcher Aufnahmen ist keinesfalls
garantiert, da aufgrund der Vorlagen vieles beim Scannen und natürlich
auch beim manuellen Einarbeiten durch die betroffenen Firmen schief
gegangen ist. Meine Beobachtungen beziehen sich überwiegend auf den
Altbestand der BSB, da ich in deren Bestand einfach häufiger suche als
in der SBPK, aber es kann sich dort durchaus ähnlich verhalten.
Allerdings ist dieses Einarbeiten immer noch hilfreicher als die
Situation in der UB Tübingen, von 1918 (?) bis 1997 die SSG-Bibl. für
die Orientalistik in Dtl. (seitdem die ULB Halle). Die UB Tübingen ist
schlichtwegs die wichtigste Bibl. in Dtl. mit orientalist. Altbestand.
Seit den Mitsiebzigern (?, Tübinger Kollegen mögen mich korrigieren) ist
der orientalistische Bestand EDV-technisch katalogisert worden. Der
riesige frühere Korpus von Tübingen liegt de facto nur auf Katalogkarten
vor (einzelne Bestände wurden für die Fernleihe eingearbeitet). Versuche
vom früheren SSG-Leiter Herrn Dr. Werkmeister, DFG-Mittel für eine
komplette retrospektive EDV-Katalogisierung bzw. -Einarbeitung zu
beantragen, wurden abgeschmettert. Für die Orientalistik in Dtl. ein
absolutes Desiderat, dass aber leider nicht enstprechend behandelt wird!
Denn - um wieder auf Herrn Rauchs sinnvollen Vorschlag der automatischen
Schriftumwandlung in Originalsprachen zu kommen - wie soll die
verbesserte, an internationalen Massstäben orientierte Präsentation der
dt. orientalistischen Bestände mit der Einbringung der
Originalschriftlichkeit funktionieren, wenn die bei der BSB und sicher
auch der SBPK eingearbeiteten alten Kartenkalagisate als Grundlage  z.T.
grob fehlerhaft sind? Und die sicherlich richtig kalagisierten Tübinger
Bestände nicht vorliegen?

Grüsse aus dem Bamberger Nebel, der auch in diesem Bereich teilweise
herrscht.
Andreas Drechsler

Date: Wed, 27 Sep 2006 09:51:10 +0200
From: "Rauch, Christoph" <Christoph.Rauch@xxxxxxxxxxxxxxxxx>
Subject: Re: [InetBib] unicode und Bibliothekskataloge +
Transliterationsfragen
To: <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Message-ID:
<41F8F71B1BF5AD408384DFDD2324EE3704A71EB6@xxxxxxxxxxxxxxxxx>
Content-Type: text/plain; charset="iso-8859-1"

Liebe Listenteilnehmer,
Ich bin auch der Meinung, dass die Transliteration von nicht-lateinischen
Schriften nach DIN-Norm weiterhin die primäre Katalogisierungsweise an
deutschen Bibliotheken sein sollte. Die bedeutenden deutschen
Orientalia-Bestände sind aber zum großen Teil nicht nach DIN katalogisiert.
Die SBB, die über große Altbestände verfügt, katalogisierte sogar bis 1984
nach den PI-Regeln. Über die Einspielung der Altbestände durch
Retrokonversion kommen sicher noch verschiedene Eigenheiten hinzu. Ich
bezweifle, dass den Katalogbenutzern das immer so bewusst ist.
Die LoC-Transliteration bei arabischen Titeln noch hinzuzufügen wäre
sicher fürs Erste eine wirkungsvolle Sache. Mittelfristig hoffe ich aber,
dass die Katalogisierungssysteme selbst eine solche Umschrift "per
Mausklick" generieren können. In die andere Richtung, von der
Transliteration zur arabischen Schrift, wird das bei RLIN schon praktiziert.
PICA in Leyden entwickelt derzeit in einem Pilotprojekt ein sogenanntes
"prototype transliteration module" für eine automatische Schriftumwandlung
mit Griechisch als Testsprache.
Mit Grüßen aus Berlin
Christoph Rauch






--
Dr. Andreas Drechsler
Bibl.-Rat
Universitätsbibliothek Bamberg
PF 2705
96018 Bamberg
Tel.: 0951/863-1530
Fax: 0951/863-4530
andreas.drechsler@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
"Time flies like an arrow, fruit flies like a banana"
- Groucho Marx




Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.