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Re: [InetBib] Quaero ist geplatzt



Martin.Steinmetz@xxxxxxxxxxxxxx schrieb:
Hallo!

Das Projekt einer deutsch-französische Suchmaschine (Quaero) ist geplatzt!

Stattdessen gibt es nun ein Projekt Theseus in Deutschland. Der Ansatz,
sich mit "semantischen Technologien" zu beschäftigen, statt ein
nebulöses "besser als Google" als Losung auszugeben ist ja schonmal ein
Fortschritt. Das ist zwar auch nichts grundsätzlich neues; Prof.
Wolfgang Wahlster, Direktor des an Quaero/Theseus beteiligten DFKI,
hielt schon in den 1990er Jahren Vorlesungen über Agenten, die mittels
Semantik die besten Einkaufsmöglichkeiten für seine Weihnachtsgeschenke
im Web finden (in der Theorie zumindest). Vielleicht bringt es aber
tatsächlich neue Ideen gegenüber den nun auch schon reichlich
ausgelutschten Ansätzen von Google und Co. ins Suchmaschinenwesen.
Was ich allerdings nicht ganz verstehe, ist die Behauptung (auch in dem
Spiegel-Artikel), man habe gegen die Potenz von Google eh keine Chance,
da Google über gigantische finanzielle und Entwicklungsressourcen
verfüge. Google ist aber auch nicht groß geworden, weil sie enorme
Geldsummen zur Verfügung hatten, sondern weil eine gute Idee am Anfang
stand (nämlich wie man das Ranking in Ergebnislisten von Volltextsuchen
im Web deutlich verbessern kann, der Page Rank Algorithmus). Damalige
Konkurrenten wie Altavista oder Yahoo waren sicher finanziell stärker,
haben Googles Ansatz aber schlicht verschlafen (Yahoo machte damals eh
noch keine eigene Volltextsuche, sondern wollte immernoch das Web
katalogisieren, Altavista schien schlicht betäubt).
Die Ausgangssituation ist vielleicht gar nicht so schlecht: Google hat
am Kern des Angebots, der Volltextsuche im Web, lange nichts neues mehr
getan (von kosmetischen Änderungen abgesehen). Meine ganz persönliche
Zufriedenheit mit dem Ranking bei Google ist auch nicht mehr so groß,
wie sie schon war, anderen geht es ähnlich. Mit einer guten Idee zur
Verbesserung der Suche (insbesondere des Rankings der Ergebnisse) könnte
man selbst Google vielleicht relativ schnell ernsthafte Konkurrenz
machen (auch wenn das sicher nicht mehr so einfach geht wie 1998,
andererseits zeigen Projekte wie Wikipedia, dass "Projekte von Unten" im
Internet immernoch funktionieren können). Bleibt nur die Frage, ob der
Ansatz geeignet ist, erstmal großes Geld in große Strukturen zu stecken,
um dann abzuwarten, ob die Idee kommt...

Viele Grüße,
Till Kinstler

-- 
Till Kinstler
Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG)
Platz der Göttinger Sieben 1, D 37073 Göttingen
kinstler@xxxxxx, +49 (0) 551 39-13431, http://www.gbv.de



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