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[InetBib] Unerwartete Nutzung der eJournal Nationallizenzen der DFG aus 2006



Sehr geehrte InetBIB-LeserInnen,

Hier möchten wir - die Ex Libris Deutschland GmbH - erste Beobachtungen zur 
Nutzung der DFG-eJournal-Backfile Pakete (seit Mai 2006 freigeschaltet) in 2006 
berichten, die sich aus der Auswertung von SFX-Zugriffsprotokollen ergaben. Wir 
haben dies erstmals exemplarisch in einer Pilot-Studie am Beispiel der ULB 
Düsseldorf untersucht. Dabei fragten wir uns: wie intensiv könnten die 
bisherigen zwölf Zeitschriften-Online Archive (kurz genannt "2006 NatLis") 
mittels OpenURL-Linking (ink. deep links auf Artikel-Ebene) mindestens genutzt 
werden bzw. werden sie bereits an verschiedenen Wisssenschaftseinrichtungen 
genutzt - Welchen Versorgungbeitrag leisten sie? 

Die Ergebnisse scheinen den Beteiligten so interessant und aktuell, dass wir 
sie nach Rücksprache ausnahmsweise hier kommunizieren.

ANSATZ:
Düsseldorf betreibt eine eigene SFX-Link-Server-Instanz und hat uns 
freundlicherweise die SFX-Log-Daten zur Verfügung gestellt - insgesamt etwa 
50.000 OpenURL-Anfragen (html-requests), die mittels Standard-Queries im 
SFX-Statistik-Web-Admin-Center und Nachverarbeitungs-Prozeduren nach 
verschiedenen Gesichtspunkten ausgewertet wurden. Beim OpenURL-Access-Logging 
werden anders als bei COUNTER die Nutzungsdaten nicht anbieterseitig sondern 
verlagsunabhängig für jegliche Typ von Content vom Link-Server 
bibliotheksseitig protokolliert - sofern die Anfragen über den neuen weltweiten 
OpenURL-Standard gehen (Düsseldorf hat mittlerweile ca. 100 
SFX-Quell-Datenbanken und andere "OpenURL-Sources" integriert).

In SFX werden die NatLis (derzeit 12 Anbieter, ca. 60 Pakete mit knapp 10.000 
Zeitschriften-Titeln) und ggf. zusätzliche lokal und/oder konsortial 
abbonnierte Verlags-Backfiles jeweils durch "Aktivierung" der gleichnamigen 
Archiv-Pakete einmalig en bloc verfügbar gemacht (Verlagsfreischaltung 
selbstverständlich vorausgesetzt) und dann automatisch von der Knowledge Base 
bzgl. enthaltener Titel und Jahrgangsbereiche regelmäßig aktuell gehalten. 
Weitere 4.000-5.000 national lizensierte eBook-Titel können ebenfalls via SFX 
selektiv aktiviert werden. 

Nach Aktivierung stehen die Titel und jeweils betreffenden Zeiträume in allen 
lokal aktivierten OpenURL-Quellen zum (deep) Linking zur Verfügung 
gleichgültig, ob es sich dabei um kommerzielle Datenbanken (wie das Web of 
Science, Scopus, Silverplatter, Ovid, Ebsco, Springer Link, ProQuest, 
Interscience, CSA) oder freie Angebote (z.B. PubMed, SSGs, MedPilot, Vascoda, 
DigiBib, Google Scholar, MSN Academic Live u.a.) handelt - an der ULB 
Düsseldorf sind so mittlerweile ca. 100 "SFX-sources" in das 
OpenURL-Service-Netz "integriert". 

Als Bezugs-Basis für die Bewertung der NatLi-Zugriffe wurde die Anzahl der im 
selben Zeitraum durch eine identische Nutzergruppe erfolgten OpenURL-Requests 
auf alle subskribierten kommerziellen Verlags-Titel (aktuelle Jahrgänge) mit 
verfügbarem elektronischen Volltext gleich 100% gesetzt.

ERGEBNIS:
* Die konkrete Nachfrage nach den NatLis (via OpenURL requests) sorgte in 
Düsseldorf für etwa 18 % zusätzliche elektronische Literatur-Verfügbarkeit. 
 
* Besonders erwähnenswert unter den NatLis scheint das "Abschneiden" der 
Archive "China Academic Journals" (CAJ), die nach Elsevier und ACS (etwa 
gleichauf mit SPRINGER und WILEY) an Platz drei der absoluten Zahl der 
OpenURL-Link-requests der ULB Düsseldorf lagen. Insgesamt entfiel etwa 1/6 
aller NatLi OpenURL-requests auf die CAJ.

* Auch ohne gesonderte Ankündigung der Bibliothek - besteht also scheinbar 
reges Interesse - und zwar interessanterweise vor allem aus verschiedensten STM 
Bereichen (97 % der Nutzung) und bisher nur geringerem Maße von Geistes- und 
Sozialwisssenschaften (3%).

*Interessante Nebenbeobachtung/Auswertung: Die Nachfrage nach sämtlichen 
verfügbaren OpenAccess/Open Archive Zeitschriften machte an der ULB Düsseldorf 
insgesamt circa weitere 15 % über die oben genannte Bezugs-Basis aus.

DETAILS DER CAJ-NUTZUNG: 
Für CAJ-Online-Titel (neun Archiv-Pakete mit den Bezeichnungen A-I und 
insgesamt ca. 7.000 Titeln) des Providers Tsinghua Tongfang Knowledge Network 
Technology Co., Ltd., Peking (SFX-Target-Provider: East_View; mittlerweise 
separiert in Archiv Pakete A-I) wurden von Freigabe bis Jahresende 2006 etwa. 
300 elektronische Zugriffe durch Angehörige und Studenten der ULB Düsseldorf 
via OpenURL protokolliert. 

Aus diesen CAJ-Archiven wurden in Düsseldorf bereits über 130 verschiedene 
angesprochen. Am häufigsten (15x) wurde der Titel: Chemical Journal of Chinese 
Universities (englische Titelübersetzung) bzw: lateinisch umschriftlich: "Gao 
deng xue xiao hua xue xue bao" angesteuert (original chinesischer Titel nur in 
Unicode-darstellbar; Titel siehe SFX). 

Eine erste Analyse der genutzten CAJ-Fächer (mittels der von SFX für die Titel 
bereitgestellten Kategorien und Subkategorien) ergab größte Nutzung in 
folgenden Fächern:
1. Chemie (darin Polymere/Plastik; Chem. Engineering; Biochemie)
2. Medizin/Gesundheit (Pharmazie/Phamakologie; Genetik; Ausbildung)
3. Ingenieurwesen (Automobil; Energie; Umwelt)
4. Materialwissenschaften (Metalle & Legierungen)

DISKUSSION/FRAGEN:
Diese ersten Ergebnisse werfen weitere Fragen auf, 
* Wie erklärt sich diese unerwartet hohe Nutzung und welche Schlüsse sind 
daraus zu ziehen ?
* in wie weit handelt es sich hierbei nur um einmalige Neugier von Nutzern oder 
feste Titel- und Zugriffs-Muster (z.B. bei Verfügbarkeit englischer Keywords, 
Abstracts und ggf. Abbildungen) ?
* Aus welchem Kontext (Datenbank-Sourcen) werden die Angebote am meisten 
genutzt? 
* Ist die Nutzung an anderen Hochschulen ähnlich hoch und verteilt?
* Entspricht die Nutzungsverteilung der allgemeinen nach Fakultäten oder gibt 
es spezifische Abweichungen? 
* Welchen unmittelbaren und nachhaltigen Einfluß hat eine Ankündigung der 
Verfügbarkeit und Verlinkung?
* Wie geeignet und praktikabel ist das hier genannte Verfahren für weitere 
verlags- und institutions-übergreifende Zugriffs-und Trendanalysen?

METHODIK:
Wer Anleitungsskripte für Auswertungen haben möchte, kann sich gerne an mich 
wenden. Hierin wird beschrieben, wie man 
prospektiv SFX-Targets am besten konfiguriert, um solche und ähnliche 
Auswertung ab sofort und in die Zukunft wesentlich vereinfachen kann.  
retrospektiv mit Standard SFX-Reports & KB-Exports - auch rückblickend für 2006 
und ohne bisher East View-CAJ aktiviert zu haben - sein lokales 
Anfrage-Aufkommen für die CAJ-NatLi (und andere NatLis) abschätzen kann.
 
Wir werden das Thema mit Anwendern bei Interesse gerne weiter verfolgen.  

Mit freundlichen Grüßen

Peter Ahrens
e-Library & Information Consultant
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Ex Libris (Deutschland) GmbH
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D-22761 Hamburg
Tel: +49 40 89 809 - 181
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