[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] War Kooperation, ist eigentlich Riedel Codex diplomaticus



Als im Dezember 2006 über diese Liste die Scans von Riedels Codex diplomaticus brandenburgensis zum Verkauf angeboten wurden, hatte kg den Hinweis auf den Beitrag in archivalia vom Dezember 2005 zur Diskussion beigetragen. Ich habe damals den Link verfolgt, und festgestellt, dass zumindest im Dezember 2006 nur noch 3 betreffende Bände dort aufzufinden waren. Dass bei googleprint/GBS etliche digitalisierte Bände verschwunden sind, macht mich nun doch nachdenklich, denn wenn google die Bibliothek der Zukunft werden will, so scheint auch google den Fehler zu machen, Bücher im Regal falsch einzusortieren und unauffindbar zu machen. Oder handelt es sich in einem solchen Fall um eine papierlose Vernichtung von Bibliotheksbeständen? Es spricht auf alle Fälle nicht für ein Problembewusstsein bei googleprint, was Langzeitarchivierung digitaler Inhalte anbelangt. Heute stelle ich Inhalte ins Netz, morgen nehme ich sie wieder weg. Nun bleibt die Frage, wie könnte kg nachweisen, ob im Dezember 2005 mehr als drei Bände von Riedel über GBS zu finden waren? So bewegen wir uns auf der Ebene verschiedener Ansichten, ohne dass ein Richter entscheiden könnte, wer nun Recht hat. Für einen Historiker ist dies eine missliche Situation, denn sind wir seriös, so basieren wir unsere Aussagen auf Fakten und nicht auf nebulöse Erinnerungen. So lange sich googleprint nicht produktiv in die Diskussion um Langzeitarchivierung über Festplattentests hinweg einmischt, bleibt diese auch im Bibliotheks- und Archivwesen zu lösen. Und Potsdam kann froh sein, diese Links von 2005 nicht in ihrem OPAC mit aufgenommen zu haben, denn heute wären sie Error 404.

Suche ich nun bei wikipedia nach Riedel, so werde ich aufgefordert, einen Artikel über Riedel zu verfassen. Herr Ehlers hätte also gar nicht den Weg über wikipedia gehen können.

Folge ich dem link
http://pdbooks.zuhause.org/display.html? sort=&title=codex&author=&submit=submit so erhalte ich eine Trefferliste, die 56 Treffer zum codex diplomaticus brandenburgensis aufweist. Bei einer Gesamtzahl der gedruckten Bände von 41 (ich habe 44 als von W. Ribbe mir genannte Bandzahl im Kopf) sind da anscheinend noch ein paar Bände dazugekommen. Wo kommen also die 15 zusätzlichen Bände her?

Nun noch ein Satz zur Benutzbarkeit dieses digitalen Codex. Er ist schlichtweg unbenutzbar, da der Zugang zu den Informationen nicht linear erfolgt (ausser, jemand will die Bände von vorne bis hinten lesen, aber das ist vergleichbar mit jemandem, der ein Telefonbuch von vorne bis hinten liest: Er will keine Informationen schnell finden, sondern Zeit mit der Lektüre verbringen). Der Zugang läuft eher über die Indices. Da suche ich mir die Stelle raus, die mich im Werk interessiert, gehe zu dem betreffenden Band und suche mir den betreffenden Paragrafen raus. Über die Liste von pdbooks.org habe ich diese Möglichkeit nicht, da die bibliografischen Angaben ungenügend sind. Ich weiß ja in dieser Liste nicht, ob der betreffende Band zum Hauptteil 1, Hauptteil 2 oder sonst wohin gehört, ausser, ich öffne jedes dieser Bücher, um die bibliografischen Angaben zu prüfen.

Es steht hier also das Prinzip der flachen Digitalisierung von google gegen eine qualitative, inhaltserschließende Digitalisierung.

Eine letzte Randbemerkung: Ich habe in dieser Mailing-Liste vor ein paar Monaten gefragt, ob google an eine deutsche Bibliothek zwecks Digitalisierung herangetreten ist. Ich habe damals keine Rückmeldung erhalten. Jetzt habe ich die Antwort aus der Presse erhalten.

M. Schnöpf


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.