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Re: [InetBib] BSB und Google



On Mon, 12 Mar 2007 13:13:49 +0100
 Joachim Eberhardt <Joachim.Eberhardt@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
wrote:

Dabei ergeben sich einige Beobachtungen und Fragen, die
hier bisher noch
nicht angesprochen wurden (soweit ich sehe).

Diese waren bisher auch nicht anzusprechen, da Ihr Beitrag
Schiefes und Falsches enthaelt.
 
Goppel z.B. hebt hervor, dass lt. Vertrag in Bayern
digitalisiert werde,
was Arbeitsplätze schaffe. Wer kann diese 1 Mio Bücher
verarbeiten?

Griebel sieht neben dem verbesserten Zugang die
Bestandserhaltung als
Hauptmotiv des Angebots. Wenn die 1 Mio Titel zügig
digitalisiert und
zugänglich gemacht werden sollen: wer kann die auf eine
Weise
digitalisieren, die den Büchern nicht schadet?

Es gibt keine Hinweise, dass die Bibliothekare in den USA,
die die meisten Erfahrungen haben, ueber Probleme mit der
Bestandserhaltung geklagt haben. Googles Scannertechnologie
ist eines der bestgehueteten Geheimnisse der Welt. Moderne
Scannertechnologie schadet Buechern nicht mehr als eine
Benutzung durch Lesen.

Als Umfang wird neben dem Mengengerüst von "über 1 Mio
Titeln" von allen
dreien genannt, außerdem, dass "alle urheberrechtsfreien
Werke" aus dem
Bestand der BSB mitgemeint seien. Heißt dass, dass die
BSB Google auch
ihre eigenen Digitalisate überlässt: um da
Vollständigkeit zu erreichen?

Ganz sicher nicht. Wie die Urheberrechtsfreiheit genau
bestimmt wird, darueber huellt sich die Pressestelle der
BSB  auf Anfrage in Schweigen. 

Dass ihre Handschriften und Inkunabeln auch über Google
angeboten
werden?

Frau Wagner hat ausdruecklich klargestellt, dass
Handschriften, Inkunabeln und Rara NICHT von Google
digitalisiert werden.

Redmer hebt schließlich hervor, dass "einige der
Werke der BSB
bis in die allerersten Momente in der Geschichte des
Buchdrucks"
zurückreichen. Selbst wenn erst Bücher ab 1600 in der
Vereinbarung mit
Google gemeint sind, würde mich wundern, wenn die BSB
Bücher vor 1850
zur Digitalisierung außer Haus geben würde. Wird das MDZ
also
aufgestockt und macht es selbst? Und werden die dann mit
der Qualität
(Bitonal, geringe Auflösung) zufrieden sein, die GBS
bisher bietet?

Es ist auch in Muenchen damit zu rechnen, dass in Naehe zur
BSB einige Scancenter die Buecher bearbeiten. Selbst eine
so herrische Institution wie die BSB muss sich nach den
Bedingungen von Google richten. Ich rechne eigentlich
damit, dass der BSB eine individuelle Rechteklaerung zu
aufwendig sein wird und dass sie sich Googles ueberzogenem
Kriterium anschliesst, das Nicht-US-Buecher fuer
Nicht-US-Benutzer nur freigibt, wenn diese vor 1864
erschienen sind. Mit den 14 Jahren zwischen 1850 und 1864
erreicht man aber nicht 1 Mio.   

Auch nach Lektüre der drei Texte bleibt die Frage ganz
offen, in welcher
Form die BSB die Digitalisate zum Teil ihres eigenen
"Internetangebotes"
machen will. An den Digitalisaten bei Google ist
jedenfalls nicht zu erkennen, von welcher gebenden
Bibliothek sie stammen (sieht man von dem mit
digitalisierten Besitznachweisen / Ex Libris etc. ab).

Das ist eindeutig falsch. Man sollte sich Google Books
schon genau genug anschauen, wenn man Aussagen ueber das
Projekt machen will. Inzwischen gibt Google an, aus welcher
Bibliothek die Buecher stammen und wann sie gescannt
wurden.  Bei den ersten gescannten Titeln fehlten diese
Angaben noch.

Beispiel:
http://books.google.com/books?id=FeACAAAAQAAJ

Google bietet in der Buchsuche die Digitalisate mit einem
Vermerk "Digitalisierung durch Google" an: aus der
Sprache kann man folgern, dass dies "on the fly"
eingefügt wird: so dass die BSB wohl nicht fürchten muss,
dies auf ihren  von Google finanzierten Digitalisaten zu
lesen, falls sie sie auf ihren eigenen Servern spiegelt.

Bisher hat nur UMich die Google-Digitalisate im OPAC
verlinkt und selbst angeboten. Siehe auch
http://archiv.twoday.net/stories/3425505/

Auf den Digitalisaten dort z.B.
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015014851664
sieht man das "Digitized by Google". Nicht anders wird es
in Muenchen sein.

Eine Frage zum schluss: Google bietet in der Tat den
Download als pdf an. Dazu merkt es an:
"Nutzen Sie die herunterladbaren PDF-Dateien in vollem
Umfang. Befolgen Sie jedoch bei deren Verwendung einige
grundlegende Regeln." Zu diesen grundlegenden Regeln
gehört, die Dateien nicht kommerziell zu verwenden und
das Wasserzeichen nicht zu entfernen. Also spricht für
eine interessierte Bibliothek (oder z.B. für Wikimedia
Commons, die aber natürlich nicht zu gleichen Bedingungen
weitergeben wollen)  dann nichts dagegen, die Dateien auf
dem eigenen Server zu verbreiten? Hätte Vorteile:
Möglichkeit der Anbindung an den Katalog etc.

Google hat selbst klargestellt, dass die Regeln den Status
von Bitten haben. Ich zitiere
http://blog.outer-court.com/forum/82401.html

"We have gotten this question in the past. The front matter
of our PDF books is not a EULA [end user license
agreement]. We make some requests, but we are not trying to
legally bind users to those requests. We've spent (and will
continue to spend) a lot of time and money on Book Search,
and we hope users will respect that effort and not use
these files in ways that make it harder for us to justify
that expense (for example, by setting up the ACME Public
Domain PDF Download service that charges users a buck a
book and includes malware in the download). Rather than
using the front matter to convey legal restrictions, we are
attempting to use it to convey what we hope to be the
proper netiquette for the use of these files."

Klaus Graf 



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.