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Re: [InetBib] Kuhlen ueber Open Access



"----- Original Message -----
From: "Klaus Graf" <klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
To: "Internet in Bibliotheken" <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Friday, August 03, 2007 12:58 AM
Subject: [InetBib] Kuhlen ueber Open Access


Einige Kommentare:
http://archiv.twoday.net/stories/4131836/

Klaus Graf


Leider kann man nicht einmal dann, wenn Klaus Graf  im Kern Recht hat,
seinen Ausführungen zustimmen, weil ein Satz, wie:

"Die Selbstgefälligkeit, mit der "Peer Review" in den einschlägigen
Diskursen einer Monstranz gleich durch die wissenschaftliche Gemeinde
getragen wird, ist gänzlich unangebracht."

einfach nur verkennt, warum es überhaupt das Peer Reviewing gibt.
Wenn eine Zeitschrift ihre Leserschaft gezielt mit den für sie wichtigen
Informationen versorgen will, hat sie die Pflicht und damit auch das Recht
zu filtern.
Dass das etwas mit wissenschaftlicher Qualität zu tun hat, ist sicher eine
weit verbreitete Fehleinschätzung.
Graf fragt:

"Darf man daraus schließen, dass die deutsche Geschichtswissenschaft nichts
wert ist?"

Die Frage muss umgekehr heißen. Weil in den soft sciences die
Ablehnungsquoten
imm allgemeinen sehr viel höher sind als in den hard sciences, muss die
Frage lauten:
'Darf man daraus schließen, dass die Geschichtswissenschaft mehr Wert ist?"

Dass die "Peers" oft die Wünsche ihrer Leser mit den eigenen verwechseln
(für gleich halten), ist verständlich, und manchmal sogar höchst amüsant,
wenn man manche ihre Ablehnungen liest.

Wichtiger, im vorliegenden Zusammenhang ist, das der Kollege Kuhlen
mit den Worten:

"Es darf nicht geschehen, dass Studienabschlussarbeiten,
Habilitationsschriften, Eigenpublikationen, Peer-reviewed-Arbeiten,
Pre-oder Post-prints als quasi gleichberechtigt und ununterscheidbar
verfügbar gemacht werden."

selbstverständlich Recht hat. Das hat nichts damit zu tun,
dass auch in einer Studienabschlussarbeit mal eine höchst innovative
geniale Konzeption auftauchen kann. Mein Versuch, in einer Prüfungsordnung
die Möglichkeit zu geben, in einem solchen Fall, eine Magisterarbeit als
Dissertation anzuerkennen, ist vor einem Jahrzehnt gescheitert,
obwohl es so etwas an anderen Universitäten durchaus schon gegeben hat.

Es bringt wissenschaftlich sicher sehr viel mehr
eine Habilitationsschrift oder z.B. eine Publikation eines Nobelpreisträgers
genüsslich zu zerpflücken (viel Feind viel Ehr) als irgendwelche
Abschlussarbeiten,
die eigentlich nur zeigen sollen, dass die Absolventen auf dem
jeweiligen Stand der Wissenschaft sind. Denn wenn ein hervorragender
Wissenschaftler etwas unsinniges publiziert, hat das weitaus gravierendere
Folgen,
und die Berichtigung ist sehr viel notwendiger.

Das ist ja auch der Grund, warum Klaus Graf nicht irgend jemanden angreift,
sondern "Kuhlen ueber Open Access". Insofern habe ich mich schon immer
sehr geehrt gefühlt, dass er auch mich gerne kritisiert ;-)

Bei Metadaten sollte man in der XML-Welt meines Erachtens unbedingt
berücksichtigen,
dass sie auch eine semantische (eigentlich semiotische) Komponente haben.
Viele der Metadaten sind geeignet, um rasch herauszufinden, wem welche
Rechte an einer
Publikation zu einem bestimmten Zeitpunkt noch gehören:
Autoren, Verleger, Interpreten, Publikationsjahr, ...
Durch die semiotische Komponente haben die Computer die Möglichkeit zu
erkennen,
ob eine Jahreszahl z.B. in einem Text ein Geburts- Todes-, Publikations-,
Vertragsjahr etc. ist.
Sie können damit in Zukunft jedem Leser voll automatisch mitteilen,
welche Nutzungsrechte er für welchen Preis erwirbt.

MfG

W. Umstätter



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