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Re: [InetBib] Theseus ....



Hallo,

Ich kann Herrn Hauers Kritik an Theseus (wie auch die von Herrn
Sander-Beuermann) nicht völlig zustimmen. vielleicht möchten sie oder
andere sich an der vom BMBi ausgeschriebenen Begleitstudie beteiligen:

http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Service/ausschreibungen,did=215298.html

Dass dieses (durchaus übliche) organisatorische Vorgehen sinnvoll ist,
bezweilfe ich allerdings stark, siehe meine Kritik unter

http://jakoblog.de/2007/08/21/wird-dem-theseus-projekt-100-millionen-geld-fuer-eine-begleitstudie-hinterhergeworfen/

Davon unberührt ist jedoch, dass Theseus inhaltlich ein großes Potential
hat und thematisch mitnichten in die falsche Richtung geht. Die Frage
ist nur, ob das Geld weiter vor allem für zuviel PR und für
geschlossene, unfreie Systeme ausgegeben wird, die am Ende wieder in der
Versenkung verschwinden oder nur den beteiligten Firmen zugute kommen,
oder ob tatsächlich praxisrelevante, nutzbare Entwicklungen abfallen.



Manfred Hauer schrieb:

2. Thematisch: es sind die ueblichen Themen der Retrieval-Forschung, die 
hier augelistet sind. Grundsaetzlich Neues und Anderes konnte ich nicht 
entdecken. Die starke Fokusierung auf multidmediale Daten ist vielleicht 
interessant. Google hat ja auch You-tube gerade gekauft, also ein 
allgemeiner Trend. Es ist nicht davon auszugehen, dass Google auch nur 
eines dieser durchaus anspruchsvollen und spannenden Themen nicht auf 
seiner Forschungsagenda hat.

Google hat inzischen praktisch alles irgendwie auch auf seiner
Forschungsagenda - ein Vergleich von Theseus mit Google ist völlig
irrelevant und bringt niemanden weiter.

3. Das hier ein ernsthafter Gegenspieler zu Google entstehen wird, halte 
ich angesichts des offiziellen Teams fuer unwahrscheinlich. Wirklich 
innotive Unternehmen sind noch nirgendwo aus 90 Millionen-Foerderprojekten 
direkt hervorgegangen, sondern oft durch zwei, drei Menschen, die sich 
ideal ergaenzen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort durchgebissen 
haben. Dass aus einem solchen Projekt heraus solche Personen heraustreten, 
ist moeglich, aber nicht gezielt steuerbar. Angesichts der riesigen 
Gewinne, die Google taeglich einfaehrt - wir alle klicken ja offensich oft 
genug auf die dezent verpackte Werbung - wird es verflixt schwer, ein 
grosses international bedeutendes Gegegengewicht zu schaffen. Da reichen 
auch die Millionen des Wirtschaftsministers nicht.

Das hier ein ernsthafter Gegenspieler zu Google enstehen soll ist
überhaupt nicht Ziel des Projektes! Das war doch auch einer der Gründe
warum die deutsche mit Theseus ihr eigenes Projekt machen.

4. Auf alle Faelle muss dieses Gegengewicht nicht nur frei zugaengliche 
Daten technisch interpretieren (die Aufgabe einer Suchmaschine, egal ob 
mit oder ohne Ontologien und grafischer Visalisierung von 
Suchergebnissen), sondern aktiv Inhalte generieren oder exklusiv 
lizenzieren. Wikipedia ist ein Beispiel dafuer. Google generiert viel 
Inhalt bereits ueber eMail, Chat, Open-Office, Weblogs, You-tube und kennt 
die Festplatten der einzelnen Nutzer schon besser als diese selbst. Diese 
Inhaltskomponente sehe ich in Theseus noch nicht, ausser das 
Digital-Rights-Management vorangetrieben werden soll - aber wessen Content 
soll da geschuetzt werden vor wem? 

Theseus ist kein Gegengewicht zu Google, wird kein Gegengewicht zu
Google und hat auch nicht den Anspruch, Gegengewicht zu Google zu sein.
Das ist alles PR-Blabla.

Der Forderung dass Theseus "aktiv Inhalte generieren oder exklusiv
lizenzieren" sollte, kann ich nur widersprechen und Wikipedia ist dafür
kein passendes Beispiel. Es werden genügend Inhalte produziert, die
erstmal vernünftig erschlossen werden sollten - dabei spielt gerade die
nicht-exklusive Lizensierung eine wesentliche Rolle. Daten und Inhalte
gibt es bereits Massenweise und es kommen ständig weitere hinzu - das
Problem ist eher, dass man nicht an diese Daten herankommt, weil jeder
lieber auf seinem Datensilo sitzt anstatt die Daten freizugeben.

Schöne Grüße,
Jakob Voß

-- 
Jakob Voß <jakob.voss@xxxxxx>, skype: nichtich
Verbundzentrale des GBV (VZG) / Common Library Network
Platz der Goettinger Sieben 1, 37073 Göttingen, Germany
+49 (0)551 39-10242, http://www.gbv.de



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