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Re: [InetBib] Autorenaquise des VDM-Verlags



Lieber Eric, liebe Liste,

eine sehr scharfsinnige Ferndiagnose, der beinahe nichts hinzuzufügen ist. Außer ein wenig Historie vielleicht. Der Verlag hat nach 
seiner Ansiedlung im Saarland auf unser beharrliches Drängen den ersten Teil seiner hier produzierten Veröffentlichungen (er hatte 
einen Vorläufer) abgeliefert. Nach wenigen Wochen hat der Verlagsleiter allerdings Kenntnis erhalten von diesem hanebüchenen 
Entschädigungsanspruch, den wir als Ausnahmeregelung bei besonders wertvollen und teuren Werken ansehen, diese Entschädigung dann auch 
nachträglich eingefordert und uns eine Täuschungsabsicht unterstellt. Das hat mir den Fachetat ziemlich zersauselt, aber 
Rechtsanspruch ist Rechtsanspruch, und gestempelt ist gestempelt. Eine Geschenkablieferung war nicht vereinbart, und von Pflichtablieferung kann 
man im Saarland ja nicht sprechen. Ich habe damals Herrn Müller zu einer freiwilligen und kostenfreien Ablieferung zu bewegen versucht, mit 
allen guten Argumenten, die man so ins Feld führen kann (übe
rregionaler Nachweis, Werbeffekt, Fernleihe mit Werbeeffekt, generell bessere Sichtbarkeit etc.). 
War aber erfolglos, 50% mussten schon sein. Das schönste Argument war, er dürfe uns 
keinen höheren Preisnachlass einräumen als dem Buchhandel, und ganz kostenlos abliefern 
(d.h. schenken) wollte er eben auch nicht.

Mittlerweile hat Müller, dessen Aufrufe an Diplomanden hier jede Litfasssäule und jede Bushaltestelle schmück(t)en, eine dermaßen überbordende, ausufernde 
Verlagsproduktion gestartet, dass man sich vor DNB-Nachweisen kaum mehr zu retten vermag (obwohl es jüngst spürbar nachgelassen hat, daher vielleicht die 
Werbeoffensive). Über Profil und Qualität im Allgemeinen will ich an dieser Stelle nicht räsonieren, der Mann ist streitbar. Man müsste es am Einzeltitel tun, 
und das hat Joachim Eberhardt ja bereits an anderer Stelle detailliert und sachkundig besorgt. Auch hier an der SULB gibt es zumindest einen (zuständigen) Menschen, der sich 
öfter mal die Frage stellt, ob dieser Verlag alle Buchstaben der früheren Namensform zu Recht trug. Zwei waren vermutlich Camouflage, natürlich nicht das 
"e" und das "r". Und jetzt heißt der Verlag ja auch nur noch VDM.

So gesehen bin ich jetzt sehr froh, dass sich nur frühe Ausrutscher in unserem Bestand befinden, und es ist durchaus sowohl eine 
"publikationspolitische Aussage" als auch eine Aussage über den wissenschaftlichen Gehalt dieser Titel, dass ich diese 
zunächst aus der Not geborene Zurückhaltung aufrecht erhalte. Mit das Schönste an dieser leistungsfähigen 
SWB-Verbunddatenbank ist ihre mächtige Suche, die man auch auf den Fremddatenbereich (DNB-A, DNB-N) ausdehnen kann. In meinem Suchstring 
für die neuen DNB-Wochenlieferungen gibt es seit geraumer Zeit einen Teil, der folgendermaßen lautet: "and not ver vdm".

Besten Gruß
Thomas Kees

Bemerkenswert ist, dass die Bücher von VDM in der regional zuständigen
Pflichtexemlparbibliothek meist nicht zu finden sind. Das mag seinen Grund in
der im Vergleich zu andern Bundesländern etwas seltsamen Fassung von § 14 Abs.
1 des Saarländischen Pressegesetzes liegen, wonach nur eine Anbietungspflicht
besteht und die Ablieferung stets "gegen angemessene Entschädigung" erfolgt.
Offenbar scheint die zuständige Bibliothek nicht willens zu sein, entsprechende Entschädigungen für die Bücher des Verlages zu zahlen. Man kann dies durchaus als publikationspolitische Aussage werten. Wäre ich VDM, würde ich die Bücher freiwillig abliefern, einfach um in einer weiteren Bibliothek präsent zu sein.
--
Thomas Kees

O,O       Saarlaendische Universitaets-
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