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[InetBib] Antw: Re: Autorenaquise des VDM-Verlags



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Diskussion ueber den kommerziellen Vertrieb von Abschlussarbeiten
und den Nachweis derselben in Bibliotheken finde ich persoenlich sehr
interessant. 

Ich moechte auf einen anderen Anbieter hinweisen, den Diplomica Verlag
in Hamburg,siehe http://www.diplom.de bei dem Abschlussarbeiten als
E-Books oder im Print on Demand-Verfahren vertrieben werden. Interessant
ist, dass scheinbar keine der dort angebotenen Titel weder in der DNB
oder in  der SUB Hamburg als zustaendige Regionalbibliothek gefuehrt
werden (ich habe nur Stichproben durchgefuehrt). Bei Amazon sind 9144
Treffer von diesem Anbieter zu finden.

Mit freundlichen Gruessen

Martin Scheuplein






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Martin Scheuplein
Universitaetsbibliothek Regensburg
Elektronische Zeitschriftenbibliothek &
Datenbank-Infosystem
93042 Regensburg
Tel.: 0941-943-3907
E-Mail: martin.scheuplein@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


Thomas Kees <t.kees@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx> 01/30/08 11:04  >>>
Lieber Herr Muczak,

Sie haben Recht, wir haben uns zunächst an den Verlag mit der Bitte um
Ablieferung gewandt, und Sie haben auch Recht, wir interpretieren den
Entschädigungsanspruch ein wenig anders als der mit jedem Euro
kalkulierende "Jungverleger", der diese Pflichtabgabe an die
Regionalbibliothek als etwas Belastendes und Lästiges empfindet - wenn
er denn zu kurz denkt. Ein guter Teil der saarländischen Verlage, viele
sind es ja nicht, liefern (in Kenntnis der Rechtslage) ohne Probleme und
ohne Entschädigung ab, daher gehen wir mit diesem - nach unserem
Verständnis - Ausnahmetatbestand auch nicht hausieren, sondern
erbitten (!) die Produktion als Geschenk. Do ut des, beide geben, beide
profitieren. Ich möchte nicht wiederholen, was Joachim Eberhardt bereits
ausgeführt hat, denn natürlich: auch ein kostenloses Buch kostet Zeit,
Arbeit, Magazinplatz ... man muss den Aufwand gegenrechnen mit dem
wissenschaftlichen Gehalt der Titel. Für eine Regionalbibliothek kommen
aber der regionale Nachwe
is und die regionale Archivierung als Gesichtspunkt hinzu. Jedermann
erwartet heute, das die SULB als Regionalbibliothek die VDM-Titel
komplett führt und in die Dokumentlieferung gibt, dafür sprechen die
Fernleihanfragen, die sich häufen, da VDM, wie gesagt, den Markt
geflutet hat und sich einige Titel ganz gut anhören. Herkunft
undCharakter der Veröffentlichung (in der Regel eine Diplomarbeit) gehen
aus dem bibiographischen Nachweis in den seltensten Fällen hervor.
Hätten wir 50% des Ladenpreises aufbringen müssen, hätte ich außer
VDM im Jahr 2007 nichts mehr erwerben können. Nach Ausweis der DNB/A
sind (nach meinen Recherchen) im letzten Jahr 1885 VDM-Titel erschienen.
Setzen wir EUR 40 (viel zu niedrig) als mittleren Preis an, ergibt das
75.400 EUR, für uns als zuständige und "bevorzugte" Bibliothek EUR
37.700.  Alles Müller, oder was?

Das Saarland möchte sicher gerade die jungen Verlagspflänzchen schonen,
denn die "Zwangsabgabe" an die Landesbibliothek könnte zur Flucht in die
verfeindete Pfalz animieren. Unsinnig ist diese Regelung dennoch, und
wir werden nicht müde, das Ministerium immer wieder auf die Nachteile
dieses generellen Entschädigungsanspruchs anzusprechen. Und wie bereits
betont: nach meinem Verständnis treffen diese Nachteile auch den Verlag,
dessen Produktion weniger sichtbar ist, was sich für das Jahr 2007 am
Beispiel des SWB ganz gut nachvollziehen lässt. Ich blende VDM ja nicht
generell aus, möchte nur zunächst keine VDM-Titel bei meiner Durchsicht
der DNB-Reihen sehen. Alle zehn Wochen setze ich aber eine andere Brille
auf und prüfe anhand der DNB/A-Listen im SWB, was der Verlag in diesem
Zeitraum im Bereich der Wirtschaftswissenschaften veröffentlicht hat und
ob mir ein Ringeltäubchen entgangen ist. Wenn Sie dies für das Jahr 2007
auf die gesamte Verlagsproduktion ausdehnen (DNB/A-Verz
eichnung) und nachsehen, ob überhaupt eine SWB-Bibliothek diese Titel
erworben hat, ergibt sich ein interessantes Bild (die Suche im
Fremddatenbereich klappt nur nach LogIn, aber ich liefere im Folgenden
die Zahlen):

DNB/A 2007
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.2/CMD?ACT=SRCHA&TRM=wvn+07a0%3F+and+ver+vdm 
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.2/CMD?ACT=SRCHA&TRM=wvn+07a1%3F+and+ver+vdm 
...

SWB-Bestand 2007
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1/CMD?ACT=SRCHA&TRM=wvn+07a0%3F+and+ver+vdm 
http://swb.bsz-bw.de/DB=2.1/CMD?ACT=SRCHA&TRM=wvn+07a1%3F+and+ver+vdm 
...

Und hier die Zahlen:
Hefte, Verzeichnung (SWB-Bestand) (ab einem Nachweis)
DNB/A-Hefte 01-09: 50 (13)
DNB/A-Hefte 10-19  632 (121)
DNB/A-Hefte 20-29: 468 (91)
DNB/A-Hefte 30-39: 385 (53)
DNB/A-Hefte 40-49: 328 (59) 
DNB/A-Hefte 50-...: 22 (2)

Ein Großteil dieser Titel ist also im SWB nicht nachgewiesen, nicht
sichtbar. In den übrigen Verbünden wird es ähnlich sein. Kann das im
Interesse des Verlags liegen? Ich würde abliefern, ganz klar. Ob ich
diese Titel angesichts der Fülle und des mitunter sehr mäßigen
wissenschaftlichen Gehalts (denn in einem halben Jahr verfasste
Anfängerarbeiten sind es fast alle) immer noch gerne in unserem
Magazin sehen würde, wie Anfang des Jahres 2006, steht wieder auf einem
anderen Blatt. Da ich den Wert von Examensarbeiten wirklich nicht
verkenne, würde ich mir wünschen, die Verfasser dieser mitunter sehr
lesenswerten Titel (noch dazu alle mit Herzblut geschrieben ;-) nähmen
die alternativen Publikationsangebote wahr, die wir und andere Ihnen
mittlerweile bieten. Eric Steinhauer hat es beschrieben. Die
Zugänglichkeit des Volltextes wäre sichergestellt, die Arbeit wird
rezipiert, man kann ein "billiges" Papier daraus machen, das auch
wirklich Käufer findet. Aber Müller "rechnet" mit d
em Autorenstolz: viele verlegen halt gerne in einem "richtigen" Verlag
zu einem richtig anständigen Preis. Wessen Diplomarbeit kostete bisher
schon EUR 59? Das muss etwas Gutes und Wertvolles sein. Der Verfasser
und die Verfasserin kann es sich mit Stolz auf den Nachttisch legen und
der Verwandtschaft präsentieren.

Schönen Gruß
Thomas Kees
-- 
Thomas Kees

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/(^^)\           und Landesbibliothek
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