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RE: [InetBib] Europäische Digitale Bibliothek Europeana



Liebe Liste,

weitere Informationen und Screenshots über das, was die wenigen Benutzer zu 
sehen bekommen haben, die beim "Launch der Europeana" durchgekommen sind, 
finden sich hier:

  http://www.eursoc.com/news/fullstory.php/aid/2865/

"We realise that Europeana is created with the contents of Europe's great 
museums, but surely they could have picked a more appropriate representation of 
the continents cultural heritage than this? A painting of a woman's private 
parts, a racy advertisement for American jeans, a French porno movie and a 
caricature of a German mass murderer are hardly what they had in mind."

Vielleicht wird nun der eine oder andere verstehen, was mich daran so 
schockiert hat. Was aber auch - neben dem offenkundig vollkommen 
fehlgeschlagenen Versuch, das, was an Materialien häufig angeklickt wurde, auch 
auf der Startseite entsprechend hervorgehoben zu plazieren - in dieser Sache 
technisch noch schiefgegangen ist, wird hier kritisch kommentiert:

  http://att.com.com/8301-13846_3-10105734-62.html

"When I read today that Europeana, a digital library of Europe's cultural 
heritage 'crashed just hours after it went online and will be out of operation 
for several weeks' I was pretty shocked.

How a website could crash and be offline for weeks in this age of 
flexible-scale Cloud offerings and caching technology is a bit 
mind-boggling--especially considering that a properly architected website 
should be easily portable to larger hardware or a scaled-out system.

There are a great many ways to deal with traffic bursts, from using Amazon S3 
for storage, or EC2 for more machines, to Akamai for edge-caching to Memcached 
to alleviate database load.

Just by offloading the images from the repository, I bet Europeana would have 
fared just fine. If searching the database brought the site down then those 
guys are in for some very tough times.

It's one thing to be a victim of your own success (as the site says they are) 
and quite another to be hamstrung by not following best practices."

Nein, da kann man sich faz.net nur anschließen. Erfolg ist nicht, wenn man 
zusammenbricht:
   
http://www.faz.net/s/Rub99C3EECA60D84C08AD6B3E60C4EA807F/Doc~E168CA64ABC6943D2823FA2ED8609B40F~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell

Das sollten die Macher inzwischen verstanden haben. Und ich habe die Hoffnung 
nicht aufgegeben, daß uns doch noch eine Premiere erwartet, wenn man denn an 
den verantwortlichen Stellen erkennt, daß wir noch keine hatten.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus

-----Original Message-----
From: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx [mailto:inetbib-
bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On Behalf Of Kay Heiligenhaus
Sent: Friday, November 21, 2008 1:14 PM
To: Internet in Bibliotheken
Subject: RE: [InetBib] Europäische Digitale Bibliothek Europeana

Liebe Liste,

wer sich selbst ein Bild von dem verschaffen möchte, was da gestern
mehr offline als online war:


http://www.betanews.com/article/Europes_ambitious_single_access_point_f
or_cultural_media_provides_porn/1227198858

"While my first thought was perhaps that the europeana.eu domain had
been possibly hijacked by some enterprising prankster -- and I do have
to admit, that's what Euroepeana.eu really does look like as of
Thursday morning, a prank -- the Ugly George video truly was being
hosted by one of Europeana's principal content providers, the French-
based INA.fr, as part of an online exhibit it calls 'TV porno.'"

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus

-----Original Message-----
From: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx [mailto:inetbib-
bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] On Behalf Of Kay Heiligenhaus
Sent: Friday, November 21, 2008 11:01 AM
To: Internet in Bibliotheken
Subject: RE: [InetBib] Europäische Digitale Bibliothek Europeana

Sehr geehrter Herr Gradmann,

vorneweg: Ich nenne sowas einen Power-Point-Launch! Da versammeln
sich
andächtig 5 (oder 50 oder 500) Leute in einem Raum in Brüssel und
feiern die Eröffnung einiger Power-Point-Folien. Danach geht man zum
Tagesgeschäft über. Daß sich tatsächlich 3.000 Leute für eine echte
Webanwendung interessieren könnten, kommt dabei nicht mal in den
Blick.
Es reicht ja, wenn Herr Barroso erklären kann:

"Mit Europeana kombinieren wir Europas Wettbewerbsvorsprung in den
Kommunikations- und Netztechnologien mit unserem reichen kulturellen
Erbe. Die Europäer haben nun schnell und einfach über ein einziges
Portal Zugang zu den riesigen Beständen unserer großartigen
Sammlungen.
Europeana ist mehr als eine Bibliothek: sie inspiriert die Europäer
des
21. Jahrhunderts dazu, der Kreativität ihrer innovativen Vorfahren
nachzueifern, wie es die treibenden Kräfte der Renaissance taten."

Nur leider: diese Europa hätte Zeus weder entführt noch geschwängert.
Aber gut. Kurz zu Ihren Punkten:

Furthermore, the technical building blocks used for this
implementation are not necessarily the ones we will retain for the
implementation of a second, operational implementation.

Damit kann man sich technisch immer auf der sicheren Seite fühlen:
"Nein, natürlich nicht. Das, was wir implementiert haben, ist nicht
das, was wir eigentlich später implementieren wollen." Meine Haltung
dazu: Traue keinem Entwickler, der sagt, daß seine Implementierung
zwar
nicht der konzipierten Architektur entspricht, er diese aber immer in
seinem Kopf hatte für die nächste Version. Wer seine Vorstellungen
nicht in Code gegossen bekommt, sollte besser Papier benutzen und
Presseerklärungen schreiben.

b) ist die von Herrn Heiligenhaus rapportierte "Sammlung
pornographischen Materials" schlicht ein Teil der Europeana-
Kollektionen - nur eben ein etwas freizügigerer Teil mit etwas mehr
nackter Haut. Der Unterschied zwischen Nacktheit und Pornographie
dürfte aber wohl nicht erklärungsbedürftig sein (hoffe ich
zumindest!)

Das brauchen Sie mir sicherlich nicht erklären. Ich frage mich nur,
warum die mir gezeigte Seite _nichts_ anderes enthielt, als diverse
Links zu selbst so betiteltem pornographischen Material in Bild- und
Video-Form. Als Entwickler schien es mir so, daß das die Testcases
waren, an denen sich die Programmierer abgearbeitet haben. Das mag
jeder halten, wie er will. Ich hätte mir gewünscht, die Entwickler
hätten ein breiteres Spektrum unseres kulturellen Erbes im Blick
gehabt.

Der Start ist also erfolgt und gelungen: der Prototyp funktioniert
mit
allen bekannten und oben angesprochenen Einschränkungen. Getestet
wurde der Prototyp mit simulierten 500 (nicht 5, auch nicht 50!)
simultanen Benutzern - heute Vormittag aber waren es 3000
simultanen
Nutzer (bzw. um  die 10 Millionen Anfragen pro Stunde!) Sehr
erfreulich - aber in dieser Dimension auch nicht abzusehen!

Bitte? Da kann man wirklich nur auf die Ausführungen von Herrn
Schindler verweisen: 3000 simultane Nutzer in der Stunde sind
sicherlich nicht von Pappe, aber müssen von einem System, das den
700.000.000 simultanen Bürgern Europas die versprochenen
Erleuchtungen
bringen soll, schlichtweg zu stemmen sein. Was machen Sie denn, wenn
sich wirklich jemand dafür interessiert?

Die Premiere hat also stattgefunden und war erfolgreich.

Nein. Das war es aus meiner Sicht nicht. Und das ist auch keine
Premiere.

Beste Grüße,
Kay Heiligenhaus



Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.