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Re: [InetBib] Sony reader



Hier kann ich vielleicht weiter helfen:

Das Preisbindungsgesetz sagt im §2:

Bücher im Sinne dieses Gesetzes sind...

3. Produkte, die Bücher, Musiknoten oder kartographische Produkte reproduzieren oder substituieren und bei Würdigung der Gesamtumstände als überwiegend verlags- oder buchhandelstypisch anzusehen sind...

Es ist eine Auslegungssache, wie immer. Aber nach ausführlicher Diskussion der Lesarten hat der Börsenverein seinen Mitgliedern empfohlen von einer Preisbindung bei E-Books auszugehen, bis die Rechtsprechung klar ist.

Dabei interpretiert der Verband die oben genannte Regelung so, dass E- Books preisgebunden sind, dagegen einzelne Kapitel oder Serverzugriffe etc. nicht, also der für Bibliotheken relevante Bereich im Prinzip eher nicht einer Preisbindung unterliegt.

Zur Preisgestaltung bei E-Books:
Vor einem Jahr nannten Kollegen bei der Frage nach ihrer Preissetzung meist einen Wert von 70%-80% des Ladenpreises. Heute liegt der Mittelwert dagegen bei 80%-90%. Was sich durchsetzt, das weiß dabei natürlich niemand.

Die Argumente, die für einen niedrigeren Preis herangezogen werden sind bekannt:
- kein Papier, keine Bindung
- kein Transport
- keine Lagerhaltung etc.

und natürlich nicht zu vergessen:
- man braucht einen preislichen Anreiz für das E-Book
- im Internet erwarten alle, dass das viel viel billiger sein muss...

Vor allem das letzte Argument hört man am häufigsten, vermutlich weil es das schwächste ist.

Eine objektive Preissetzung über Materialwert etc. ist so oder so kindisch. Preise ergeben sich aus Angebot und Nachfrage. Die Angebotspreise versuchen die Kosten des Angebots eines E-Books einigermaßen mit den erwartbaren Absätzen in Ausgleich zu bringen. Da man zunächst von einem sehr sehr kleinen Markt ausgehen muss, sind die Werkbezogenen Fixkosten für Formatierung, Rechtemanagement und Verträge, Datenhaltung, Vermarktung und auch die Organisationsbezogenen Kosten für den Aufbau des Angebots, die Erstellung von Schnittstellen zum Handel, zu Auslieferungen, die Anpassung der Honorarabrechnungen, die Anlage neuer Titelstammdaten usw. usw. erheblich und können nur durch geringe Verkäufe refinanziert werden.

So gesehen müssten die E-Book Preise erheblich über den Buchpreisen liegen. Das will aber niemand. Deshalb geht man an die einigermaßen plausibel begründbare Obergrenze, und das ist eben 90%. Effektiv gehen von diesen noch 19% MwSt ab, also 12%-Punkte mehr als vom gedruckten Buch, so dass der Nettopreis effektiv bei 80% des Nettopreises vom Buch liegt, wenn der Verkaufspreis auf 90% angesetzt wird.

Ein entscheidender Punkt ist auch noch die Position der Autoren und der Agenten. Sie dringen auf einen Verkaufspreis möglichst 1:1 mit dem Buchpreis, weil sie die Reduzierung des Honoraraufkommens fürchten. Das ist ein durchaus verständlicher Punkt.

Ich hoffe, das hilft weiter.
Herzliche Grüße
Matthias Ulmer

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Verlag Eugen Ulmer
Matthias Ulmer
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Am 01.04.2009 um 12:01 schrieb Spließ:

Guten Morgen,

Katrin Kropf | HTWK Leipzig schrieb:
ich bin gespannt auf die prototypische Lösung, die Sie auf dem Bibliothekartag präsentieren wollen. Die E-Book-Onleihe für den Sony Reader wird für die Nutzer dann hoffentlich eine unkompliziertere Angelegenheit als das Kaufen von Büchern für selbiges Gerät, siehe hierzu den Artikel aus dem Börsenblatt vom 13.03. http://www.boersenblatt.net/311219/ (weiterführend interessant: http://www.boersenblatt.net/template/b4_tpl_tags/? tag=Sony)
Die Frage warum Ebooks genauo so teuer sein müssen wie die gedruckten Exemplare kann man guten Gewissens mal an die Macher des Börsenblattes stellen... Ist denn eigentlich diese Frage momentan geklärt? Sind Ebooks per se preisgebunden? Da gab es eine Diskussion, aber ich bin nicht auf dem aktuellen Stand. Allerdings gab es im Büchermarkt? Bücherreport? - man verzeihe mir meine Gedächtnisschwäche, der kopierte Artikel liegt mir momentan nicht vor - in Heft 10/2008 einige bemerkenswerte Artikel zu dieser Problematik.
Sie haben recht: Das EPUB-Format ist auf dem Reader "lesefreundlicher" ...aber komfortabler?
Nun, warten wir einfach die Buchmesse ab.

Christian Spließ






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