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Re: [InetBib] Frage zu Hybridpublikationen



Ich habe versucht darzustellen warum man die simple Aussage "parallele  
kostenlose Veröffentlichung eines E-Books steigert den Verkauf der  
gedruckten Ausgabe" so nicht halten kann, warum niemand  
allgemeingültige Dinge dazu sagen kann.

Es tut mir leid, bei der für den Autor und Verleger wichtigen  
ökonomischen Entscheidung sind auch die genannten Beispiele nicht  
hilfreich. Herr Müller und Herr Graf, Herr Kuhlen und Herr Hoeren  
bringen Verleger mehr zum Schmunzeln als zum Nachdenken.
Alle vier verbindet, dass sie auf der einen Seite zwar von  
Verlagswesen kaum Ahnung haben, dass sie aber dennoch laufend  
Verlegern sagen, wie sie ihre Sache richtig machen sollen. Und  
gleichzeitig lassen sie keine Gelegenheit aus den Untergang des  
wissenschaftlichen Verlagswesens herbeizuwünschen. Alle vier sind  
denkbar unglaubwürdig, wenn sie Verlegern mehr Umsatz durch  
Hybridpublikationen versprechen.

Ich habe übrigens nicht Herrn Müller und das MPI als drittklassig  
bezeichnet, mit dem "Rat aus der Dritten Reihe" war gemeint, dass in  
erster Reihe die Aussagen aus Verlag und Buchhandel für mich zählen,  
in zweiter die meiner Autoren und in dritter diejenigen von  
unbeteiligten Dritten, die zwar ein Interesse an kostenlosen E-Books  
haben, sich aber verständlicherweise um Verlagsumsätze keinen Kopf  
machen.

Bei der ganzen Diskussion wird leider wieder der Fehler gemacht, dass  
die wissenschaftlichen Publikationen für das Ganze genommen werden,  
obwohl sie nur ein kleiner Teil des Ganzen sind. Die Frage der  
Hybridpublikationen betrifft aber mehr als nur die Wissenschaft.

Zwei weitere Beispiele zum Mosaik, aus dem sich irgend wann mal ein  
klareres Bild über die verkaufsfördernde Wirkung von parallelen  
kostenlosen e-Book-Veröffentlichungen ergeben wird:
Wenn ich das richtig mitbekommen habe ist Herrn Kuhlens Buch  
inzwischen nicht mehr als kostenloser Download erhältlich. Waren die  
Erfahrungen mit dem Verkauf dann doch schlechter als von Herrn Müller  
vermutet?
Und: ein statistisch relevanter Feldversuch sind die E-Book Angebote  
der Lehrbuchverlage. Sind die Verkäufe von Lehrbüchern in den letzten  
Jahren angestiegen seit die Studenten kostenlosen Zugriff auf die E- 
Books haben oder sind sie zurückgegangen? Soweit mir bekannt gab es  
Rückgänge. Aber von eigenen Erfahrungen kann ich erst im nächsten  
Jahr berichten.

Herzliche Grüße
Matthias Ulmer



Am 05.08.2009 um 13:17 schrieb Juergen Fenn <juergen.fenn@xxxxxx>:



Matthias Ulmer schrieb:

Ihre Aussage ist ein Musterbeispiel für die von mir als wohlfeil
bezeichneten Ratschläge aus der dritten Reihe.

Gut, man *kann* das MPI in Heidelberg als "dritte Reihe" bezeichnen.
Gute Gründe sprechen dagegen.

Sie kaufen Kuhlens Buch, obwohl sie es als PDF haben. Und daraus
machen sie einen Trend.

Thomas Hoeren berichtet ebenfalls über sehr gute Verkaufszahlen sein 
es
Buchs, das bekanntlich semesterweise als aktualisiertes Skript im Netz
zum Herunterladen bereitsteht.

Seit es einen YouTube-Kanal von Monty Python gibt, seien die Verkäufe
über Amazon sprunghaft angestiegen, hieß es in einer Ausgabe des
"Medienradio". Philip Banse vom DLF/DRadio Kultur ist gemeinhin sehr  
gut
informiert.

Genaueres kann man natürlich nicht sagen, weil die Verlage und die
Händler keine Zahlen veröffentlichen.

Das alles kann jedenfalls nicht ganz abwegig sein. Eine PDF-Datei oder
eine Leseprobe bei Google Books erreicht jedenfalls als Werbung mehr  
als
so ein altbackener todlangeweiliger Verlagsprospekt, wie ihn mir Peter
Lang gerade heute wieder mal zugeschickt hat...

Viele Grüße,
Jürgen Fenn.

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