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Re: [InetBib] Hybridpublikation: Zahlen aus Autorensicht



Ich habe das Gefühl, dass hier der Wunsch Vater des Gedankens ist,  
Herr Schindler. Die Sehnsucht uns Verlage leiden zu sehen, ist bei  
Ihnen sehr groß.

Es ist doch die ganze Frage Blödsinn: Ist die Kostenlos-Phase des  
Internets vorbei? Natürlich nicht! Wer da "Ja" sagt ist doch komisch  
drauf.

Das Internet ist da nicht anders als das echte Leben. Es gibt banale  
Inhalte kostenlos und wertvolle Inhalte kosten was. Ich hab von meinen  
Freunden immer guten Rat umsonst bekommen, musste aber für Arzt und  
Anwalt zahlen.

Die Änderung liegt darin, dass wir für redundante Informationen als  
Verlage in der Vergangenheit Geld bekamen, weil wir sie überhaupt  
verfügbar gemacht haben. Heute ist Verfügbarkeit Banane, dafür  
alleine zahlt man immer weniger. Die Wertschöpfung entsteht nicht mehr  
durch Allokation, die Veredelung muss am Inhalt ansetzen.

Soweit ich das überblicken kann sind die Wachstumsraten bei den Online- 
Erlösen riesig (von kleiner Basis), bei den konventionellen Umsätzen  
haben wir eher eine Stagnation. Bei den großen Wissenschaftsverlagen  
überholen die Online-Erlöse schon die Print-Umsätze, da ist der  
Wandel gelungen. Bei den anderen Warengruppen setzt er erst ein. Die  
guten Verlage werden ihn überstehen und dadurch stärker werden, die  
schlechten werden auf der Strecke bleiben. Keine große Überraschung.

Das ganze Zeitungsthema ist doch eine ganz andere Frage. Daraus auf  
dich Buchverlage zu schließen ist ebenso blöde wie der ewige Satz:  
"Macht nicht die gleichen Fehler wie die Musikindustrie..."

Also: Gelassenheit. Evolution bedeutet beständige Anpassung. Das ist  
der Kern der Unternehmertätigkeit. Und da wir nicht in einem System  
der zentralen Planung stecken sondern in chaotischer  
Selbstorganisation kann man schon darauf vertrauen, dass tausende von  
Unternehmern nicht kollektiv Blödsinn machen sondern auf lange Sicht  
die richtigen Entscheidungen treffen werden.

Geruhsamen Abend wünscht
Matthias Ulmer



Am 20.08.2009 um 19:09 schrieb Mathias Schindler <mathias.schindler@xxxxxxxxx 
:

2009/8/20 Till Kinstler <kinstler@xxxxxx>:
Walther Umstaetter schrieb:
Wäre vielleicht interessant die Häufigkeit der Zeichenkette "Ende  
der
Kostenlos-Kultur" auf einer Zeitachse aufzutragen und zu schauen, mit
was das sonst so korreliert...

Der Arbeitskreis elektronisches Publizieren im Börsenverein hat in
seinen Branchenumfragen regelmäßig die Frage "Die Zeiten des
kostenlosen Internets sind vorbei" eingebaut, leider sind die Zahlen
nur in Ausschnitten veröffentlicht.

Beispielsweise:
http://www.boersenverein.de/sixcms/media.php/976/Branchenbarometer2006.pdf
Seite 13

"Nach wie vor ist es schwierig für Verlage im Internet Erlöse zu erz 
ielen.
Die Position der Verlage wird über die Jahre eher kritischer. 41,7%  
der
Verlage lehnen heute die Aussage „Die Zeiten, in denen Inhalte koste 
nlos
im Internet angeboten werden, sind vorbei.“ ab, 2002 waren es nur
21,4%. Nur 3,6% der Verlage stimmen heute voll zu, 2004 waren es noch
16,1% und 2003 sogar 20,8%."


Die Zahlen werte ich persönlich weniger als Einsicht unter den
Befragten über die Verhältnisse im Internet als eher als Abgleich m 
it
den eigenen Verhältnissen, abgerauchte Geschäftsmodelle und so. Man
beachte auch die Diskrepanz zwischen Fragestellung und Interpretation,
die Frage umfasst ja nicht nur "schafft sich paid content seine kleine
Nische", sondern das Ende kostenloser Inhalte insgesamt.

-- 
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