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Re: [InetBib] Nochmal: paperC




On Aug 29, 2009, at 12:46 PM, Matthias Ulmer wrote:

Das ist eine groteske Situation. Da wechselt die Diskussion vom Thema
"baldiges Verlagssterben, weil sie keine neuen Geschäftsmodelle
anbieten" hin zum Thema: "baldiges Bibliothekssterben, weil die
Verlage neue Geschäftsmodelle anbieten".

Das sehe ich mit gewisser Erheiterung auch so.

Ich sehe in der Deutschen Digitalen Bibliothek mit dem geplanten
Verlagsbeitrag der lieferbaren Werke eine viel Größere Konkurrenz zum
Bibliotheksangebot. Aber vermutlich werden weder Bibliotheken noch
Verlage sterben.

Solange sie zeitgemaess handeln, und das tun sie bis auf einige  
Ausnahmen.

Als Laie stelle ich mir das so vor: Die Bibliotheken werden mehr
Informationsberater sein und den Zugang zu Informationen bereitstellen
und die Nutzung erläutern.

Das ist ihre Aufgabe, und die wird bei wachsendem Angebot nicht  
einfacher,
auch wenn die Online-Revolution dabei sehr hilfreich war und ist.

Dafür werden Sie wohl kaum mehr sammeln.
Das sehe ich nicht so, weil Verlage immer auch wieder verschwinden  
koennen,
und eine geregelte Langzeitarchivierung unabdingbar ist. Jedenfalls  
ist das meines
Wissens auch die Erkenntnis in der Library of Congress.

Das verändert natürlich massiv den Raumbedarf und die Budgets, bei
denen Anschaffungsetats und Personaletat sinken und die Budgets für
Technik und Lizenzen stark steigen werden. Mich würde interessieren,
wie die Szenarien auf Bibliotheksseite gesehen werden.

Groessenordnungsmaessig ist digitale Archivierung um den Faktor  
hundert billiger
als die auf Papier, und dass die Anschaffungsetats sinken, wird zwar  
oft wiederholt
und gilt auch fuer vereinzelte Bibliotheken, ist aber so sicher  
falsch, wenn man die
Zahl an Bibliotheken insgesamt, ihre Etats und die Ausgaben der  
Konsortien, bzw.
die fuer Nationallizenzen, zusammen nimmt. Auf die Preissteigerungen  
bei einigen
Verlagen und die damit verbundene Kaufkraft kann ich hier aber nicht  
naeher eingehen.

Zu PaperC: ich bin bei dem Geschäftsmodell skeptischer als manche
Verlegerkollegen. Es ist für Studenten natürlich toll. Aber zum einen
sind die Preise extrem niedrig. Zum anderen sehe ich die Möglichkeit,
dass aus PaperC und 52b ein Null-Geschäft für Verlage wird. Bei
PaperC zu Hause online lesen und dann im Lesesaal über 52b ausdrucken.
Das kommt mir noch nicht ausgereift vor.

Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass alle Endnutzer so handeln. Der  
Online Zugriff
auf Bibliotheskataloge beispielsweise halbierte sozusagen den Weg zur  
Bibliothek.
Diese aber aufzusuchen folgt einer hyperbolischen Abnahme mit der  
Distanz.
Mit anderen Worten, die Fahrkosten und noch mehr der Zeitverlust durch  
Hin- und
Rueckfahrt, reduziert die Wahrscheinlichkeit, Texte zuhause (im Buero)  
anzusehen,
und bei Bedarf in einem Bibliotheksgebaeude auszudrucken.

Es ist aber sicher ein interessantes Modell, das man beobachten
sollte. Da werden in diesem und im nächsten Jahr aber noch zahlreiche
weitere Modelle zum Onlinezugriff auf den Markt kommen, die alle auf
dem Bibliotheksmodell basieren.


Gruss
Matthias Ulmer


MfG

W. Umstaetter





Am 28.08.2009 um 19:33 schrieb "Klaus Graf" 
<klaus.graf@xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
:

On Fri, 28 Aug 2009 15:24:06 +0200
Walther Umstaetter <    h0228kdm@xxxxxxxxxxxxxxxx> wrote:

Ich wundere mich in diesem Forum viel mehr darueber, dass
einerseits
die kostenlose Verfuegbarmachung von Volltexten
gefordert wird, aber andererseits "Volltext-Teaser" bei
http://blog.bildungsserver.de/?p=269
empfohlen werden,
oder PaperC als "unglaublich billig" eingestuft wird,
weil "674 Seiten
des VL ... nur gut 33 Euro" kosten.

Ja und? Was haben diese drei Beispiele miteinander zu tun?
Vielleicht ordnen wir einfach mal, bevor wir Halbgares in
die Runde werfen?

Die kostenlose Verfuegbarkeit von Volltexten im Sinne von
Open Access ist kein Selbstzweck, sondern soll die
Wissenschaftskommunikation verbessern und auch Buergern
helfen.

Der Wissenschaft wird daneben aber in der Aufbauphase von
Open Access aber auch mit preisguenstigen oder fuer
registrierte Nutzer kostenlosen (Remote Access,
Nationallizenzen) lizenzierten Angeboten gedient. Es muss
erheblich mehr von ihnen geben, aber die verrotteten
Unibibliotheken scheren sich nur um die eigene Klientel,
auch wenn sie sich wie die - denkbar benutzerunfreundliche
- ULB Duesseldorf Landesbibliothek nennen duerfen und ihre
externen Nutzer schamlos abkassieren.

Volltext-Teaser, bei denen aus Sammelbaenden wenigstens
einige Beitraege in einem Repositorium landen, sind besser
als nichts, und Zeitschriften, die nach einem Embargo
zugaenglich sind, sind besser als Zeitschriften, die gar
keine freien Inhalte bieten (wie die ZfBB, Auskunftsklage
ist ja vorm VG Gera anhaengig).

Bedenkt man, dass das genannte Verfasserlexikon normal
319,00 Euro kostet, wird man es doch wohl nachvollziehen
koennen, dass etwa ein Zehntel als unglaublich billig
bezeichnet wird.

Ich denke, man sollte bei der Diskussion ueber PaperC
unbedingt auch ein US-Angebot einbeziehen, das sich vor
allem an Studenten richtet:

http://www.questia.com

70.000 Buecher, 2 Mio. Artikel. Aehnlich wie NetLibrary
ohne Download, aber fuer den Privatnutzer mit ca. 14 Euro
im Monat doch recht guenstig. Ich selbst wuerde mir
durchaus eine solche "Flatrate" ueberlegen, wenn das
Angebot vom Umfang deutlich in Richtung Google Book Search
ginge.

PaperC ist so genial, weil es schlicht und einfach viel
bequemer ist als eine Bibliothek zu benutzen und dort
auszuleiehen und/oder zu kopieren. Kein Aerger mit
unfreundlichen Bibliothekarinnen (ULB Duesseldorf!), keine
langen Vorbestellzeiten (UB Freiburg), keine Abzocke mit
kostenpflichtigen Scannern (ULB Duesseldorf) und
ueberteuerten Fotokopie- oder Auftragsscanpreisen usw. 24
Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.

http://archiv.twoday.net/stories/5900939/

Klaus Graf


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