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Re: [InetBib] Wichtiger Bestandteil der Fachinformation muss nach Streichung der Mittel durch das BMWI Insolvenz anmelden



Das BMWi bekennt sich schon lange zur Technologieförderung der KUM (Kleine 
und Mittlere Unternehmen).
Derzeit läuft ein "Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand, ZIM":
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Mittelstand/zim,did=291224.html

Mir scheint, dass beim BMWi die eine Hand (Referat) nicht weiß, was die 
andere (das andere Referat) tut.
Innovationsförderung von nicht selbst forschenden Unternehmen kann ohne 
qualitativ hochwertige und möglichst umfassende
Fachinformation nicht gelingen.

Ausländische Datenbankhersteller werden die Lücke, die beim Abwickeln des 
FIZ-T gerissen wird, nicht schließen können.
Denn diese Datenbankhersteller werden kein Interesse daran haben, in 
deutscher oder nicht-englischer Sprache vorliegende Fachinformation
zu dokumentieren und sie werden auch kein Interesse daran haben, Grauer 
Literatur hinterher zu spüren.
Für die KUM ist wichtig, dass Fachinformation über eine deutschsprachige 
Suchoberfläche und deutschsprachige Navigationssysteme (Fachklassifikation 
und Thesaurus)
zugänglich gemacht wird. Das werden ausländische Datenbankhersteller auch 
nicht leisten wollen.

Wenn es bei der Entscheidung des BMWi bleibt, ist das ein Bärendienst für 
die KUM und für unsere Volkswirtschaft.

Das in den KUM vorhandene Fachinformation, z.B. über das FIZ-T weit 
weniger genutzt wird, als es sinnvoll wäre,
steht auf einem anderen Blatt.

Das ist alles meine persönliche Einschätzung!

Mein Kollege, Herr Supper, von der BAM und ich werden versuchen über 
unsere Präsidenten beim BMWi Stellungnahmen einzureichen.
Erfolg ungewiss.

Gruß
Joachim Meier

P.S.: Hier in der Liste lesen ältere Experten mit, die Aufbau und 
Demontage der deutschen Fachinformation seit Jahrzehnten erlebt haben.
Es gibt zum derzeitigen Fall einige Vorläufer. Z.B. die Abwicklung des 
"Chemisches Zentralblatt"; Verkauf von Beilstein, Gmelin. Die Politiker 
haben aber offensichtlich nichts daraus gelernt
und lassen wieder "ein Fell davon schwimmen". 
____________________________________________________
Dr.-Ing. Joachim E. Meier 
Referatsleiter Q.11, Wissenschaftliche Bibliotheken / Head of Library
Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) (http://www.ptb.de)
PF 3345                 Tel. +49-531-592-8131
38023 Braunschweig    Fax. +49-531-592-8137
GERMANY                 E-mail: Joachim.Meier@xxxxxx 
____________________________________________________



Von:
Felix Geisler <geisler@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx>
An:
Internet in Bibliotheken <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Datum:
01.06.2010 15:01
Betreff:
Re: [InetBib] Wichtiger Bestandteil der Fachinformation muss nach 
Streichung der Mittel durch das BMWI Insolvenz anmelden
Gesendet von:
inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx



Es wird eben doch im Bereich Forschung und Entwicklung (indirekt) 
gekürzt.... auch wenn das nicht offen gesagt wird.

Die Datenbanken des FIZ Technik sind für die Nutzer aus dem Maschinen- 
und Anlagenbau nicht zu ersetzen. Sie enthalten vorallem die anderweitig 
  schwer zu findende "graue Literatur" (Institutsreihen, Proceedings, 
etc.). Sollten Sie wegfallen, würde das den großen kommerziellen 
Anbietern erst richtig das Feld bereiten. Ob das für uns alle billiger 
kommt wage ich zu bezweifeln (Stichwort: fehlende Konkurrenz), außerdem 
wäre die Erfassungsdichte im europäischen und insbesondere im deutschen 
Bereich vermutlich deutlich geringer.....

Ist der Maschinen- und Anlagenbau nicht die Konjunkturmaschine der 
deutschen Wirtschaft? Die finanzielle Unterstützung des FIZ Technik ist 
(bzw. war - leider) eine der lohnensten Struktursubventionen (geringe 
Investition - hoher Ertrag - wenn auch nicht direkt messbar....)

Es lohnt sich für den Erhalt des FIZ Technik zu kämpfen!!!


Dr. Felix Geisler, M.A. (LIS)
Fachreferent Chemie, Maschinenbau, Allgemeines
Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt

Reinhard Supper schrieb:
Mit großer Bestürzung und voller Überraschung und Erstaunen erfahre ich
soeben, dass das FIZ Technik Insolvenz anmelden muss (ich war einige 
Tage
ausser Haus).

Damit verlieren wir eventuell (das FIZ sucht noch nach neuen Partnern) 
nicht
nur den Lieferanten einer für uns wichtigen Datenbank, sondern auch 
einen
der letzten gewichtigen Player im Konzert der Fachinformation, einer der
Vertreter des qualitätsgesicherten "deep web" im Gegensatz zum "quick 
and
dirty"  der "kostenlosen", d. h. werbefinanzierten Fachinformation. 
Schade.

Ich werde mich per E-Mail an unser Ministerium wenden.



Habe ich die Kommentare dazu in inetbib übersehen oder interessiert dies 
in
diesem Kreis nicht?



Mit freundlichem Gruß



Reinhard Supper

Z.44 Bibliothek, -2240



Antrag auf Insolvenz
nach Einstellung der Förderung
durch das Wirtschaftsministerium

"Die größte Herausforderung seit der Gründung"

FIZ Technik hat einen Antrag zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
gestellt, da das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie seine
Förderung zum 30. Juni einstellt. In einem Brief am späten 
Freitagnachmittag
teilte der Informationsanbieter seinen Anwendern mit:

"Liebe FIZ-Technik-Anwenderinnen und --Anwender,

Sie kennen FIZ Technik als eine Einrichtung, die sehr großen Wert auf 
eine
gute, offene und ehrliche Kommunikation mit Ihnen -- unseren Anwendern 
--
legt. Für uns ist es selbstverständlich, Sie über gravierende 
Entwicklungen
bei FIZ Technik schnell und umfassend zu informieren.
Heute wenden wir uns an Sie, weil das FIZ Technik vor der größten
Herausforderung seit seiner Gründung 1978 steht: Am 21. Mai musste 
unsere
Geschäftsführung beim Frankfurter Insolvenzgericht die Eröffnung des
Insolvenzverfahrens für den FIZ Technik e.V. und die FIZ-Technik-Inform 
GmbH
beantragen. Das Insolvenzgericht hat daraufhin per Beschluss die 
Frankfurter
Rechtsanwälte Frank Schmitt (Schultze & Braun) für den FIZ Technik e.V.
sowie Dr. Holger Lessing (LTB Rechtsanwälte, Frankfurt) für die
FIZ-Technik-Inform GmbH zu vorläufigen Insolvenzverwaltern bestellt.

Unser bislang wichtigster Förderer, das Bundesministerium für Wirtschaft 
und
Technologie (BMWi), teilte uns Ende April 2010 mit, FIZ Technik über den 
30.
Juni dieses Jahres hinaus nicht mehr weiter zu unterstützen. Die
Entscheidung des Ministeriums hat den Vorstand und die Geschäftsführung 
des
FIZ Technik völlig überraschend und unvorbereitet getroffen. Es gab im
Vorfeld der Mitteilung weder Gesprächsangebote noch entsprechende
Andeutungen aus dem BMWi, die einen solchen Schritt erahnen ließen. Der
Förderstopp reißt bei uns eine Finanzierungslücke auf, die wir 
kurzfristig
aus eigener Kraft nicht schließen können. Obwohl das FIZ Technik derzeit
noch über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, ist ohne das 
Fördergeld
aus dem Ministerium ab Juli die Überschuldung absehbar. Als
verantwortungsvoll handelndes Unternehmen war der Gang zum 
Insolvenzgericht
der einzig richtige Schritt.

Die beiden bestellten vorläufigen Insolvenzverwalter haben umgehend ihre
Tätigkeit aufgenommen. Gemeinsam werden wir mit ihnen über die nächsten
Schritte beraten. Das erklärte gemeinsame Ziel ist es, eine Sanierung 
für
das FIZ Technik anzustreben. Wir versichern Ihnen aber, dass für uns die 
mit
Ihnen vertraglich vereinbarte Bereitstellung von Fachdatenbanken höchste
Priorität hat. Der Geschäftsbetrieb wird fortgeführt. Für die 
Bereitstellung
der Fachdatenbanken für unsere Anwender ist Sorge getragen. Löhne und
Gehälter sind über das Insolvenzgeld bis Ende Juli gesichert.

Unsere Geschäftsführung setzt gemeinsam mit unseren Vorständen sowie mit
beiden vorläufigen Insolvenzverwaltern alle Hebel in Bewegung, um das 
FIZ
Technik zu retten und mittelfristig daraus eine profitable Einrichtung 
zu
machen. Erklärtes Ziel ist es, ein Geschäftsmodell anzustreben, das den
bisherigen Betrieb auch ohne staatliche Fördermittel ermöglicht. Die
ursprüngliche Strategie war darauf ausgerichtet, mit Auslaufen der 
Förderung
Ende 2012 Kosten deckend zu arbeiten, ein Jahr später sollte die 
Gewinnzone
erreicht sein. 

Unterstützt von den Fachanwälten für Insolvenzrecht Frank Schmidt und 
Dr.
Holger Lessing führt die FIZ-Technik-Geschäftsleitung seit Tagen 
intensive
Gespräche mit Interessenten und potenziellen Investoren. Bitte haben Sie
Verständnis dafür, dass wir zu diesem Zeitpunkt keine Aussagen über den
aktuellen Stand der Gespräche treffen können. Dafür ist es noch zu früh.
In der Anlage finden Sie unsere Pressemitteilung, die wir in den
Presseverteiler geben werden. Uns ist es wichtig, Sie als Anwender
persönlich und nicht über die Medien zu informieren.
Bitte seien Sie so gut und sprechen Sie uns direkt an, wenn Sie Fragen
haben.
Wir werden Sie kontinuierlich über die Entwicklungen im FIZ Technik auf 
dem
Laufenden halten.

Mit freundlichen Grüßen, Geschäftsleitung"

In einer zusätzlichen E-Mail werden die Anwender direkt um Hilfe 
gebeten:
"Wenn Sie Möglichkeiten sehen, sich für den Erhalt unseres
Informationsangebotes einzusetzen, freuen wir uns. FIZ Technik bedankt 
sich
für Ihre Unterstützung."






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