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Re: [InetBib] Die Open-Access-Heuchelei der Bibliothekare



Guten Tag,

mein Unmut gegenüber gewissen Verlagspraktiken im Bibliotheksbereich ist 
zu erläutern. Ich bin aufgefordert worden, ein praktisches Beispiel für 
meine Behauptung zu bringen.  - Für den Antiquar wirklich nützlich, vor 
allem zur Einschätzung weniger geläufiger Autoren der Goethezeit, mit 
mehreren exzellenten Registern, ist das folgende Werk:

Briefe von und an Joachim Heinrich Campe, herausgegeben, eingeleitet und 
kommentiert von Hanno Schmitt, Anke Lindemann-Stark und Christophe 
Losfeld. (hier:) Bd. 2: Briefe von 1789-1814. Wiesbaden 2007. 840 S.
Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2008
ISBN-10 3447056827
ISBN-13 9783447056823
Gebunden, 840 Seiten, 118,00 EUR

Der erste Band erschien etliche Jahre früher noch in DM-Zeiten. Es soll 
uns hier nur um den zweiten Band gehen.

Die Uni Potsdam ist auf ihrer Webseite erfreulich auskunftsfreudig, und 
so finden wir rasch die Bestätigung unseres Finanzierungsverdachts. Wir 
lesen: " Briefe von und an Joachim Heinrich Campe. Edition der Briefe 
zwischen 1789 und 1814. ***DFG-Bewilligung für 2 1/2 Jahre; 
abgeschlossen*** "

Dieses Buch ist also das Ergebnis einer massiven, großzügigen 
öffentlichen Finanzierung, es sei denn, die DFG wäre inzwischen zu einem 
knauserigen Druckkostenzuschußbüro geworden. Zu meinen Zeiten jedenfalls 
träumte man von DFG-Finanzierungen.

Um mit diesem öffentlich finanzierten zweibändigen Werk arbeiten zu 
können, muß der Antiquar über 200 Euro auf den Tisch legen.

Ich bringe dieses Beispiel, weil hier nicht die Einrede gelten kann, es 
gehöre nicht zu den Aufgaben eines Bibliotheksfachmanns, 
wissenschaftliche Aufsätze zu verfassen. Hier haben wir tatsächlich die 
Vernutzung öffentlich bezahlter Forschung durch private Verleger in 
Reinkultur.

Daß die Pädagogische Bibliothek in Potsdam auch anders kann, zeigt ihre 
pfiffig und großzügig ins Netz gestellte - ganz ähnliche - Unternehmung 
"Gesamtausgabe der Briefe Friedrich Fröbels, herausgegeben von Prof. Dr. 
Helmut Heiland".

Warum nicht immer so?

Freundlichen Gruß von

Peter Mulzer in Freiburg

-- 
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