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Re: [InetBib] Bestandsentwicklungsmodelle - Etatverteilungsmodelle




Sehr geehrter Kollege Forgó,

im Etatmodell der Kommission für Bestandsaufbau und Lizenzen (KBL) steckt
ohne Zweifel langjährige Erfahrung und damit ein gewisser
Vorbildcharakter. Insofern sind Sie damit auf der sicheren Seite. Dies
ändert aber nichts an der Tatsache,  dass man sich über die Problematik,
die sich dahinter verbirgt, klar sein sollte.
So gibt es

1.      mehrere Arten von Durchschnittspreisen: Mittelwert aller
deutschsprachigen Bücher, aller in Deutschland angebotenen, oder wirklich
vertriebenen Bücher etc. (s. Gewichtung)
2.      keine Normal-(Gauß-)verteilung, so dass eine Mittelwertbildung
statistisch betrachtet nicht unproblematisch ist.
3.      ein massives Klassifizierungsproblem bei der fachlichen Zuordnung von
Büchern zu einem bestimmten Fach.

Wie Sie gesehen haben, wurden bei der KBL als Referenzbibliotheken die UBs
Regensburg, Würzburg und München herangezogen. Wie weit die dortigen
Verhältnisse mit denen an der LUH vergleichbar sind, ist eine interessante
Frage, die wohl nur Sie beantworten können. So habe ich mir vor einiger
Zeit darüber Gedanken gemacht, wie stark benachbarte Fächer den Etat eines
bestimmten Faches beeinflussen
( http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/litbio/litbioa.html ).

Wenn in einer Universität beispielsweise bestimmte Fächer völlig fehlen,
muss dieser Mangel von den benachbarten Fächern übernommen werden. Die
Nachbarschaft ist durch die Interdisziplinarität eines jeden Faches
gekennzeichnet, die sich durch das sog. Bradford´s Law of Scattering
beschreiben lässt.

Dieser Aspekt wird bei den bisherigen Etatverteilungsmodellen meist
übersehen.

Ein Ansatz, bei dem man sich die Etats, der
Sondersammelgebietsbibliotheken ansieht, und dann je nach thematischem
Schwerpunkt der Universität, prozentual den eigenen Etat aufteilt,
versucht dagegen der Tatsache Rechnung zu tragen, dass wir heute nicht
mehr, wie vor fünfzig und mehr Jahren versuchen, Universitäten möglichst
gleichmäßig auszustatten, sondern immer stärker fachliche Schwerpunkte zu
schaffen. So wurde die Universität Ulm anfangs als weitgehend medizinische
Hochschule aufgebaut, bei der sich allerdings rasch zeigte, dass die UB
die für Mediziner und Naturwissenschaftler notwendige juristische und
philosophische     Literatur in einem Studium Generale nachliefern musste.

MfG

W. Umstätter


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

ich bin als Vorsitzender der Bibliothekskommission der Jur. Fakultät der
Universität Hannover (LUH) u.a. damit befasst, dass das an der LUH zu
verteilende Bibliotheksbudget nach einer sehr komplexen Matrix unter den
einzelnen Fakultaetsbibliotheken verteilt wird.

Diese Matrix bezieht sich u.a. auf erhobene Zeitschriften- und
Monographiedurchschnittspreise, die unter
http://www.bib-bvb.de/vk2009/moravetz_bvbvk2009.pdf veroeffentlich sind.

An der LUH verwendet werden insbesondere die dort vorgestellten
Durchschnittspreise für Monografien (Folien 23), der
Monografiebedarf/Fach (Folie 24), der Durchschnittspreis von
Zeitschriften (Folie 26) und der Zeitschriftenbedarf/Fach (Folie 28).

Ich waere sehr dankbar, Feedback zu folgenden Fragen zu erhalten:

- Ist es an anderen UB (ausserhalb Bayerns) ueblich, diese Zahlen
heranzuziehen, um universitaetsintern Mittel zwischen Fachbibliotheken
zu verteilen?

- Sind diese Zahlen unumstritten oder gibt es andere
Untersuchungen/Werte, die Ihnen bekannt sind?

- Sind die Zahlen aus Ihrer Sicht im Lichte der Datengrundlage geeignet,
die Situation an einer rechtswissenschaftlichen Fachbibliothek adäquat
darzustellen?

Ich bin fuer jede Einschaetzung dankbar und bedanke mich schon jetzt
herzlich dafuer.

Mit freundlichen Grueszen
Nikolaus Forgó

--
Prof. Dr. Nikolaus Forgó
Institut fuer Rechtsinformatik
Leibniz Universitaet Hannover
Juristische Fakultaet
Koenigsworther Platz 1
D-30167 Hannover
Tel: + 49 511 762 8159
Fax: + 49 511 762 8290
E-Mail: nikolaus.forgo@xxxxxxxxxxxxxxxxxxx
http://www.iri.uni-hannover.de

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