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[InetBib] Fw: Bibliothek blockiert Wikileaks



Ich kann Ines Tietz und Sebastian Beßler nur zustimmen.

Es ist beschämend zu hören, wie KollegInnen bei dem ersten Angriff von oben
auf das Recht des freien Zugangs zu Informationen schon abtauchen und
die Erinnerung an die NS-Zeit dazu missbrauchen, jeden Rest von Zivilcourage 
heute
gleich an der (Verbuchungs-) Theke abzugeben.
Ich kenne Berichte über eine Reihe von KollegInnen in den USA, die dem 
Zugriff des FBI
auf ihre Leserdaten widerstanden und das Verbot der Information ihrer 
Leserschaft über die
Besuche der Sicherheitsorgane mit kreativer Phantasie unterlaufen haben. 
Eine bemerkenswert
große Fraktion innerhalb der ALA fordert weiterhin die gänzliche Abschaffung 
des Patriot Acts.

Wie heißt es in den "Ethischen Grundsätzen der Bibliotheks- und 
Informationsberufe", die der BID
in unser aller Namen erst im Jahre 2007 verabschiedet hat:
"Wir setzen uns für die freie Meinungsbildung und für den freien Fluss von 
Informationen ein
sowie für die Existenz von Bibliotheken und Informationseinrichtungen als 
Garanten des
ungehinderten Zugangs zu Informationsressourcen aller Art in unserer 
demokratischen Gesellschaft.
Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab."

Hier haben wir ein hervorragendes Beispiel, an dem wir konkret der Frage 
nachgehen können,
die Akribie (Arbeitskreis Kritischer BibliothekarInnen) bereits im Jahre 
2000 auf dem Leipziger
Bibliothekskonkress stellte: "Was bedeuten ethische Grundsätze in der 
bibliothekarischen Praxis?"

Gleich dem ersten Druck nachzugeben und das mit der Angst vor dem Jobverlust 
(fehlt nur noch das Argument:
"Ich muss ja für meine Familie sorgen") zu rechtfertigen, ist ein bisschen 
wenig.

Frauke Mahrt-Thomsen
Berlin


Original Message ----- 
From: "Sebastian Beßler" <webmaster@xxxxxxxxxxxxxxx>
To: <inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx>
Sent: Saturday, December 11, 2010 12:40 PM
Subject: Re: [InetBib] Bibliothek blockiert Wikileaks



Das Aufdecken und veröffentlichen von Geheimnissen war schon IMMER eine
Aufgabe des investigativen Journalismus. Ob Wikileaks selbst
Journalismus ist oder nicht darüber läßt sich streiten, aber es ist auf
jedenfall eine wichtige Quelle FÜR den Journalismus egal ob kommerziell
oder privat, print oder web.

Damit Demokratie (aka Volksherrschaft) richtig funktioniert muß das Volk
auch über alle relevanten Informationen verfügen. Wir brauchen also
nicht weniger Veröfflichungen von Geheimnissen sondern mehr. Wikileaks
hat ja bisher leider nur große amerikanische Geheimnisse "verraten" ich
würde mich sehr freuen auch große Geheimnisse aus anderen Ländern,
natürlich primär Deutschland, zu erfahren.

Gruß

Sebastian Beßler

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