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Re: [InetBib] Bing guckt bei Google ab



Am 03.02.2011 22:38, schrieb Juergen Fenn:

Das Extremste, was ich insoweit bisher gesehen hatte, war eine
Vorführung auf der letzten Frankfurter Buchmesse am Stand von Google.
Der Mitarbeiter, mit dem ich sprach, gab auf dem Notebook am Stand unter
google.com "Hamburg Germany" ein und drückte mehrfach Enter. Bei jeder
Abfrage kamen völlig andere Ergebnisse.

Das scheint vielleicht tatsächlich ein Problemchen gewesen zu sein...

Man muss davon aber unterscheiden, dass Google Suchergebnisse basierend
auf einer ganzen Menge von Faktoren grundsätzlich individualisiert. Zwei
Suchen, von unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Browsern, von
unterschiedlichen Personen, zu unterschiedlichen Zeitpunkten führen zu
unterschiedlichen Ergebnissen. Ist ja auch nicht schlecht, solange mir
das, was da am Anfang der Liste steht, weiterhilft. Jeder kriegt das
Google, das er verdient :-)
Die Faktoren, die dabei berücksichtigt werden, sind vielfältig. Das
fängt bei der Sprache an und geht bis hin zur Auswertung der besuchten
Websites. Das ist bei Google auch nachzulesen (nicht im Detail
natürlich), man man kann es teilweise auch abschalten, vielleicht sollte
Google aber klarer darauf hinweisen? Man kann darüber auf ganz vielen
Ebenen diskutieren. Datenschutz, Ethik, Nützlichkeit...
Aus meiner Sicht als Informationswissenschaftler ist das grundsätzlich
erstmal ein guter Ansatz, zumindest für Suchen in so etwas wie dem Web.
Informationsbedürfnisse sind individuell, das liegt in der Natur von
Information (als geglückter Transfer von handlungsrelevantem Wissen
verstanden). Ich kann mit dem "besten Standardwerk" zu einem Thema
nichts anfangen, wenn es in einer Sprache geschrieben ist, die ich nicht
verstehe, wenn ich es schon auswendig kenne, oder es schlicht
ausgeliehen ist... Es ist doch nützlich, wenn ich in England bei der
Suche nach Informationen zu lokalen Mobilfunktarifen Treffer zur
Situation in England bekomme, in den USA aber solche die USA betreffend,
obwohl ich jedesmal die gleichen Suchbegriffe verwende (z.B. "3g data
plan"). Und selbst wenn ich in England Informationen zur Situation in
den USA suche, kann ich das mittels Änderung der Einstellungen
hinbekommen (wobei das Google nicht klar kommuniziert, befürchte ich).
Das funktioniert nicht immer gut und tatsächlich habe ich auch den
persönlichen Eindruck, dass die Nützlichkeit von Google in den letzten
Monaten eher abgenommen hat (die hatten vor ein paar Jahren schonmal
nachgelassen), aber die werden das merken...
Natürlich steht dann die Frage der (persönlichen, informationellen)
Manipulierbarkeit im Raum. Oder schlicht des Ausblendens. Aber das
Bewerten dessen, was man da findet, kann einem keiner abnehmen. Das ist
Informationskompetenz. Und wenn man das Gefühl hat, das Welt/Webbild,
das man von Google oder sonstwem (Medien, Regierungen, Schulen, Firmen,
Bibliotheken, ...) vermittelt bekommt, stimmt nicht so ganz, sollte man
aufmerksam werden.
Roy Tennant hat diese Personalisierung der Google-Suche mal aus
bibliothekarischer Sicht sehr drastisch kritisiert:
http://blog.libraryjournal.com/tennantdigitallibraries/2010/03/26/when-the-answer-you-get-is-not-the-answer-you-need/
Da ist natürlich etwas wahres dran. Aber gerade deswegen sollte man sich
damit auseinandersetzen als Informationsspezialist...

Grüße,
Till Kinstler

-- 
Till Kinstler
Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG)
Platz der Göttinger Sieben 1, D 37073 Göttingen
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