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Re: [InetBib] Noch einmal: OT: Kunde / Nutzer



Eine info

Stadtbibliothek Speyer
Seit dem 1. Juli bietet auch die Stadtbücherei Heidelberg die
Metropol-Card an. Sie ist die Zwölfte im Bunde und die dritte
Großstadtbücherei in der Metropolregion Rhein-Neckar. Somit haben die
Nutzer nun Zugriff auf 1,3 Millionen Medien für nur 20 € Jahresgebühr.
http://metropol-card.net/
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im weiteren umfeld zu dieser spannenden diskussion. incl. folgendem
gedanken wg. den worten leser, kunde, besucher, gast, ... nun noch
nutzer (immer incl. m:w): denn die benennung ist das eine, wichtiger
finde ich allerdings die jeweilige beziehung zwischen den bib-leuten
und den meist non-bib-leuten, die in die bibliotheken kommen.

s.a.

Anne Christensen ‎"Mein Traum von Bibliothek" - Vortrag an der
Universitätsbibliothek Leipzig am Donnerstag. ... Zur
Entstehungsgeschichte des Vortrags:
http://xenzen.wordpress.com/2011/07/04/standortbestimmung-mein-traum-von-bibliothek/

0507 via fb


2011/6/29 Annette Kustos <Annette.Kustos@xxxxxxxxxxxxxxxx>:
Liebe Liste, Herr Kayß,

genau.. "Bestandteil", und zwar wesentlicher war bis dato nämlich eine 
Gemeinnützigkeit, die ethische, professionell-fachliche und rechtliche 
Dimensionen hat. Eine "Leihbibliothek", die privat und kommerziell wird 
aufgrund dessen, dass das Staatswesen meint, diese Gemeinnützigkeit bzw. die 
Infrastruktur Bibliothek für Bildung, Kulturerhalt und Wissenschaft nicht 
unterhalten zu wollen, ist irgendwie witzlos. Sie würde doch den 
Zusammenhang, ihren Auftrag einbüßen. Da kann man die Leute gleich in den 
Buchhandel schicken oder ihnen Gelder zum Buchkauf überweisen, wenn man noch 
etwas sozial dabei sein will. Außerdem ist so ein Geschäftsmodell ... aber 
das lasse ich mal weg.

Private haben diese Gemeinwesen-Verpflichtung jedenfalls so nicht, zumindest 
nicht ohne Übertragung. Damit sollen diese Wege nicht "persönlich" kritisiert 
werden, sie werden kaum freiwillig gegangen.
Eine öffentliche Bibliothek, die "nur" nach Ausleihzahlen oder Gewinn 
ausgerichtet wäre und so etwas wie Bildungsauftrag, Bestandsqualität in 
Hinblick auf Forschungsinfrastruktur etc. außer Acht ließe, würde aus meiner 
Sicht jedenfalls auch einem notwendigem Qualitätsmerkmal aus dem eigenen 
Kontext entgegenarbeiten.
Staat und Öffentlicher Dienst haben diese Verpflichtungen, also das zu 
unterhalten, was der Einzelne nicht leisten kann, aber für eine Gemeinschaft 
notwendig ist. Das hat Grenzen, muss nicht kostenfrei sein, das wissen wir, 
aber im Rahmen der Gleichbehandlung und des Zugangs für alle erschwinglich. 
Das diese Leistungen ergänzt werden können durch echte Projekte und dann 
projektfinanzierte, zulässige "Einnahmen", sei akzeptiert. Leider hat man 
aber den institutionellen Teil destrukturiert.

Ich habe mich im Rahmen des Kulturmanagements sehr intensiv mit NPM 
beschäftigt. Diese Methoden wurden sehr stark im Bereich von 
Kultureinrichtungen wie Theater, Museen, Ausstellungshäuser, Volkshochschulen 
und Kunstförderung  -später auch in Bibliotheken angewendet. Dabei gibt es 
durchaus sinnvolle Anwendungsgebiete. Damit einhergehend gelangte die 
Projektfinanzierung im großen Stil in die Haushaltssysteme. Ich fand auch 
mal, dass Bibliotheken hier "viel machen könnten" um "zusätzliche Gelder" für 
"zusätzliche Leistungen" zu bekommen. Das war Thema in einigen meiner Texte, 
allerdings ohne den Kontext zu verlassen.
Man hat sich nämlich wenig Mühe gemacht, zu unterscheiden, was in diesen 
Bereichen infrastrukturell und was Sparte, Individualförderung ist. Eine 
infrastrukturelle Einrichtung wie eine Bibliothek - und ich würde sagen 
Museum und Archiv mit Forschungs-, Nachweis- und Kulturerbe-Relevanz ebenso - 
gehören nicht unter einen Hut mit der Förderung des Kulturfestivals X.
Allerdings kann man mit dem KFX besser sektschwingend in Erscheinung treten - 
übrigens zuweilen ohne "Kunden" (da dürfen sie "Besucher" heißen). 
Merkwürdigerweise sind hohe Bibliotheksnutzerzahlen kein Argument für uns und 
niedrige Besucherzahlen selten gegen ein Haus X. Man verzeihe mir, Kunst ist 
individuell (und soll gefördert, nicht unterhalten werden)  - Bibliothek 
gemein! -wesentlich (und gehört grundfinanziert und nicht nur gefördert).  
Das sage ich, obwohl Opernfan, das dürfen Sie jetzt aber gerne beschimpfen.

Gern hätte ich auch mal so eine Evaluation von Projektfinanzierung an sich 
oder eine Kosten- Nutzenanalyse der daran beteiligten Beratungssysteme...

naja, ein bisschen grinse ich gerade über meinen Spott :-)
Ist auch besser, als sich darüber ärgern, dass man dies angeblich nicht 
messen kann :)))



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx 
[mailto:inetbib-bounces@xxxxxxxxxxxxxxxxxx] Im Auftrag von Kayss, 
Matthias-Martin
Gesendet: Mittwoch, 29. Juni 2011 16:15
An: inetbib@xxxxxxxxxxxxxxxxxx
Betreff: [InetBib] Noch einmal: OT: Kunde / Nutzer

Hallo, liebe ListenteilnehmerInnen,

zum Thema Kundenorientierung vs. Nutzerorientierung möchte ich noch einen 
zusätzlichen Aspekt einbringen und dabei an das bereits Erwähnte anknüpfen, 
dass nämlich dieser Begriff wie in anderen Verwaltungs- und öffentlichen 
Dienstleistungsbereichen auch durch das New Public Management (NPM) in die 
Bibliothekswelt eingebrochen ist.

Viele KollegInnen waren und sind offenbar immer noch der Ansicht, der "Kunde" 
sei eine Art rhetorische Verstärkung für das, was vorher "Benutzer" oder 
"Leser" war. Tatsächlich aber zielt die Verwendung des Kundenbegriffs nur 
mittelbar auf eine Verbesserung der Dienstleistung. Vor allem steckt darin 
eine Deprofessionalisierungsstrategie.

Die wichtige Frage lautet letztlich: Wer bewertet die Qualität einer 
Dienstleistung? Einer konsequent ökonomisierten Sicht auf die eigene Arbeit, 
die Bestandteil der NPM-Ideologie ist, steht das Selbstverständnis der 
Berufstätigen im Wege, wenn diese sich einer Profession zugehörig fühlen. In 
Talcott Parsons klaassischer Definition des Professionenbegriffs ist die 
Autonomie eines Berufsstandes (neben der Wissenschaftlichkeit und der 
Gemeinnützigkeit) ein wesentliches Element. Mitglieder einer Profession 
können danach die Bewertung der Qualität ihrer Leistungen nicht oder 
zumindest nicht ausschließlich vom Erfolg beim Kunden abhängig machen. Genau 
das verlangt aber das NPM.

Etwas zugespitzt stellt sich bei der Frage nach "Kunden" in der Bibliothek 
also zugleich die Frage: Bilden Bibliothekarinnen und Bibliothekare eine 
Profession? Dabei natürlich auch: Könnten oder sollten sie es überhaupt?


quelle question!
<smile>

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MfG, Karl Dietz
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