[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [InetBib] Wir brauchen eine europaeische Suchmaschine ...



Wenn die Computer nun beginnen
Texte auch semantisch interpretieren zu
können (s. Google), und im nächsten Schritt
für die so verstandenen Begriffe
auch noch Begründungen erkennen 
bzw. selbst erzeugen können, hat
das natürlich eine neue Qualität der Erinnerung.
Bisher war es aber noch
nie ein Fehler für die Menschheit wissender,
weise oder gedächtnisreicher
zu werden. Probleme traten immer nur auf,
wenn einzelne Gruppen Wissen
erwarben, das ihre Gegner noch nicht hatten,
und das sie gegen diese
Gegner gewinnbringend einsetzen konnten.
Da reichte es schon aus, wenn
Alexander der Große die Lanzen seiner Soldaten,
die Sarissae um ein paar
Zentimeter verlängerte um den gegner früher zu treffen.

Lieber Herr Umstätter,
da Weisheit als moralische Kategorie allein dem sittlichen Subjekt zukommt, 
kann diese per se nicht von Maschinen generiert werden. Weisheit impliziert 
neben der Einsicht in die eigenen Grenzen u.a. auch die rechte Anwendung von 
Wissen. Diese kann prekär werden, wenn das Wissen ungleich verteilt ist. Ist es 
aber sozusagen demokratisiert und also prinzipiell allen zugänglich, so hat 
sich an der lebenslangen Grundaufgabe jeder einzelnen Person, weise werden zu 
sollen, absolut nichts verändert.
Man kann über die positiven und negativen Auswirkungen von Suchmaschinen 
streiten. Und auch Schirrmachers Frage, ob es der Menschheit dienlich ist, wenn 
alles was in dieser Welt öffentlich wird im Verdauungstrakt eines 
privatwirtschaftlichen Giganten landet, ist durchaus bedenkenswert.
Aber mit der Frage nach Weisheit hat das nichts zu tun.
Grüße
Philipp Gahn

-- 
http://www.inetbib.de


Listeninformationen unter http://www.inetbib.de.