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Re: [InetBib] Google+ ... und warum ich es nicht haben will



Lieber Herr Deeg,

darauf habe ich gewartet! Gestern war ich schon komplett sprachlos, als Sie 
mein Weltbild mit dieser Aussage erschütterten:

Google und Co. sind Unternehmen - ist ein kommerzielles Angebot per se
schlecht? Umgekehrt würde das ja bedeuten, dass z.B. Bibliotheken per
se gut sind, weil sie nicht kommerziell sind?


Doch ! Natürlich sind alle kommerziellen Organisationen, Ideen und Handlungen 
per se böse. Und natürlich sind Bibliotheken gut! Fangen Sie bloß nicht an, 
etwas anderes zu glauben.

Ich verstehe ja Ihr Dilemma, dass Sie Google toll finden, weil es ja so 
praktisch ist und das Leben erleichtert und einem dazu noch Bibliotheksaufgaben 
kostenlos abnimmt, Landkarten kostenlos stellt, Maildienste kostenlos bietet 
und Textverarbeitungssoftware und Betriebssysteme und Browser...

Aber von einem kommerziellen Unternehmen, das ist schon widersprüchlich. 
Gestern noch haben Sie das also aufgelöst, indem Sie kommerzielle Unternehmen 
auch in Ausnahmefällen gut sein lassen wollen. Heute dagegen sind Sie schon 
wieder auf dem Pfad der Tugend: Google ist ja gar kein kommerzielles 
Unternehmen, Google ist eine Bewegung! 

Das Web 2.0 oder wie immer wir es nennen wollen, ist eine Welt, die zu
100% von den Nutzern erstellt wird. Google, Facebook und Co. sind nur
die Plattformen, auf denen sich Menschen bewegen. Könnte man nicht
darüber nachdenken, wie man diese Plattformen aktiv mitgestaltet?


Genau, Google ist eine Plattform und jetzt geht es nur darum, wie Sie und die 
anderen diese Plattform gestalten!

Nein, Google beugt nicht das Recht in allen Ländern, in denen Google aktiv ist, 
Google verletzt nicht Urheberrechte und Persönlichkeitsrechte, Google 
analysiert nicht die Suchanfragen unangenehmer Gegner und setzt das gegen sie 
ein, Google übt keinen Druck aufs Rechtssystem aus, Google beeinflussst nicht 
Suchergebnisse, Google kauft sich nicht Zustimmung, Google sammelt nicht 
hemmungslos Personendaten, Google verstößt nie gegen das Datenschutzgesetz. Und 
selbst wenn, auch da haben Sie eine bewundernswert klare Haltung:

Oder sagen wir es anders: mich interessiert Google,
Facebook, Twitter etc. eigentlich gar nicht. Was mich interessiert
sind die Menschen, die ich dort treffe, mit denen ich mich austauschen
und von denen ich lernen kann. 

Eben. Warum sollen Sie sich mit der Frage belasten, ob Google gut oder böse 
ist. Schließlich wollen Sie von Google ja nur profitieren, mehr nicht.

Nichts für ungut.
Ihr Matthias Ulmer



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Verlag Eugen Ulmer
Matthias Ulmer
Postfach 700561 - 70574 Stuttgart
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Registergericht Stuttgart, HRA 581
Geschäftsführer: Matthias Ulmer





Am 03.08.2011 um 13:52 schrieb Christoph Deeg:

Liebe Liste,

ich möchte sehr gerne zu dem Beitrag von Frau Haensch etwas
hinzufügen. Frau Haensch schreibt, dass sie Google aktuell weniger
vertraut als Facebook. Ich möchte gerne auf das Vertrauen zu sprechen
kommen. Die Frage ob wir Google oder Facebook oder anderen Plattformen
vertrauen können, basiert zumeist auf der Frage, ob diese Unternehmen,
die gewonnenen Daten weitergeben bzw. was sie mit den Nutzerdaten
machen. Kann es aber sein, dass es gar nicht um Vertrauen zu Google
und Co. geht? In allen durchaus richtigen Beispielen die zeigen,
welche Gefahren entstehen können, wenn Nutzerdaten gesammelt und
weitergegeben werden, geht es immer darum, dass ein Unternehmen oder
eine Institution diese Daten gegen mich verwendet. Versicherungen
versichern nicht mehr oder teurer, Banken geben keine Kredite mehr
etc. Kann es sein, dass wir letztlich diesen Unternehmen und
Institutionen nicht trauen?

Das Web 2.0 oder wie immer wir es nennen wollen, ist eine Welt, die zu
100% von den Nutzern erstellt wird. Google, Facebook und Co. sind nur
die Plattformen, auf denen sich Menschen bewegen. Könnte man nicht
darüber nachdenken, wie man diese Plattformen aktiv mitgestaltet? Sind
Institutionen wie Bibliotheken nicht vor allem durch ihre Services und
Inhalte bedeutsam? Oder sagen wir es anders: mich interessiert Google,
Facebook, Twitter etc. eigentlich gar nicht. Was mich interessiert
sind die Menschen, die ich dort treffe, mit denen ich mich austauschen
und von denen ich lernen kann. Ich finde nicht faszinierend, dass es
Google+ gibt. Ich finde es faszinierend, was die Menschen mit Google+
machen - oder auch nicht machen.

Beste Grüße


Christoph Deeg


--
Christoph Deeg
Dipl. Instru. Mu.
Sedanstrasse 5
12167 Berlin
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Mail. christoph.deeg@xxxxxxxxxxxxxx
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Am 3. August 2011 12:27 schrieb Haensch, Liane <haensch@xxxxxxxxxxxxx>:
Liebe Liste,

"Google kann dazu noch das tun, was Facebook nicht konnte: Facebook hat nur 
EIN Angebot im Netz - Google hat viele und kann all die dort schon 
vorhandenen Daten mit den neuen von G+ verknüpfen."  Quelle:  
<http://blog.suma-ev.de/content/google-und-warum-ich-es-nicht-haben-will> 
http://blog.suma-ev.de/content/google-und-warum-ich-es-nicht-haben-will

Den Hinweis finde ich durchaus wichtig! Daran habe ich tatsächlich auch 
gedacht, als der G+-Hype begann. Mir ist noch etwas rätselhaft, warum Leute 
G+ eher vertrauen als Facebook (siehe dazu auch "Aus irgendeinem Grund 
vertrauen sie Google+ mehr und probieren Google+ als ihr erstes soziales 
Netzwerk aus." 
http://crocksberlin.wordpress.com/2011/07/28/nutzertypen-bei-google-eine-kleine-theorie/).
 Profile sind in G+ sogar öffentlich einsehbar für Leute, die selbst 
überhaupt nicht in diesem Netzwerk sind (na, vielleicht kann man das auch 
abwählen). Diese Öffentlichkeit hat jedoch sicher Vorteile, wenn für 
bestimmte Themen eine breite Diskussion bzw. die Verlinkung dorthin 
gewünscht ist.

Facebook wird ja bei der Datensicherheit gern angegriffen, obwohl man 
wirklich eine große Entscheidungsfreiheit hat, was für wen sichtbar sein 
soll im Profil, Posts, Online im Chat usw. Ich nutze Freundeslisten von 
Anfang an und finde es überhaupt nicht kompliziert. Facebook selbst hat 
natürlich Zugang zu allen Daten, ebenso wie G+, nur mit dem Unterschied, 
dass Google noch andere Datensammlungen betreibt. Dazu noch ein passendes 
Zitat, welches die Problematik sozialer Netzwerke insgesamt treffend 
beschreibt:

"Bevor man sich in den Details des Datenschutzes vergräbt, sollte man sich 
über zwei Dinge klar werden - dies gilt nicht nur für Google Plus, sondern 
auch für andere soziale Netze: Erstens muss man dem Anbieter vertrauen. Wenn 
ich meine Daten lediglich hochlade und mit niemandem teile, dann muss ich 
immer noch darauf vertrauen, dass der Anbieter selbst kein Schindluder damit 
treibt. Zweitens muss ich akzeptieren, dass ein soziales Netz ja erst 
dadurch existiert, dass man Daten weitergibt. Diese Netze sind eine Art von 
Öffentlichkeit. Was niemand wissen soll, darf ich auch nicht preisgeben." 
(Quelle: Weber, Volker: Google zieht Kreise. In: c't - Magazin für 
Computertechnik, (2011), H.16)

Nun bin ich sicher kritisch, was Datensicherheit betrifft, aber weit davon 
entfernt, panisch zu sein. Es handelt sich zumindest bei den Konzernen 
selbst eher um Automatismen bei der Datenauswertung für Werbezwecke und 
nicht um Einzelbeobachtung (zu letzterem gab es ein interessantes Experiment 
in der C't: 
http://www.heise.de/ct/artikel/Datenschutz-Fallrueckzieher-1153312.html). 
Und wo wir gerade bei der persönlichen Darstellung im Internet sind. Es ist 
doch völlig okay, anderer Meinung zu sein oder etwas nicht zu mögen, aber es 
schadet IMMER in erster Linie dem EIGENEN Ansehen, andere persönlich 
anzugreifen statt sachlich zu argumentieren. Im Internet gibt es übrigens 
ein Archiv dieser Liste, die für jeden öffentlich zugänglich ist. Die 
Inhalte/Namen findet man auch über eine Suche bei Google, 
nurmalzumnachdenken ...

Noch etwas zu Verblödung und so: Soziale Netzwerke können zu neuen 
Erkenntnissen beitragen oder auch/nur zur Unterhaltung dienen. Das hängt 
jedoch nicht von den technischen Möglichkeiten ab, sondern was die einzelnen 
Menschen damit machen. Manche nutzen es eben in erster Linie zur 
Unterhaltung, manche zusätzlich und/oder hauptsächlich als 
Informationsquelle (wie eben das Fernsehen, Zeitschriften usw.). 
Bibliotheken haben hier die große Chance, mit Meldungen in den Neuigkeiten 
der Kunden aufzutauchen und auf Dienstleistungen und Möglichkeiten 
aufmerksam zu machen bzw. zu verlinken, nach denen die Kunden niemals 
gesucht oder nicht an Bibliothek gedacht hätten. Jedenfalls werden 
Bibliotheksseiten von Facebooknutzern abonniert 
(http://liswiki.org/wiki/Libraries_at_Facebook), was sie sicher nicht tun 
würden, wenn es keinen Nutzen für sie hätte.

Fazit: Mir gefallen moderne Kommunikationsformen wie Blogs und soziale 
Netzwerke schon wegen ihrer Übersichtlichkeit und einfachen Handhabung 
richtig gut und beispielsweise viel besser als Mailinglisten, wo man 
zwischen den vielen und langen Zitaten vorangegangener Mails oft mühsam nach 
den Antworten suchen muss. Aber es gibt hier halt eben hin und wieder 
interessante Infos und Diskussionen. Und G+?! Ich vertraue Google, das 
zumindest technisch einen recht guten Eindruck macht, jedenfalls im Moment 
weniger als Facebook. Mal schauen, wie es sich weiterentwickelt, wenn die 
Testphase vorbei ist. Die müssen nämlich letztendlich Geld mit den Daten 
verdienen, sonst wäre es kein Wirtschaftsunternehmen. Da Chancen und 
Möglichkeiten für mich allerdings auch Argumente sind, würde ich es trotzdem 
nicht von vornherein ausschließen, dort irgendwann mitzumachen. Zur Zeit 
gefällt mir Facebook - das ich nicht unkritisch sehe und daher Informationen 
zur Sicherheit aufmerksam verfolge - jedoch einfach besser, wegen der 
praktischen Informationsmöglichkeiten durch Seitenabos, dem gegenseitigen 
Bestätigen von Freundschaften (ich bevorzuge tatsächlich diese Variante), 
Bibl.-Gruppen, natürlich weil meine Freunde dort sind und es Spaß macht. 
Noch ein Netzwerk würde zudem zusätzliche Zeit kosten ...

Viele Grüße,
L. Haensch

P.S. Zu http://blog.suma-ev.de/ - Ich schließe mich der Kritik, dass im Blog 
ein Kommentar ohne Anmeldung nicht möglich ist, an. Es sei denn, man möchte 
eben keine Kommentare.
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