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Re: [InetBib] Sondersammelgebiete // Evaluation // Empfehlungen



Hezlichen Dank Herr Kremer, für diesen Hinweis:

Dazu eine Anmerkung zur Stellungnahme der DFG zum Beitrag: „Die Freiheit
der Wissenschaft ist bedroht“ von Roland Reuß und Volker Rieble.

Problematisch ist die Feststellung, „Drei Viertel der Fachkollegiaten sind
der Meinung, „dass die Geschäftsstelle die Auswahl der Gutachter
verantwortungsvoll wahrnimmt“, wenn man bedenkt, dass ja die
Fachkollegiate befragt wurden. Das bedeutet doch umgekehrt, dass ein
Viertel der selbst involvierten an dem System Zweifel haben. Wenn man die
Wissenschaftler außerhalb der DFG-Involvierten befragt hätte, wären das
sicher weit mehr gewesen, für die sich nun Reuß und Rieble sozusagen zu
ihren Sprechern machen. Nicht weniger problematisch ist dabei, dass Reuß
als erklärter Gegner der Open Accessbewegung, sicher kein typischer
Repräsentant der heutigen Wissenschaft ist. Hier müsste man allerdings
eine anonyme Befragung vornehmen, denn es liegt nahe, dass diejenigen, die
von der DFG Forschungsgelder erhoffen, sicher vorsichtig sein werden sie
öffentlich zu kritisieren.

Die Aussage, dass es die Qualität der Gutachten erhöht, wenn die Namen der
Gutachterinnen und Gutachter den Antragstellerinnen und Antragstellern
nicht mitgeteilt werden, ist eine schlichte Behauptung, aber keine
Begründung für dieses Verfahren. Auch die Feststellung, dass es sich hier
um einen internationalen Standard handelt ist nicht ganz richtig, es ist
lediglich bei 80% der Organisationen zu beobachten. Der Grund dafür dürfte
sein, dass sich Ablehnungen leichter formulieren lassen, wenn man dafür
nicht öffentlich gerade stehen muss. Insbesondere das social networking im
Internet ist dafür ein deutlicher beleg, bei all denen die sich unter
Pseudonymen äußern.

Die Aussage, dass die DFG nach wissenschaftsinternen Maßstäben und
innerhalb des sorgfältig ausbalancierten Systems der Selbstorganisation
arbeitet, ist zwar zunächst eine Behauptung, die man nur schwer
erschüttern kann, aber entscheidend sind die Ergebnisse der
Forschungsförderung, und hier sind erhebliche Zweifel an den dafür
aufgebrachten Kosten und dem wissenschaftlichen Wettbewerbsgewinn
gegenüber der globalen Konkurrenz angebracht.

Allein, wenn wir den Vorsprung der USA im Bereich von
Literaturdatenbanken, Google oder im Bibliotheksbereich betrachten, frage
ich mich seit Jahren, ob wir den Vorsprung der USA von etwa zehn Jahren
zur Zeit des Weinberg Reports (1963), inzwischen nicht auf zwanzig Jahre
vergrößert haben.

Dass die DFG auch fast nur die Anträge mit großem Aufwand begutachtet, und
viel zu selten die Ergebnisse, ist auch nicht zu übersehen.

Man fragt sich ohnehin, warum die Gutachter/innen eine solche
ehrenamtliche Belastung neben ihrem Beruf ertragen, wenn sie sich nicht
gewisse Vorteile daraus versprechen. Welch das sind, lässt sich aus
etlichen Kritiken (auch aus der von Reuß und  Riebel) leicht erkennen.

Dass die DFG ihr System ständig weiter zu verbessern versucht, ist
vermutlich unbestritten, aber manchmal erfordert Innovation auch neues
Denken und nicht nur kaizen-artige optimierungen.

Es klingt beeindruckend, wenn die DFG fast 600 Fachkollegiaten/innen in
203 Fächern hat, aber Bibliothekswissenschaft ist darin schon darum nicht
vertreten,  weil es Aufgabe des Ausschusses für Wissenschaftliche
Bibliotheken und Informationssysteme ist, über die Unterausschüsse
1.      Überregionale Literaturversorgung
2.      Elektronische Publikationen
3.      Informationsmanagement
4.      Erschließung und Digitalisierung
die DFG beim Aufbau der bibliothekarischen Infrastruktur in Deutschland zu
beraten.
Wenn es also beispielsweise zu der Frage kommt, wie die historisch
gewachsenen Sondersammelgebiete in Deutschland weiterzuentwickeln sind,
dann wird eine Expertenkommission auf Grundlage der Ergebnisse der
Evaluierungsuntersuchung der Prognos AG gebildet, und nicht, entsprechend
anderer DFG-Bereichen, eine  Bibliothekswissenschaftliche Analyse
gefördert. Das soll keine Kritik sein, denn das Ergebnis kann sich in
diesem Falle ja durchaus sehen lassen. Aber nachdem es inzwischen eine
Wissenschaftsforschung gibt, fragt man sich, warum die DFG u.a. mit dem
IFQ nur so zaghaft aus der ehrenamtlichen Laienberatung in eine
professionelle Forschungs- und Wissenschaftsförderung hinüber wechselt.
Jeder Spezialist auf seinem Gebiet ist ein Laie auf einem Fachfremden
Gebiet, und Wissenschaftsforschung bzw. Forschungsförderung ist inzwischen
ein eigenes Gebiet, das ebenso professionelle Spezialisten braucht, wie
Chirurgen, Molekularbiologen oder Mediäwisten. Das beginnt schon damit,
dass das Headhunting um die besten Fachleute in einem Forschungsteam nicht
dadurch ersetzt wird, dass man darauf wartet, wer einen Forschungsantrag
stellt.

Mit heutigen Mitteln der Internetnutzung gibt es ohne Zweifel weitaus
effektivere Möglichkeiten gezielte Forschungsförderung zu betreiben, als
es die DFG mit ihrem historisch gewachsenen Gutachter- und
Fachkollegiaten/innen-System tut.

W. Umstätter


In Form eines Infobriefs werden die wichtigsten Ergebnisse der Studie
zusammengefasst.
Eine von der DFG eingesetzte Expertenkommission hat auf Basis der Studie
Empfehlungen zur Weiterentwicklung des SSG-Systems formuliert.

http://www.dfg.de/dfg_profil/evaluation_statistik/programm_evaluation/studie
n/studie_sondersammelgebiete/index.html
kurz (gleicher Link):
http://tinyurl.com/6ezp9g7


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News-Infographics-Maps Berlin, 12. Januar 2012
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