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Re: [InetBib] Pflichtveröffentlichung von Prüfungsarbeiten? / Anmerkungen eines Betroffenen



Besonders ineressant wird es, wenn sich herausstellt, dass Plagiate
hoechst unterschiedliche Bewertungen erfahren, weil die Gutachter sie
nicht gleich als Plagiate erkennen. Das ist zwar nicht neu, wird aber in
Zukunft spektakulärer.

So entsinne ich mich an eine Lehrerin in meiner Schulzeit. Sie "hat mir
eines Tages auch zu verstehen gegeben, dass sie bei mir einen Mangel an
physikalischer Begabung festgestellt hätte. Sie war ohnehin der festen
Überzeugung, Begabungen bei Kindern und Jugendlichen sehr genau zu
erkennen. Von besonderer Komik war dabei, dass sie mir dies für eine
Aussage attestierte, die ich von R.W. Pohl (einst Prof. in Göttingen)
entnommen hatte." (Zwischen Informationsflut und Wissenswachstum S.134)
Pohl hat eines der bekanntesten Lehrbücher der Physik verfasst.

Wir sollten also in Zukunft unbedingt auch die Bewertungen von
Abschlussarbeiten mit publizieren ;-)

MfG

W. Umstaetter

Am 28. Feb 2012 um 17:49 Uhr schrieb Ulrike Müller-Kaspar:


... Und im Übrigen: Das Thema ist ein alter Hut, hatten wir hier schon
mehrfach.
Schönen Tag noch
  ...

Das heißt nicht zwangsläufig, dass dieses Thema nicht auch wiederholt
diskutiert werden kann.
Für mich stellen diese Threads eine enorme Bereicherung dar, gerade weil
die Thematik im Rahmen
unseres bibliothekswissenschaftlichen Studiums bisher noch nicht
ausreichend behandelt
wurde. Neben den Konsequenzen (deren Ausmaß ich aufgrund des o. A. nur
vermuten kann), welche sich aus einer
Veröffentlichung sowohl von prüfungs- als auch abschlussrelevanten
Arbeiten für die Hochschulen bzw.
für Dozierende ergeben würden leiten sich für die Studierenden m. E. vor
allem positive Erscheinungen
daraus ab. U. a. die Möglichkeit aktiver Vernetzung bereits während des
Studiums. Vernetzung ist, das
wissen Sie selbst wohl am besten, eines der großen Schlagworte unserer
Branche. Eine individuelle
Erfahrung ist, dass ich durch im Rahmen von Befragungen erhaltene Mails
auf Arbeiten aufmerksam gemacht
worden bin, die sich inhaltlich mit einem gerade von mir selbst
bearbeiteten Thema beschäftigen oder
dazu beitragen ein aktuell innerhalb eines Moduls behandeltes Thema aus
einem weiteren Gesichtspunkt
zu betrachten. Das führte bei den jüngst stattgefundenen Recherchen für
eine Hausarbeit zu der Feststellung,
dass mein zuvor in einem Referat dargestelltes Thema (ziemlich haargenau)
an einer weiteren Hochschule bereits
bearbeitet worden war. Die Ergebnisse konnten daraufhin ergänzt,
aktualisiert und unter weiteren Blickwinkeln
berücksichtigt werden. M. E. ideale Voraussetzungen nicht nur zur
Vermeidung von unnötiger Doppelarbeit,
von der wir doch - ich denke an die Katalogisierung - auch sonst abzusehen
versuchen.
Heißt natürlich, wie Herr Umstätter bereits sagte, dass die Identifikation
von Plagiaten einen breiteren Raum
einnehmen wird als bisher. Bei gleichzeitigen Bestrebungen zur Hebung der
Studienmoral sowie der Erforschung des
(möglicherweise gegenwärtig gehäuften) Aufkommens von Plagiaten generell
halte ich das für absolut notwendig.
Von Filtermechanismen hingegen halte ich - bei einem ausreichenden Niveau
an Informations- und Medienkompetenz
(wieder eines unserer Schlagworte) der Benutzenden - wenig. An eine
Abschlussarbeit zu gelangen, die es aufgrund
einer Bewertung von über - sagen wir 2,5 - nicht in die
Hochschulbibliothek geschafft hat, ist durchaus nicht
eben einfach. Abgesehen davon, dass zuvor die Existenz derselben zu
ermitteln ist. Mag eine solche Arbeit ihre
Bewertung auch zurecht verdienen, liefert sie jedoch möglicherweise
Quellen und Anregungen dafür, das Thema besser
zu behandeln.
Wie o. a. kann ich die Konsequenzen für Hochschulen und Dozierende nur
unzureichend einschätzen. Ich ahne jedenfalls
durch die einhergehende konkrete Transparenz der verschiedenen Lehrinhalte
aufkommenden Wettbewerb, eventuell sogar
Rechtfertigungsdruck hinsichtlich sich (zu oft) wiederholender Themen. Was
für ein praxisfokussiertes Studium nicht
unbedingt eine negative Entwicklung bedeutete, da die Praxis sicher
genügend Sujets zu generieren imstande ist. Und
diese müssen natürlich - wie Herr Joachim m. E. ganz richtig erwähnt -
ganz und gar nicht volkswirtschaftlich relevant
sein.


Beste Grüße

Dirk Görsch




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