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Re: [InetBib] Encyclopedia Britannica stellt Druckausgabe ein



Sehr geehrter Herr Deeg,

da muss ich mich Ihnen anschließen.
Meines Wissens ist es seit sehr langer Zeit so, dass sich Zeitungen
wie Zeitschriften zum allergrößten Teil aus der Werbung, die sie
bringen, finanzieren, und Verkaufszahlen vor allem dem Beleg der
Reichweite der Werbung bzw. der Rechtfertigung der Preisgestaltung der
Werbeflächen dienen.

Es gibt ja auch schon seit Ewigkeiten Gratis-Wochenblätter, die leben
und leben und leben, trotz Internet, und auch wenn über diese und ihre
journalistischen Qualitäten von den sog. "Profis" gerne bespottet
wird, und sie wahrscheinlich ungern archiviert werden - was
Lokalnachrichten angeht, fühle ich mich da oftmals besser und mit
weniger Bias informiert als von der üblichen Lokalzeitung. Im
Lokalbereich sieht es aber eh wohl etwas anders aus.

Wenn ich mich recht erinnere, gab es in den späten 90ern schon mal
eine Zeitungskrise, die damals davon hervorgerufen wurde, dass die
Werbekunden plötzlich alle nur noch ins Internet wollten und
Printwerbung als soooo 70ties galt.

Oder war das Mitte der 80er beim Aufkommen des Privatfernsehens, als
wegen der teuren Fernsehwerbung plötzlich für Print kein Geld mehr da
war?

Jedenfalls hat damals niemand nach Bestrafung der nicht mehr werbenden
Konzerne geschrien, die sich das ihnen passender, profitabler, optisch
ansprechender scheinende Medium ausgesucht haben. DAS war freie
Marktwirtschaft.

Und ich kann mich nicht erinnern, dass viele Printverlage damals diese
Eintwicklung irgendwie anders als passiv jaulend zur Kenntnis genommen
hätten, also aufgewacht wären. Und ein paar Jahre später hatte sich
das ja auch immer alles wieder eingekriegt und man hatte eine neu,
komfortable Liegeposition gefunden...

Ebenso wie niemand seinerzeit Wesentliches in Sachen
Urheberrechtsverstöße durch Konzerne / Knebelverträge für Musiker,
Übersetzer, Autoren unternommen hätte - und in dem Teil der Diskussion
bis heute die verschiedenen Nutzer- oder Selbspublikations-Bewegungen,
vor allem die letzte vor dem Netz, nämlich die Independent-Bewegung
des Punk und New Wave, ganz erstaunlich abwesend scheinen, obwohl sie
die (Untergund-)Kultur und den Umgang mit Publikationsfreiheit auch im
Internet prägte.
Pop-Geschichte ist auch Geschichte. Inzwischen.

Eine schöne Woche mit hoffentlich mehr Sonne als letzthin hier oben wünscht

Silke Ecks

--------------

On 19 March 2012 08:09, Christoph Deeg <christoph.deeg@xxxxxxxxxxxxxx> wrote:
Sehr geehrter Herr Prenz,

Ich bin nicht Ihrer Meinung. Die Probleme der Zeitungen haben nichts mit
der immer gerne angedichteten Gratiskultur zu tun. Die Printverlage haben
die digitale Welt micht nur strukturell sondern auch inhaltlich
verschlafen. In meinem Umfeld geht es nicht m Gratisangebote sondern um
qualitativ hocherwertige Angebote. Dies betrifft sowohl die Inhalte als
auch das Format. Dafür sind wir gerne bereit, Geld zu bezahlen und das tun
wir auch.

Beste Grüsse

Christoph Deeg

Am Montag, 19. März 2012 schrieb  <prenz@xxxxxxxxxxxxxx>:
Lieber Herr Umstätter,

mich beschleicht das Gefühl, Sie vermischten nun Äpfel mit Birnen. Die
Zeitungen haben doch nicht aufgrund papierhassender Jugendlicher Probleme,
sondern weil die Gratisangebote im Netz und die allgemeine Gratiskultur
dort den Anschein erwecken, man müsste für Qualität nichts mehr bezahlen.
Die gedruckte Zeitung geht nicht unter, sondern, wenn schon, die Zeitung an
sich.

Trotzdem sieht man jeden Tag viele Studenten, die gerne ihren
ZEIT-"Brocken" unter dem Arm umher tragen. Wollen wir die Hoffnung also
nicht ganz so schnell verlieren. :-)

Beste Grüße

Markus Prenz

Am 17.03.12 17:11 schrieb "Walther Umstaetter" unter <
walther.umstaetter@xxxxxxxxxxxxxxxx>:


Vielleicht hilft auch das in dieser Diskussion manchem weiter:


http://www.pearsonfoundation.org/downloads/PF_Tablet_Survey_Summary_2012.pdf

In den USA stieg die Zahl an Tablet-PC-benutzenden Studierenden bereits
auf 25% (2011 7%).

MfG

W. Umstätter

P.S. Man achte mal darauf, wie die Zeitungen z.Z. um Anteile in diesem
Markt kämpfen, weil ihre Druckwerke langsam untergehen. Dafür ließ die
Bild-Zeitung bereits Wulff über die Klinge springen und schaffte das
Seite-1-Girl ab. Erstaunlich, dass die Alt-68er da nicht mehr reagieren.
Aber die Blockade der Auslieferung bedruckten Papiers, würde diese
Entwicklung wohl nur beschleunigen.


Hallo Frau Ecks, liebe Liste,

Am 16.03.2012 22:03, schrieb Silke Ecks:

erstmal @ Herrn Wolf:
(die historischen Altbestände mal ausgenommen, aber um die geht es hier
nicht).

Doch, tut es doch!
Wie ist es denn dereinst zu den historischen Altbeständen gekommen?
(mit Herrn Stephan)
Doch wohl, weil etwas eben NICHT aussortiert wurde - sicher, zu einer
Zeit, als Bücher noch keine Massenware waren, bestand ein anderes
Verhältnis zum Wissen in ihnen.

Es gibt inzwischen National-, Landes- und Spezialbibliotheken, die die
Sammel- und Aufbewahrungsaufgabe übernehmen. Eine ganz normale Uni- oder
Stadtbibliothek muss daher nicht alles auf Teufel komm raus sammeln und
kann Dinge, die nicht mehr benötigt werden, aussortieren.

Ach?
Mir erscheinen solche Trends als Modeäußerungen, die gerade irgendwo
an einem grünen Tisch angesagt sind. (Hoffentlich ist das schon morgen
wieder anders!)

Sie arbeiten vermutlich nicht in einer (Universitäts-)Bibliothek, oder?
Es sind jedenfalls auch Forderungen der Studierenden nach mehr
(ruhigen!) Arbeitsmöglichkeiten. Ich beschreibe einfach nur die Realität.

Je nun: Dieser angeblich notwendig in Bibliotheken zu schaffende Platz
(früher nannte man das Mensa oder Kneipe, oder Seminarraum, meine ich
- sind die alten Lernbereiche denn schlecht geworden?) kann doch

Mensa und Kneipe reichen vielleicht bei Putenformschnitzel oder dem 3.
Bier für den philosophischen Smalltalk, aber doch nicht für
konzentriertes Lernen. Und Seminarräume sind für Seminare da, aber
können nicht mal einfach so belegt werden.

ebenso knapp mit einem Verweis auf Internet, Twitter, Chats, Google+
etc. abgewiesen werden?

Auch um diese Dienste zu nutzten braucht man einen Arbeitsplatz. Ein
ruhiges Plätzchen auf der grünen Wiese ist beim hiesigen Klima nicht
ganzjährig nutzbar. Viele ziehen da die Plätze in einer Bibliothek vor.
Und um mit anderen von Angesicht zu Angesicht zu diskutieren sind
Online-Dienste auf absehbare Zeit nur eine zweitklassige Möglichkeit,
verglichen mit dem direkten Gespräch mit anderen Personen in einem Raum.

Das geht da doch auch ganz prima und sofort, und platzsparend, oder?
Und gemütlicher im Café oder zu Hause?? Und es muß gar nicht groß was
digitalisiert werden.

Vom Café oder von zu Hause hat man in aller Regel nicht sofortigen
Zugriff auf tausende (gedruckte) Lehrbücher, die man fürs Arbeiten
benötigt. Es sind also allenfalls Alternativen, die man auch nutzen
kann, aber längst nicht immer.

Jedenfalls bringt sowas keine Leute ins Haus, keine Nutzer.

Also hier werden die neuen Lern- und Arbeitsbereiche sehr intensiv
genutzt.

 > Für mich ist an der so hoch gelobten aktuellen Bibl.-Architektur, die
 > ja angeblich solchen Platz schaffen soll, ein massives Problem, dass
 > sie sich eisig kalt und technokratisch anfühlt und in keiner Weise zu
 > einem Verweilen und Diskutieren einlädt.

Ihre subjektiven Empfindungen in allen Ehren, aber sie entsprechen nicht
der Realität. Hier halten sich jedenfalls viele Studierenden für Stunden
in der Bibliothek auf, obwohl sie so kalt und technokratisch (ich würde
eher sagen: praktisch und nützlich) ist.

Viele Grüße

Sebastian Wolf

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